Chemie - Konzern handelte sich mit der Übernahme des US-Konkurrenten Monsanto eine Klagewelle ein – die sorgt nun für tiefrote Zahlen

Bayer mit höchstem Verlust der Firmengeschichte

Von 
dpa
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Im operativen Geschäft lief es 2020 für Bayer nur durchwachsen. © dpa

Leverkusen. Die Folgen der Übernahme des einstigen US-Rivalen Monsanto haben dem Agrarchemie-Konzern Bayer den höchsten Verlust seiner Unternehmensgeschichte eingebrockt. Im vergangenen Jahr betrug das Konzernergebnis minus 10,5 Milliarden Euro, wie die Leverkusener am Donnerstag bekanntgaben. 2019 hatte es noch einen Gewinn von 4,1 Milliarden Euro gegeben. Die tiefroten Zahlen lagen vor allem an Rückstellungen für die US-Klagen wegen angeblicher Krebsrisiken von Glyphosat.

2016 leitete Bayer die Übernahme von Monsanto ein und hoffte auf einen Schub für profitable Geschäfte. Ein Kassenschlager von Monsanto ist der Unkrautvernichter Roundup mit dem Wirkstoff Glyphosat. Viele Landwirte setzen das Mittel ein, auch manche Schrebergärtner nutzen es. Bayer betont, dass Glyphosat bei sachgerechter Anwendung sicher sei, Kritiker warnen hingegen vor Gefahren für die Gesundheit.

In den USA sorgte Glyphosat für eine Klagewelle. Inzwischen meldeten rund 125 000 Kläger Ansprüche an bei Bayer. Lange Zeit drückte das Thema den Bayer-Aktienkurs deutlich, was bei Anteilseignern zu Unbehagen führte – auf der Hauptversammlung 2019 verweigerten sie mit deutlicher Mehrheit Konzernboss Werner Baumann die Entlastung. Das hatte ein amtierender Dax-Vorstandschef noch nie erleben müssen.

Die düsteren Wolken am Bayer-Himmel lichteten sich 2020 etwas, als es zu einer Einigung mit den Klägeranwälten kam – für bis zu 9,6 Milliarden Dollar (7,9 Milliarden Euro) will Bayer Ansprüche von bereits eingegangen Klageschreiben abgelten. Rund 90 000 Klagen sind bereits abgehakt. Drei Milliarden Dollar wurden bereits überwiesen, Tendenz steigend. Verhandlungen zu 35 000 weiteren Klagen laufen noch. „Da sind wir auf einem guten Lösungsweg“, sagte Baumann. Unter Zeitdruck sieht Baumann sein Unternehmen hierbei nicht. „Wir sind dann fertig, wenn wir fertig sind.“

Am Donnerstag sank der ohnehin schon niedrige Börsenkurs. Das hing damit zusammen, dass die Bayer-Chefetage vorsichtig auf das laufende Geschäftsjahr blickt. Zudem soll die Dividende für 2020 sinken.

Die Geschäfte des 100 000-Mitarbeiter-Konzerns entwickelten sich 2020 insgesamt durchwachsen. So sackte der Umsatz um 4,9 Prozent ab auf 41,4 Milliarden Euro. Hauptgrund hierfür waren allerdings negative Währungseffekte – weil der Wert von Währungen in Lateinamerika sank, bekam Bayer weniger Euro in die Kasse. Ohne Währungseffekte und auf Basis des gleichen Portfolios wäre es sogar ein kleines Umsatzplus von 0,6 Prozent gewesen.

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