Umfrage der Uni Mannheim - Die große Mehrheit der Betriebe in Deutschland wälzt gestiegene Kosten weiter auf die Kunden ab

86 Prozent der Einzelhändler wollen Preise erhöhen

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Walter Serif
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Die Verbraucher müssen weiter mit steigenden Preisen rechnen. © dpa

Mannheim. Seit knapp drei Monaten tobt der russische Angriffskrieg auf die Ukraine – doch bei den Unternehmen in Deutschland zeichnet sich mit Blick auf die betriebswirtschaftlichen Kennzeichen wieder eine Erholung ab. Dem German Business Panel (GBP) der Universität Mannheim zufolge ist der Abwärtstrend im Mai jedenfalls wieder gestoppt worden.

Beim Umsatz erwarten die Unternehmen jetzt nach dem Tiefpunkt Mitte April mit 3,1 Prozent ein Wachstum von acht Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Bei den Gewinnen rechnen die Betriebe „nur“ noch mit einem Minus von 2,8 Prozent, im April waren es dagegen noch 6,6 Prozent.

Das bedeutet aber nicht, dass die Unternehmen jetzt aus dem Gröbsten raus wären. Am meisten zu schaffen machen ihnen noch immer die gestiegenen Kosten, die sie an ihre Kunden weitergeben. Obwohl sich die Inflation seit Jahresbeginn krass erhöht hat, wollen 76 Prozent der Betriebe weiter an der Preisschraube drehen. Zum Vergleich: Im August 2021 waren es 60 Prozent. Am höchsten ist der Kostendruck offensichtlich beim Einzelhandel, dort wollen 86 Prozent die Preisschilder auswechseln. Auf Platz zwei landet das verarbeitende Gewerbe mit einem Anteil von 85,1 Prozent. Dagegen liegt das Baugewerbe jetzt wieder auf dem Niveau des deutschlandweiten Durchschnitts. „Da die Zinsen steigen, können die höheren Finanzierungskosten derzeit zu einer geringeren Nachfrage führen und die Preisen drücken“, erklärt Wissenschaftler Thomas Simon.

Die Neigung zu Preissteigerungen ist abhängig davon, ob Unternehmen unter dem Krieg in der Ukraine leiden. Während nur 48,5 Prozent der Unternehmen ohne solche Belastungen die Preise erhöhen möchten, sind es dagegen 73 Prozent bei Betrieben, die mit steigenden Energiekosten zu kämpfen haben.

Auch das Risiko eines Erdgas-Stopps aus Russland scheint sich auf die Preisplanung auszuwirken. Unternehmen, die Erdgas direkt in der Produktion oder entlang der Lieferkette einsetzen, erhöhen ihre Preise häufiger als Unternehmen, die nicht auf Erdgaslieferungen angewiesen sind oder diesen Rohstoff nur für Heizzwecke nutzen. „Die Unternehmen mit einer hohen Abhängigkeit reagieren bereits auf ein mögliches Embargo mit einer Anpassung ihrer Planung“, sagt Wissenschaftler Jannis Bischof.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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