Mannheim. Für die Belegschaft der Mannheimer Versicherung war es ein Wiedersehen der angenehmeren Art. Gestern Vormittag informierte ihr ehemaliger Vorstandschef Helmut Posch die Mitarbeiter über die Verschmelzung von Mannheimer und Continentale - dem aktuellen Arbeitgeber des Österreichers. Der Dortmunder Versicherungsverbund kündigte gestern an, dass die Quadratestadt im Zuge der Verschmelzung der Gesellschaften zusätzlicher Continentale-Direktionssitz werden soll. Gleichzeitig schloss Posch betriebsbedingte Kündigungen wegen der Übernahme aus.
Nach seinen Worten soll die Mannheimer "ein starker Bestandteil in unserem Verbund" werden. Demnach bleibt die Mannheimer Versicherung als Sachversicherung ein eigenständiges Unternehmen. Als Direktionssitz übernimmt die Gesellschaft zudem "strategische Aufgaben" für den gesamten Continentale-Verbund. Details dazu stehen nach den Worten eines Continentale-Sprechers noch nicht fest.
"Sicherung des Standorts"
Der Dortmunder Versicherer setzt mit dieser Entscheidung auf bewährte Strukturen: So ist zum Beispiel Köln - neben Dortmund sowie München - ebenfalls Direktionssitz, an dem die Tochtergesellschaft Europa als Zentrale des Lebensversicherungsgeschäfts dient. "Wir sehen eine Stärkung des Mannheimer Geschäftsmodells und eine langfristige Sicherung des Standortes Mannheim im Continentale Versicherungsverbund", kommentierte Mannheimer-Vorstandschef Marcus Kremer die Ankündigungen.
Die Mannheimer-Sparten Kranken- sowie Lebensversicherung sollen laut einer Pressemitteilung mit den entsprechenden Gesellschaften der Continentale "harmonisiert" werden. Auch hier lassen sich nach den Worten des Unternehmenssprechers noch keine Details nennen. In der Branche heißt es, dass die Mannheimer Lebensversicherungs-Tochter mamax Chancen besitzt, zumindest als eigenständige Marke weiterzubestehen. Das Krankenversicherungsgeschäft der Mannheimer dürfte die Continentale dagegen komplett schlucken.
Bei der anstehenden Neuorganisation muss sich nach den Worten von Helmut Posch kein Mannheimer-Beschäftigter Sorgen um seine berufliche Zukunft machen. "Wir stehen zu unserem Versprechen: Betriebsbedingte Kündigungen sind ausgeschlossen", sagte der Vorstandschef laut einer Pressemitteilung. Bei der Mannheimer besteht bis Ende dieses Jahres eine Arbeitsplatzgarantie. Im Versicherungsgeschäft sind von der anstehenden Verschmelzung in der Krankenversicherung knapp 80, im Bereich Leben rund zwölf und bei der Sachversicherung etwa 750 Mitarbeiter betroffen.
Weniger zufrieden dürften dagegen gestern die verbliebenen Minderheitsaktionäre der Mannheimer gewesen sein. Sie halten noch rund acht Prozent der Anteile, der Rest liegt bei der Continentale. Die Kleinaktionäre sollen im Rahmen eines sogenannten Squeeze-Out-Verfahrens als Anteilseigner ausgeschlossen und mit 3,70 Euro je Aktie abgefunden werden. Aktionärsvertreter kündigten an, dieses Angebot nicht zu akzeptieren und notfalls Rechtsmittel einzulegen. "3,70 wird mit Sicherheit nicht das letzte Wort sein können", sagte Siegfried Pfündl von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Sollte es bei diesem Angebot bleiben, "würde ich sagen, dass es zum Spruchverfahren kommt". Dann muss ein Gericht prüfen, ob die Barabfindung auch angemessen ist. Laut Pfündl muss das Angebot vor allem künftig zu erwartende Ergebnisse einer Gesellschaft berücksichtigen - was hier nicht der Fall sei.
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