Mannheimer Umfrage - Firmen senken Kosten und erzielen erstmals seit Pandemiebeginn wieder Gewinne – das gilt aber nicht für die Krisenbranchen

Betriebe sparen und erhöhen die Preise

Von 
Walter Serif
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Die Gewinne steigen wieder, aber nicht überall. Während es in der Bauindustrie volle Auftragsbücher gibt, sieht es in der Gastronomie nicht rosig aus. © dpa

Mannheim. Die Unternehmen in Deutschland sehen wieder ein wenig Licht am Ende des Tunnels. Das belegt die aktuelle Unternehmensbefragung (German Business Panel) der Universität Mannheim. Im Oktober sind der Studie zufolge die Gewinne im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1,7 Prozent gestiegen. Diese liegen damit zum ersten Mal seit Ausbruch der Pandemie 2020 wieder im Plus. „Die Unternehmen konnten die extrem hohen Energiepreise sowie die Lieferengpässe auffangen“, sagt Jannis Bischof, der Projektleiter der Studie.

Keine nachhaltige Trendwende

Die Betriebe profitieren dabei weniger vom Anziehen der Konjunktur. „Sie haben aber ihre Hausaufgaben gemacht. Die Gewinne resultieren aus höheren Preisen und Kosteneinsparungen“, sagt der Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Unternehmensrechnung mit Blick auf die Zahlen, die monatlich veröffentlicht werden. Deshalb kann nach Bischofs Einschätzung von einer nachhaltigen Trendwende keine Rede sein: „Die Unternehmen haben sich harte Sparprogramme verordnet. Es wurden Fachkräfte entlassen, die fehlen werden, wenn die Auftragsbücher wieder voll sind.“ Außerdem hätten die Betriebe weniger in Forschung und Entwicklung investiert, um die Kosten zu senken. „Wer so handelt, läuft natürlich auch Gefahr, die Zukunft zu verschlafen“, so der Wissenschaftler.

Besonders auffällig ist in der Langzeitbefragung die stark gestiegene Bereitschaft der Unternehmen, die Preise zu erhöhen. So übertrifft der Anteil der Betriebe, die mehr Geld von den Kunden verlangen, den der Firmen, die ihre Preise senken im Oktober um rund 35 Prozent. Im September waren es nach der Erhebung der Universität Mannheim nur knapp 22 Prozent.

Bischof betont, dass es sich bei den Gewinnen um Durchschnittszahlen handle. „Die Schere ist in der Pandemie weit auseinandergegangen. Während zum Beispiel die Online-Plattformen von der Pandemie sogar profitieren, fürchten viele Unternehmen in der Gastronomie oder Hotellerie um ihre Existenz. Die Krisenbranchen sind also noch immer in der Krise“, sagt Bischof.

Deshalb schätzen die Unternehmen je nach Branche die Wahrscheinlichkeit, dass Konkurrenzbetriebe Pleite gehen, auch unterschiedlich ein. Bei Firmen, die von den Betriebsschließungen im vergangenen Winter betroffen waren, ist die Skepsis nach Einschätzung von Bischof noch immer besorgniserregend. Die Unternehmen prognostizieren die Konkurswahrscheinlichkeit auf knapp 20 Prozent. In der Bauindustrie, die derzeit einen Boom erlebt, sind es dagegen nur gut acht Prozent. Die durchschnittliche Ausfallwahrscheinlichkeit ist branchenübergreifend von fast 29 Prozent im April 2021 auf 12,7 Prozent im Oktober gesunken.

Steuersenkungen nicht vorrangig

Während die FDP im Wahlkampf vor allem Steuersenkungen für die Betriebe propagierte - dafür ist jetzt kein Geld da -, hegen die Unternehmen andere Wünsche. Sie favorisieren weitere Digitalisierungsmaßnahmen. Auch Schritte gegen den sich ausweitenden Arbeits- und Facharbeitermangel wie zum Beispiel eine gezielte Zuwanderung und Förderung des Ingenieurstudiums genießen den Vorzug. Nur bei Betrieben, die sehr von der Pandemie betroffen sind, werden die Rufe nach Steuersenkungen lauter. Fast 20 Prozent der Unternehmen fordern mehr staatliche Investitionen in den Klimaschutz. Im Vergleich dazu haben Themen wie Mindestlohn oder Staatsverschuldung keine große Bedeutung.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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