Mannheim. Auf dem Parkplatz vor dem Verteilzentrum des Onlinehändlers Amazon in Mannheim-Friedrichsfeld geht es kurz vor elf hektisch zu. Dutzende Transporter stehen herum, die in die riesige Halle rein wollen, damit die Fahrer die Pakete beladen und ihre Tour starten können. Mit der Logistik klappt es diesmal nicht so gut. „Bei aller Technik passieren immer wieder Fehler, das lässt sich leider nicht ändern“, sagt Standortleiter Lars Reinschmidt. Er stammt aus Osnabrück und hat in Mannheim seinen neuen Lebensmittelpunkt gefunden.
11,25 Euro pro Stunde
Die Männer und Frauen, die draußen die Fahrer einweisen sollen, tragen Westen mit verschiedenen Farben. Die gelb-blauen gehören den festangestellten Amazon-Mitarbeitern, die orangefarbenen den Zeitarbeitern der Leihfirmen. Die Fahrer tragen alle Orange, Amazon hat das Ausliefern der Pakete vom Verteilzentrum an Subunternehmen vergeben. Die Kennzeichen ihrer Transporter zeigen, dass sie nicht nur aus Mannheim oder Heidelberg kommen, sondern auch aus „M“ (München), „R“ (Regensburg), „LM“ (Landkreis Limburg-Weilburg) oder gar „HH“ (Hamburg).
Amazon braucht viele Kurierdienste, damit es die wachsende Nachfrage der Kunden befriedigen kann. Aber auch deren Sonderwünsche. Immer mehr Käufer wollen nach der Bestellung ihr Paket am liebsten am selben oder wenigstens am nächsten Tag öffnen. Amazon verspricht den sogenannten Prime-Kunden, von denen es Schätzungen zufolge inzwischen mehr als 20 Millionen in Deutschland geben soll: Bestellung bis 12 Uhr, kostenlose Lieferung bis 22 Uhr.
Die herkömmlichen Zusteller wie DHL oder Hermes können da nicht mehr mithalten. Deshalb hat der Onlinehändler den eigenen Paketdienst Amazon Logistics aufgebaut. Damit die Lieferungen schneller gehen, wurden in Deutschland elf Verteilzentren eröffnet, das in Mannheim besteht seit Januar.
Über Lieferpartner gehen vom Verteilzentrum die Pakete an die Kunden im Raum Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen. Von Mitternacht bis fünf Uhr morgens kommen zehn Lkw mit rund 30 000 Paketen im Verteilzentrum an. Einige Sendungen stammen aus dem Logistikzentrum Frankenthal, das aber erst seit August in Betrieb ist und noch nicht auf Hochtouren läuft.
Alle Pakete werden gescannt und dann auf einem Förderband in der zwölf Meter hohen Logistikhalle verteilt. Externe Mitarbeiter wie die 40-jährige Mannheimerin Nina Hagen, die seit Januar dabei ist, legen die Sendungen in große Taschen, stellen diese auf einen Rollwagen und schieben ihn zu den Transportern. Dort wartet Dan-Gelu Bordea. Der 28-Jährige kommt auch aus Mannheim. Er belädt seinen Transporter. Zwischen 70 und 150 Pakete nimmt Bordea pro Tour mit, die im Durchschnitt zwischen 80 bis 150 Kilometern beträgt.
Die Routen hat ihm Amazon elektronisch zusammengestellt. „Meine Schicht geht von 11.30 bis 20.30 Uhr. Die Arbeit macht mir Spaß, vorher war ich auf dem Bau.“ Manchmal fallen Überstunden an.
Sein Geld bekommt Bordea vom Münchner Kurierdienst System-Logistik, der seit 2015 auch für Amazon Logistics Pakete ausfährt. Wie viel er verdient, darf der Fahrer nicht sagen. Sein Chef, Georg-Thomas Däxl sagt, er würde „ein wenig mehr“ als die 11,25 Euro pro Stunde zahlen, die Amazon für seine Mit- und Leiharbeiter festgelegt hat. „Gute Fahrer sind gefragt“, sagt er.
Kein Tarifvertrag
Einen Tarifvertrag gibt es für die Beschäftigten in Mannheim nicht. Standortleiter Reinschmidt versichert, dass Überstunden bezahlt würden und es außerdem Nachtzuschläge sowie Sonderzahlungen gebe. Auch für die Zeitarbeiter? Reinschmidt: „Ja, das haben wir mit den Subunternehmen vertraglich vereinbart. Und wir machen Stichproben.“ Däxl bestätigt diese Praxis. „Wir müssen immer wieder Lohnabrechnungen vorzeigen.“
Rund 200 Touren machen die Transporter am Tag. In die Halle mit ihren rund 10 500 Quadratmetern passen 52 Fahrzeuge, die in maximal sechs Wellen von 10 bis 13 Uhr beladen werden können. Gegen 10.30 Uhr düsen die ersten los. „Wir starten natürlich nicht mitten im Berufsverkehr“, sagt Reinschmidt. Er betont, dass es bisher erst eine offizielle Beschwerde wegen der vielen Fahrzeuge gegeben habe. „Wir wollen gute Nachbarn sein“, sagt er.
Elf Standorte
- Der Onlinehändler Amazon hat einen eigenen Paketdienst aufgebaut: Amazon Logistics (deutsch: Amazon Transport Deutschland GmbH) ist ein neuer Geschäftsbereich mit dem Ziel, Kunden zuverlässiger und schneller zu beliefern.
- Amazon arbeitet mit Amazon Logistics wie mit einem regulären Paketdienst zusammen. In Mannheim-Friedrichsfeld wurde im Januar 2018 ein Verteilzentrum gegründet, eines von elf in Deutschland.
- Der Standort ist kein Lager oder Zwischenpuffer. In Mannheim werden die Pakete aus europäischen Logistikzentren entladen, sortiert und mit Transportpartnern ausgeliefert.
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