Metall- und Elektroindustrie - Der Arbeitgeberverband der Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg sieht keinen Spielraum für eine Erhöhung auf breiter Fläche

Arbeitgeberverband Südwestmetall: Klare Absage an dickes Lohnplus

Von 
Tatjana Junker
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Die wirtschaftliche Entwicklung innerhalb der Metall- und Elektroindustrie ist unterschiedlich: Im Fahrzeugbau läuft es zum Beispiel nicht rund. © picture alliance/dpa/Mercedes-Benz Ag

Stuttgart. Die Ansage ist deutlich: „Unrealistisch und schädlich“ nennt Südwestmetallchef Joachim Schulz die jüngste Empfehlung des IG-Metall-Vorstands, in der kommenden Tarifrunde ein Lohnplus von sieben bis acht Prozent zu fordern. „Wenn ich als mittelständischer Unternehmer von solchen Entwicklungen betroffen wäre, würde ich sehr ernsthaft darüber nachdenken, mich aus dem Arbeitgeberverband zu verabschieden“, so Schulz.

Der Vorsitzende des Arbeitgeberverbands im Südwesten bekräftigt, womit viele bereits gerechnet haben: Der Metall- und Elektroindustrie mit ihren rund 3,9 Millionen Beschäftigten in Deutschland steht ein heißer Herbst bevor. Denn während die Gewerkschaft mit Blick auf die hohe Inflation einen kräftigen Zuschlag für ihre Mitglieder erwartet und auf die gute Auftragslage bei vielen Betrieben der Branche verweist, ist aus Sicht der Arbeitgeber „Mäßigung“ angesagt. „Es mag Firmen geben, die mit glänzenden Ergebnissen aus dem letzten Jahr daherkommen. Aber bei einem Großteil der Unternehmen sieht es gerade ganz anders aus“, sagt Südwestmetallchef Schulz und verweist auf die zahlreichen Herausforderungen, mit denen die Firmen zu kämpfen hätten: Der Ukraine-Krieg und die explodierenden Energie- und Rohstoffpreise, anhaltende Probleme in den globalen Lieferketten und nicht zuletzt die Mammutaufgaben Transformation und Digitalisierung, die hohe Investitionen erforderten.

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Große Unterschiede in der Branche

Auch die Auftragslage müsse differenziert betrachtet werden: So habe es bei den Eingängen in den letzten Wochen eine Abkühlung gegeben, der Auftragsbestand sei teilweise ebenfalls fragil: Einige Kunden würden Order wieder stornieren, weil sich ihre eigenen Erwartungen an die Geschäftsentwicklung nicht erfüllten. Insgesamt liege das Produktionsniveau noch deutlich unter dem des Spitzenjahres 2018. Innerhalb der Branche gebe es zudem deutliche Unterschiede: Während zum Beispiel die Elektroindustrie schon wieder auf Vorkrisenniveau angekommen sei, hinke der Fahrzeugbau - vor allem im Südwesten ein wichtiger Zweig - noch weit hinterer. „Hier passt nicht eine Lösung für alle. Auch die Gewinnmargen driften sehr weit auseinander“, sagt Schulz. Die Arbeitgeber untermauern ihre Forderung nach Mäßigung auch mit einer Umfrage unter ihren Mitgliedsbetrieben. In Baden-Württemberg haben sich daran 310 Unternehmen mit insgesamt rund 300 000 Beschäftigten beteiligt. Demnach rechneten 81 Prozent der befragten Firmen für 2022 mit sinkenden Gewinnen, 23 Prozent sehen sich in ihrer Existenz gefährdet.

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Staat soll nachlegen

„Wenn wir diese Betriebe mit dem Tarifabschluss überfordern, vergrößern wir ihre Not oder treiben sie sogar in die Pleite“, bilanziert Schulz. Die Mehrzahl der Unternehmen könne sich „eigentlich keine weitere Kostenbelastung durch eine Tariferhöhung leisten“.

Einig sei man sich mit der IG Metall, dass die Tarifpolitik den Preisschock für die Verbraucher nicht ausgleichen könne. Hier sei die Politik in der Pflicht. Über das bestehende Entlastungspaket hinaus brauche es weitere Schritte, sowohl für Verbraucher als auch für Unternehmen. „Hier sehen wir noch Spielraum. Der Staat nimmt ja durch die Teuerung über die Verbrauchssteuer mehr ein. Zumindest diese zusätzlichen Einnahmen können an Betriebe und Bürger zurückgegeben werden.“

Redaktion Wirtschaftsreporterin

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