Walldorf. Die Belegschaft des Walldorfer Softwarekonzerns SAP hat zwei neue Mitglieder direkt in den Aufsichtsrat gewählt: Eberhard Schick, Betriebsratsvorsitzender der SAP SE sowie Nina Strassner, Personalerin und Arbeitsrechtlerin. Mitte Mai zur Hauptversammlung ziehen die beiden neuen Mitglieder in das Gremium ein - und ersetzen dort Manuela Asche-Holstein und Peter Lengler. Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat sind auf fünf Jahre gewählt.
Schick erklärt, die Wahl „stärkt uns in der betrieblichen Mitbestimmung enorm den Rücken“. Mit ihm steht erstmals überhaupt ein Vertreter der IG Metall an der Spitze des Betriebsrats der SAP SE, der nun auch bald dem Aufsichtsrat angehört. „Das ist ein großer Gewinn für die Beschäftigten innerhalb der SAP und wird in Zukunft für mehr Gerechtigkeit und Transparenz sorgen“, meint zudem Julia Wegner, Gewerkschaftssekretärin der IG Metall in Heidelberg.
Strassner ist als „Head of People Initiatives“ für die globalen Personalprogramme der SAP verantwortlich und setzt sich für eine mitarbeiterzentrierte Arbeitskultur ein. „Ich bin dankbar und demütig, dass mir so viele tausend Menschen bei SAP das Vertrauen geschenkt haben“, sagt die Managerin. Sie stehe „für eine neue Generation, einen frischen Blick und juristische Expertise“. Bei Bekanntgabe ihrer Kandidatur hatte Strassner auf Linkedin geschrieben, Aufsichtsräte seien mächtig und gleichzeitig ein wenig greifbarer Kreis „irgendwo da oben“. „Es sind gefühlt immer dieselben, es fehlen Informationen und den meisten schlicht das Netzwerk, um überhaupt lernen zu können, wie man sich dafür qualifiziert. Ich hoffe meine Kandidatur stößt eine Welle der Kandidaturen für (unternehmens)politische Ämter an, denn Wellenbrechen kann ich (noch) besser als eine Welle machen.“
„Üppige Tantiemen“
Plätze in dem 18-köpfigen Aufsichtsrat sind begehrt, denn Mitglieder können über die Strategie des Unternehmens mitentscheiden und darüber, wie der Vorstand besetzt wird. Auch die Bezahlung ist attraktiv: Laut SAP-Geschäftsbericht haben einfache Aufsichtsratsmitglieder im Jahr 2023 größtenteils zwischen 200 000 und 300 000 Euro erhalten. Schick wolle sich an den „üppig ausgezahlten Tantiemen“ nicht bereichern. Er habe sich verpflichtet, die Aufsichtsratsgelder an die Hans-Böckler-Stiftung abzuführen.
Vorsitzender des Aufsichtsrats ist noch bis 15. Mai SAP-Urgestein Hasso Plattner. Zur Hauptversammlung gibt er nach mehr als 20 Jahren seinen Posten ab - an den finnischen Manager Pekka Ala-Pietilä. Eigentlich sollte Ex-Deloitte-Chef Punit Renjen Plattner beerben, doch daraus wird nichts. Es habe „unterschiedliche Vorstellungen über die Rolle als künftiger Aufsichtsratsvorsitzender“ gegeben.
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