New York. Es sei ja beruhigend zu wissen, dass trotz des Shutdowns der Regierung in Washington die US-Notenbank weiter Geld drucken könne, witzelte ein Zeitungsleser in einem Kommentar. In der Tat ist die Federal Reserve (Fed) nicht von der Haushaltsblockade im Kongress betroffen - und so konnte jetzt wie geplant der neue 100-Dollar-Schein in Umlauf gebracht werden. Der nicht gerade ideale Zeitpunkt kurz vor einem drohenden Bankrott des Landes passt zur wenig ruhmreichen Entstehungsgeschichte des neu gestalteten Geldscheins.
Fast zehn Jahre lange wurde an der als fälschungssicher geltenden Banknote getüftelt, ehe sie vor zweieinhalb Jahren in Druck ging. Doch weil das Papier während des Druckens immer wieder zerknitterte, wurde die Einführung verschoben. In diesem Sommer gab es dann die nächste Panne: Eine der zwei Druckereien, die die US-Noten herstellen, lieferte fehlerhafte Scheine ab. Offenbar war zu viel Tinte benutzt worden, viele Linien wirkten wie übermalt. 30 Millionen Scheine mussten geschreddert werden. Jetzt aber ist es so weit, und die Geldnote wird in gepanzerten Transporten durch die USA gerollt und an die Banken ausgeliefert.
Wirklich neu ist der Schein allerdings nicht: Das Konterfei von Benjamin Franklin, einem der Gründungsväter der Vereinigten Staaten und Wissenschaftler, ziert nach wie vor das Papier. Der Spitzname "Benjamin" für den Hunderter kann also beibehalten werden. Die neuen 100 Dollar kommen aber sehr viel bunter daher als die Vorgänger sowie die übrigen amerikanischen Banknoten in ihrem typischen Dollar-Grün. Und das liegt vor allem an den Sicherheitsmerkmalen.
"Sehr schwer, ihn zu fälschen"
So durchzieht das Papier ein eingewebter dreidimensionaler Sicherheitsstreifen in blauer Farbe. Neu ist auch die kupferfarbene Freiheitsglocke versteckt in einem gleichfarbigen Tintenfass. Sie wird sichtbar und verfärbt sich grün, wenn die Banknote bewegt wird. Auch die Ziffer 100 ist mal kupferfarben, mal grün, je nachdem, wie der Schein gehalten wird. "Die Banknote als echt zu identifizieren, wird künftig leichter sein, ihn zu fälschen, wird dagegen sehr schwer werden", heißt es in einer Erklärung der Notenbank. Eine große goldene 100 auf der Rückseite soll es vor allem älteren Menschen erleichtern, den Wert der Banknote zu lesen.
Die 100-Dollar-Note ist außerhalb der USA die am häufigsten gefälschte Banknote, in den USA wird die 20-Dollar-Note am liebsten nachgemacht. Überhaupt werden es wohl vor allem die Bankangestellten und Kunden im Ausland sein, die den neu gestalteten Schein in Händen halten werden: Von den 8,6 Milliarden 100-Dollar-Noten zirkulieren bis zu zwei Drittel außerhalb der Vereinigten Staaten. Seit die Fed vor 40 Jahren damit aufgehört hat, 500-, 1000- und sogar 10 000-Dollar-Noten auszugeben, ist der Hunderter der größte Schein, mit dem bezahlt werden kann. Fürs Erste wurden 3,5 Milliarden neue "Benjamins" gedruckt.
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