Finanzen

Warum die Anlageprofis jedes Jahr nach Mannheim kommen

Das Magazin Fonds professionell hat beim Finanzkongress im Rosengarten einen hochkarätigen Stargast präsentiert: Ex-Bundesbank-Chef Axel Weber. Er verrät den Anlageprofis, ob es mit den Aktien weiter nach oben geht

Von 
Walter Serif
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Ex-Bundesbank-Chef Axel Weber kritisiert die Ampel. © Christoph Blüthner

Mannheim. Alle Jahre wieder versammeln sich die Anlageprofis im Mannheimer Rosengarten. „Zur größten und wichtigsten Veranstaltung der europäischen Investmentbranche“, wie es ein bisschen vollmundig auf der Homepage von Fonds professionell heißt. Hans Heuser, Herausgeber des Magazins, freut sich, dass er am Mittwoch Axel Weber als Stargast für die Eröffnungsrede gewonnen hat. Der Ökonom aus Rheinland-Pfalz ist nicht irgendwer. Weber war als Präsident der Bundesbank eine der Schlüsselfiguren während der Eurokrise. 2011 trat Weber zurück, weil er mit seinem geldpolitischen Kurs in der Europäischen Zentralbank (EZB) isoliert war. Inzwischen ist er 66, gehört aber nicht zum alten Eisen. Derzeit leitet Weber als Präsident das Frankfurter Center for Financial Studies.

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Axel Weber ist kein mitreißender Redner, deshalb dauert es, bis ihn das Publikum belohnt. Da viele Kongressteilnehmer wegen des Bahnstreiks eine „beschwerliche Anreise“ (Heuser) hinter sich haben, schwingt im Beifall auch ein Stück Galgenhumor mit, als Weber sein Bonmot heraushaut: „Die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung ist so berechenbar wie die Bahn.“ Dass er von der Ampel wenig hält, wird an einigen Stellen deutlich. Da lobt Weber die Fiskalpolitik von Finanzminister Christian Lindner, kritisiert aber, dass der Liberale keine Unterstützung in der Regierung hat.

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Dass die Staatsverschuldung in Deutschland verglichen mit den Partnern in der EU niedrig ist, findet der Ökonom natürlich gut. „Wir sind das einzige Land in der EU, das die Verschuldung abgebaut hat. Das ist wichtig, weil sonst die Regierung die Steuern und Abgaben immer mehr erhöht. Dann arbeitet man für den Staat und nicht für sich.“ Doch schon gibt es einen weiteren Seitenhieb in Richtung Ampel: „Deutschland investiert nicht in die Zukunft, wir liegen bei vielen Trends hoffnungslos zurück.“ Obwohl die Wirtschaft schrumpft, hält Weber nichts von der gegenwärtigen Schlusslichtdebatte. „Unsere Wirtschaft ist relativ robust, sie kann mit dem ökonomischen Umfeld gut umgehen. Ich sehe deshalb das Problem eher bei der Politik statt in der Wirtschaft.“

Es schadet den Anlageprofis natürlich nicht, dass Weber ihren wirtschaftspolitischen Wissensspeicher ein wenig updatet, aber sie erhoffen sich von ihm auch Tipps. Aktien oder Anleihen - welche Assets versprechen eine bessere Rendite? Weber: „Gegenwärtig können Sie da nichts falsch machen.“

Und wie sieht es mit den Aktienmärkten aus? „Die lockere Geldpolitik war jahrelang der Haupttreiber des Aktien-Booms. Obwohl die Inflation und die Zinsen gestiegen sind, können sich die Aktien auch in diesem Jahr weiter gut entwickeln, wenn auch nicht in dieser Breite.“

Einen Tag vor der ersten Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) in diesem Jahr dämpft Weber aber die Hoffnung auf eine Zinssenkung. Zwar falle die Inflation in Richtung des Zwei-Prozent-Ziels der EZB, aber eine spürbare Zins-Senkung erwartet er nur für den Fall, den keiner will: wenn die Wirtschaft richtig abschmiert. „Die Erwartungen der Finanzexperten auf eine größere Zinskorrektur sind völlig übertrieben“, sagt Weber. Uff, das muss man erst einmal sacken lassen.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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