Commerzbank - Niederlassung Mannheim erzielt 2021 starkes Wachstum / Unternehmen investieren wieder mehr

Aktien und Immobilien boomen bei der Commerzbank Mannheim

Von 
Walter Serif
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Die Commerzbank in Mannheim betreut 125 000 Privat- und Unternehmerkunden und rund 800 Firmen mit einem Jahresumsatz ab 15 Millionen Euro. © Commerzbank

Mannheim. Neue Besen kehren gut: Seit Januar 2021 ist Manfred Knof der neue Chefsanierer bei der Commerzbank, die 2020 fast drei Milliarden Euro Verlust gemacht hatte. Der Vorstandschef baut seitdem das Institut radikal um. Weniger Mitarbeiter, weniger Filialen, so lautet das Motto. 2021 kehrte das Institut mit einem Jahresüberschuss von 430 Millionen Euro in die Gewinnzone zurück, das hatten die Analysten im Coronajahr nicht erwartet. Und 2022 will Knof den Gewinn auf mehr als eine Milliarde Euro steigern und eine Dividende auszahlen.

Auch die Niederlassung Mannheim spricht rückblickend von einem erfolgreichen Geschäftsjahr 2021. Sie profitierte vom Aktien- und Immobilienboom, wie das Institut bei einem virtuellen Pressetermin mitteilte. Demnach stieg das Depotvolumen um 15 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro. Vor allem Wertpapiersparpläne waren beliebt: Ihre Zahl wuchs um 18 Prozent. „Unsere Kunden trauen sich zunehmend an das Thema Geldanlage heran“, sagte Muamer Culah, Niederlassungsleiter Privatkunden in Mannheim, und legte nach: „Wer sein Geld unverzinst auf dem Girokonto liegen lässt, verliert durch die hohe Inflation noch mehr Vermögen als in den vergangenen Jahren.“

Gutes Immobiliengeschäft

Nach aktueller Schätzung der Bundesbank könnte die Inflationsrate in diesem Jahr im Durchschnitt bei fünf Prozent liegen. Franz-Josef Becker, der das Firmenkundengeschäft der Niederlassung Nordbaden-Pfalz-Saar leitet, kann sich mit Blick auf die bereits steigenden Zinsen vorstellen, dass „Negativzinsen schon bald passé sein werden“.

Neben Wertpapieren lief das Immobiliengeschäft besonders gut. Die Banker schlossen neue Baufinanzierungen in Höhe von gut 300 Millionen Euro ab. Das Gesamtvolumen stieg um sieben Prozent auf 1,8 Milliarden Euro. „Bei Bau und Renovierung achten immer mehr Kunden auf Nachhaltigkeit“, so Culah. Jeder vierte Neuabschluss sei inzwischen eine „grüne Baufinanzierung“, bei der der Kunde einen Zinsrabatt für Energieeffizienz erhält. Insgesamt beläuft sich das Kreditvolumen auf 2,3 Milliarden Euro. Angelegt haben die Kunden bei der Commerzbank 1,8 Milliarden Euro.

Wie alle Geldinstitute treibt die Commerzbank die Digitalisierung voran. „Das Smartphone ist längst zur Bank in der Hosentasche geworden“, sagte Culah. Deutschlandweit nutzen inzwischen mehr als 1,8 Millionen Kunden die App. In Mannheim stieg die Zahl um elf Prozent.

Reine Direktbank für Firmenkunden soll kommen

Aber nicht nur die Privatkunden erledigen ihre Geschäfte immer öfter online. So schlossen die Firmenkunden jeden zweiten Geldmarktkredit online ab. „Darüber hinaus können Firmenkunden Dokumente nun auch per digitaler Signatur rechtsgültig unterzeichnen“, sagte Becker. Die Commerzbank will außerdem Ende des Jahres eine reine Direktbank für Firmenkunden eröffnen.

Interessant ist, dass nach Beckers Angaben viele Mittelständler, die KfW-Kredite beantragten, diese wieder getilgt oder gar nicht abgerufen haben. „Die Unternehmen sind offensichtlich gut durch die Pandemie gekommen und von Insolvenzen verschont geblieben. Sie investieren wieder, vor allem in Betriebsmittel und Lagerhallen. Der Trend geht weg von der Just-in-time-Produktion zur Bildung zumindest kleiner Lager. Die Liefersicherheit ist nicht mehr gegeben“, sagte Becker.

Davon profitiert natürlich auch die Commerzbank. Bei Unternehmerkunden bis 15 Millionen Euro Umsatz stieg das Kreditvolumen demnach um sechs Prozent auf 422 Millionen Euro. Bei den größeren mittelständischen Firmen, die von der Niederlassung Nordbaden-Pfalz-Saar betreut werden, war das Wachstum des Kreditvolumens (1,3 Milliarden Euro) mit zwei Prozent schwächer.

Digitales Beratungscenter entsteht in Mannheim

Im Geschäft mit vermögenden Kunden will die Bank deutlich wachsen. Besonders reizvoll ist nach Culahs Angaben die Tatsache, dass zwei Drittel dieser Klientel auch einen unternehmerischen Hintergrund haben. Anders gesagt: Die Bank wittert da gleich mehrere Geschäfte - Geldanlage, Finanzierungen und Unternehmensnachfolge.

Weil die Commerzbank ihr Filialnetz bundesweit von 790 auf 450 ausdünnen möchte und die Kunden auch nicht alles per App erledigen können, will das Institut einen dritten Kanal aufbauen. An bis Jahresende insgesamt zwölf Standorten - einer davon auch in Mannheim - sollen digitale Beratungscenter die Kunden betreuen. „Das ist dann der Lückenschluss zwischen Filiale und Online. Alle drei Kanäle sind dann in einer Hand“, sagt Culah. König bleiben in der Filiale dann vor allem „Kunden mit komplexem Beratungsbedarf“.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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