Hygienepapiere - Weil die Menschen seltener erkältet sind, verkauft auch der Essity-Konzern weniger Taschentücher

AHA-Regeln drücken Tempo-Nachfrage beim Essity-Konzern

Von 
Tatjana Junker
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Das Mannheimer Werk ist das größte des Essity-Konzerns in Europa. Am Standort sind rund 2000 Menschen beschäftigt. © rinderspacher

Mannheim/Neuss. Weil die Menschen weniger Schnupfen haben, ist der Bedarf an Taschentuch-Packungen gesunken. Normalerweise steige der Verkauf dieser Produkte im Herbst, dieser Effekt sei aber ausgeblieben, sagte eine Sprecherin des schwedischen Hygieneartikel-Konzerns Essity, der auch einen großen Standort in Mannheim hat. Zu Essity gehört die Marke Tempo.

Die Nachfrage nach den Einzelpäckchen sei in den vergangenen Monaten deutlich zurückgegangen, sagte die Sprecherin, ohne Zahlen zu nennen. Durch die Corona-Abstandsregeln und Kontaktbeschränkungen waren die Menschen im Schnitt weniger krank als in Vorjahren, was auch zu einer gesunkenen Nachfrage nach Erkältungsmitteln geführt hat. „Die Regeln wirken und schützen vor Infektionen mit dem Coronavirus genauso wie vor Erkältung und Grippe“, sagte die Essity-Sprecherin. „Das hat auch Auswirkungen auf die Nachfrage nach unseren Papiertaschentüchern.“

Inwieweit von dem Rückgang auch das Mannheimer Essity-Werk betroffen ist, war am Mittwoch auf Nachfrage nicht zu erfahren. Zwar werden die Taschentücher der Marke Tempo am Standort Neuss hergestellt. In Mannheim laufen aber auch Taschentücher vom Band – für Handelsmarken. Sie werden von Essity für Händler produziert, die die Taschentücher dann unter ihren eigenen Marken verkaufen.

Außer-Haus-Geschäft rückläufig

Wie aus dem kürzlich vorgelegten Jahresbericht des schwedischen Konzerns hervorgeht, hatte die Pandemie 2020 unterschiedliche Effekte auf das Geschäft: Im Bereich Hygienepapiere für Endverbraucher – dazu gehören zum Beispiel in Mannheim produzierte Toilettenpapiere oder Haushaltstücher der Marke Zewa – legte der Umsatz zu, nicht zuletzt, weil die Menschen mehr Zeit zu Hause verbrachten. Im ersten Lockdown war es bei Toilettenpapier zeitweise zu Hamsterkäufen gekommen. Im Mannheimer Essity-Werk lief die Produktion entsprechend auf Hochtouren. Um die Kapazitäten am Standort zu erhöhen, hatte das Unternehmen teilweise das Sortiment vereinfacht und nicht mehr so viele verschiedene Verpackungsgrößen angeboten. Deutlich rückläufig war 2020 unterdessen das Geschäft bei Produkten für den Außer-Haus-Bereich: Essity stellt unter der Marke Tork zum Beispiel Papierhandtücher und Spender für öffentliche Räume und Firmengebäude her. Hier sank die Nachfrage wegen des Lockdowns in vielen Ländern.

Mit Blick auf die anbrechende Heuschnupfensaison rechnet Essity unterdessen auch wieder mit einer höheren Nachfrage nach Taschentüchern. „Die Menschen freuen sich darauf, mehr Zeit draußen zu verbringen, und auch beim regelmäßigen Lüften dringen die Pollen bis in die Innenräume vor“, so die Sprecherin. „Wir bereiten uns in jedem Fall darauf vor, dass der Verbrauch von Tempo bald wieder anzieht.“

Das Essity-Werk in Mannheim ist das größte des Konzerns innerhalb Europas. Hier arbeiten rund 2000 Menschen. Hergestellt werden unter anderem Toilettenpapier und Haushaltstücher der Marken Zewa und Danke, Handelsmarken und Falthandtücher der Marke Tork. (mit dpa)

Redaktion Wirtschaftsreporterin

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