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ZEW Mannheim: KI-Hype lässt deutsche Unternehmen kalt

Alle reden von Künstlicher Intelligenz (KI). Aber von einer Begeisterungswelle in den Betrieben kann keine Rede sein. Ein Wissenschaftler vom ZEW Mannheim schlägt Alarm

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Walter Serif
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Die Betriebe halten sich beim KI-Einsatz noch zurück. © Peter Steffen/dpa

Mannheim. Ist der Hype um die Künstliche Intelligenz (KI) schon wieder vorbei? Eine Studie des ZEW Mannheim im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums lässt jedenfalls aufhorchen.

Demnach ist der KI-Einsatz im Jahr 2023 verglichen mit 2021 nur leicht von elf auf zwölf Prozent gestiegen. Der schwache Zuwachs der KI-Nutzung geht demnach auf die Informations- und Kommunikationsbranche sowie den Handel zurück. Insgesamt ist das Ergebnis aber enttäuschend.

Ist KI ein selbstverständlicher Teil der Geschäftsaktivität

Studienautor Christian Rammer sieht das offensichtlich auch so: „In der öffentlichen Diskussion erfährt KI eine immer größere Aufmerksamkeit und gilt als der bestimmende technologische Trend. Vor diesem Hintergrund überrascht der geringe Anstieg der KI-Nutzung.“ Das schwache Ergebnis hat aber auch Zweifel beim ZEW-Wissenschaftler mit Blick auf die erhobenen Daten ausgelöst. Diese sind demnach mit Vorsicht zu genießen.

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Warum? „Für 2023 gaben fünf Prozent aller Unternehmen keinen KI-Einsatz an, obwohl sie in einer der Vorjahreserhebungen KI-Nutzung genannt hatten“, führt Rammer aus. Und was schließt er daraus? „Diese Unternehmen haben entweder zwischenzeitlich die KI-Nutzung eingestellt oder die Verfahren sind ein so selbstverständlicher Teil der Geschäftsaktivitäten geworden, dass die Antwortpersonen sie nicht präsent hatten.“ Sein Fazit: Würde man diese Unternehmen dazurechnen, wäre ein deutlicher Anstieg der KI-Nutzung im Vergleich zu 2021 das Ergebnis. Klingt allerdings ein bisschen nach „hätte, hätte Fahrradkette“.

Unternehmen zweifeln an Zuverlässigkeit von KI

Manchmal hilft zur Einordnung aber auch der Blick ins Archiv. Rammers ZEW-Kollegin Irene Bertschek ist stellvertretende Vorsitzende der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI). Eine Umfrage des ZEW für das EFI-Jahresgutachten 2024 kam zum Schluss, dass von einem breiten Einsatz der KI in der Wirtschaft keine Rede sein könne. Bertschek: „Den Mangel an zeitlichen und persönlichen Ressourcen nehmen Unternehmen sowohl im verarbeiteten Gewerbe mit 72 Prozent als auch in der Informationswirtschaft mit 68 Prozent als größtes Hindernis wahr.“ Zudem herrschen nach ihrer Darstellung bei vielen Betrieben Unsicherheit über den Nutzen sowie Bedenken hinsichtlich der Reife und Zuverlässigkeit von KI.

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In eine ähnliche Richtung geht ein Report des Mannheimer Personaldienstleisters Hays. Die Botschaft der Studie in einem Satz: „Die Mehrheit der befragten Betriebe hat überhaupt keine KI-Strategie.“ Von einer „Begeisterungswelle“ könne in den deutschen Unternehmen jedenfalls keine Rede sein.

Deutsche Unternehmen setzen mehr KI ein als EU-Durchschnitt 

Wenigstens, so ZEW-Forscher Rammer, würden die deutschen Unternehmen im europäischen Vergleich gut dastehen. 2023 setzten demnach nur acht Prozent der Unternehmen im EU-Durchschnitt KI ein, in Deutschland waren es zwölf Prozent. Besser schnitten Dänemark, Finnland, Belgien und die Niederlande ab. Die deutsche Wirtschaft liegt in allen Branchen über dem EU-Durchschnitt. Bei Dienstleistungen wie Steuer-, Rechts- und Unternehmensberatung landen die Firmen auf den ersten drei Plätzen. Das gilt auch für andere Dienstleistungen wie Arbeitnehmerüberlassung oder Wachdienste.

Insgesamt, so Bertschek, fallen aber Deutschland und die EU im internationalen Vergleich zurück und laufen Gefahr, den Anschluss an die USA und China zu verlieren.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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