Start-up

Welche Pläne das Heidelberger Start-up Aleph Alpha mit Künstlicher Intelligenz hat

Das KI-Start-up Aleph Alpha aus Heidelberg will die nächste Generation von Künstlicher Intelligenz etablieren. Transparent und nachvollziehbar soll sie sein. Doch was bedeutet das genau?

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Alexander Jungert
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Nicole Hoffmeister-Kraut (l.), Wirtschaftsministerin in Baden-Württemberg, mit Samuel Weinbach, Co-Gründer von Aleph Alpha. © Leif Piechowski/WM BW

Heidelberg. Die Zukunft der Künstlichen Intelligenz (KI) soll in einem Heidelberger Gewerbegebiet mitentschieden werden. Dort, in Wieblingen, hat das KI-Start-up Aleph Alpha seinen Sitz. Das Gebäude sieht eher unscheinbar aus, wie ein normales Bürogebäude eben. Die Nachbarn sind ein Luftfahrtunternehmen, ein Babyfachmarkt und eine Tankstelle.

Aleph Alpha hat ein eigenes Sprachmodell entwickelt, ähnlich wie ChatGPT des US-Unternehmens OpenAI. Die Heidelberger bieten für ihr Sprachmodell Luminous wie die Konkurrenten eine eigene Plattform an, auf der das Produkt nach Anmeldung ausprobiert werden kann. Sie setzen allerdings vor allem auf Unternehmen oder Verwaltungen – im Gegensatz zu ChatGPT, das auch private Nutzer anspricht.

Transparenz und Nachvollziehbarkeit als USP?

Beobachter trauen Aleph Alpha durchaus zu, in dem Zukunftsfeld Künstliche Intelligenz künftig auch international eine wichtige Rolle zu spielen. Grund genug für Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) sich vor Ort selbst ein Bild davon zu machen, zumal die Landesverwaltung schon Technik des Start-ups nutzt. Jonas Andrulis, Gründer und Chef von Aleph Alpha, ist auf Geschäftsreise und bei dem Termin nicht dabei.

Die Heidelberger reklamieren Transparenz und Nachvollziehbarkeit für sich. Denn die Frage ist: Kann ich dem Ergebnis eines Sprachmodells vertrauen oder nicht?

Momentan bekommen Nutzer bei KI-Konkurrenten oftmals „amerikanische“ Antworten. Für Aleph Alpha nicht akzeptabel.

Was damit gemeint ist, wird durch ein Beispiel klar. In New York hatten zwei Anwälte ChatGPT genutzt, um zu einer Klage gegen eine Fluggesellschaft nach Präzedenzfällen zu suchen. Die KI fand welche. Das Problem: Einige dieser juristischen Angelegenheiten waren nicht real oder betrafen Fluggesellschaften, die von der KI frei erfunden worden waren. Die Anwälte selbst merkten nichts. Dafür aber das Gericht.

„Es geht nicht nur darum, einen Output zu generieren“, sagt Samuel Weinbach, Co-Gründer von Aleph Alpha. „Die Herkunft von Wissen muss transparent und nachvollziehbar sein.“

Belegschaft soll weiter wachsen

Das Start-up ist seit 2019 auf dem Markt. In der Heidelberger Zentrale, hier sitzen Forschung und Entwicklung, arbeiten rund 60 Menschen. Hinzu kommen ein paar Mitarbeiter in Berlin und Bayreuth. Die Belegschaft solle mittelfristig weiter wachsen, sagt Tobias Haar, Leiter der Rechtsabteilung, ohne eine genaue Größenordnung zu nennen.

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Das Interesse auf dem globalen Markt jedenfalls scheint riesig zu sein, das macht sich auch in der Finanzierung bemerkbar. Laut Informationen des „Handelsblatts“ waren im Sommer in der zweiten, sogenannten Serie-B-Finanzierungsrunde die Chipkonzerne Intel und Nvidia sowie der Softwarekonzern SAP als Wagniskapitalgeber neu eingestiegen. Insgesamt soll es um 100 Millionen Euro gegangen sein. SAP bestätigte später zwar das finanzielle Engagement, nannte aber keine Zahl. Laut „Handelsblatt“ sollen es zehn Millionen Euro gewesen sein.

Momentan bekommen Nutzer bei Konkurrenten oftmals „amerikanische“ Antworten. Für Aleph Alpha nicht akzeptabel. Das geht schon los, wenn man die KI fragt: „Wie heißt dein Lieblingsteam?“ Und zur Antwort bekommt: „Dallas Cowboys.“

Europa soll sich nicht überholen lassen

Lange geht es bei dem Gespräch mit Hoffmeister-Kraut darum, selbstbestimmt und souverän die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz in Europa zu gestalten – und sich nicht von den USA oder von China überholen zu lassen. Schon gar nicht von überbordender Regulierung. So stört sich das Start-up daran, oft mit anderen Anbietern über einen Kamm geschert zu werden – und dass nicht jede Anwendung speziell für sich betrachtet wird.

In Heilbronn wird gerade an einem Projekt gearbeitet, das Künstliche Intelligenz in unseren Breitengraden weiter voranbringen soll. Aleph Alpha ist neuer Partner des Innovationsparks Künstliche Intelligenz (Ipai), wie seit Anfang September bekannt ist. Das Start-up soll helfen, Forschung und Unternehmertum auf dem Campus zusammenzubringen.

Der Innovationspark wird vom Land mit 50 Millionen Euro gefördert. Die Stiftung des Lidl-Gründers Dieter Schwarz steuert zunächst 50 Millionen Euro bei. Auf rund 23 Hektar soll eine Art kreisrunder KI-Stadtteil entstehen – mit Platz für rund 5000 Beschäftigte. Insgesamt sind auf dem Gelände laut Entwurf über 30 Gebäude geplant. Der Baustart ist für das Jahr 2024 angepeilt, erste Gebäude sollen bis 2026 fertig sein.

„Visionäres“ Vorhabenvon Aleph Alpha

Den Plänen zufolge sind Rechen-, Schulungs- und Besucherzentren angedacht, zudem soll es jede Menge Flächen für Büros geben. Ziel ist es, dass sich möglichst hochkarätige Wissenschaftler, Unternehmen und Investoren vernetzen.

Der Ipai ist ein Mammut-Investitionsprojekt in der Stadt Heilbronn und soll die kleine Stadt am Neckar zu „Europas relevantester Plattform für angewandte KI“ machen. Auch die Runde mit Hoffmeister-Kraut ist voll des Lobes: „visionär“ sei das Vorhaben, es müsse so schnell wie möglich verwirklicht werden.

Der Innovationspark hatte im September solche Wellen geschlagen, dass Aleph-Alpha-Chef Jonas Andrulis sicherheitshalber hervorhob, es sei nicht geplant, den Unternehmenssitz von Heidelberg nach Heilbronn zu verlagern.

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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