Mannheim. Als der Mannheimer IG-Metall-Chef Thomas Hahl vor Kurzem einen Betrieb besucht hat, ist er von einem Mitarbeiter gefragt worden: „Transformation klingt nach Science-Fiction. Wann ist es denn soweit?“ Hahl antwortete: „Wir sind schon mittendrin.“
Transformation beschreibt vor allem zwei Dinge - die Digitalisierung sowie die Umstellung des Wirtschaftens auf Klimaneutralität und Nachhaltigkeit. Das verändert die gesamte Arbeitswelt, gerade am traditionsreichen Industriestandort Mannheim. Nicht nur in Betrieben, deren Geschäftsmodell noch an fossilen Brennstoffen hängt oder hing. Auch neue IT-Systeme, künstliche Intelligenz und mobiles Arbeiten sind Teil des Wandels.
„Nicht gegen die Belegschaften“
Welche Chancen und Risiken gibt es? Genau mit dieser Frage will sich die IG Metall Mannheim in den nächsten Monaten beschäftigen. „Die Transformation muss mit unseren Belegschaften gestaltet werden - nicht gegen sie!“, sagt Gewerkschaftschef Hahl bei der Auftaktveranstaltung vor mehr als 50 Arbeitnehmervertretern aus 14 Betrieben. Man dürfe den Arbeitgebern nicht allein das Feld überlassen.
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Was im Gewerkschaftshaus klar wird: Der Wandel durch die Transformation gestaltet sich von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich. Der eine ist schon weiter, der andere hat noch Nachholbedarf.
Im nächsten Schritt werden deshalb in Mannheimer Unternehmen „Zukunfts-Checks“ durchgeführt, anhand derer die Betriebsratsgremien ableiten sollen, was es zu einer gelungenen Transformation braucht.
Gold in den Köpfen
Die IG Metall Mannheim zählt bei den „Zukunfts-Checks“ zu den Vorreitern in Baden-Württemberg . „Wir müssen erfahren, was die Kolleginnen und Kollegen über ihren Betrieb wissen, um mit diesem Wissen die Transformation zu gestalten“, erklärt Daniel Warkocz, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall. Es brauche keine teueren Unternehmensberatungen, denn in den Köpfen der Mitarbeiter liege „wahres Gold“.
Ein konkretes Beispiel für einen Betrieb, der nach Ansicht der Gewerkschaft zügig handeln muss, ist Caterpillar - dort werden MWM Gasmotoren für unterschiedliche Branchen produziert. Hahl kritisiert, dass das Unternehmen in der Neckarstadt mit der Produktpalette nur unzureichend auf die Transformation vorbereitet sei. „Um hier auch noch in Zukunft die über 900 Arbeitsplätze zu sichern, brauchen wir zukunftsfähige Produkte, die nicht ausschließlich von einem Energieträger abhängig sind.“ Notwendig seien dafür Investitionen in Entwicklung und in die Qualifizierung der Beschäftigten. Betriebsratsmitglied Stefan Schneider ergänzt: „Die Wertschätzung für unsere Mitarbeiter ist der Schlüssel zur erfolgreichen Transformation. Sie haben es verdient, auch in Zukunft wegweisende Produkte zu produzieren.“ Von Caterpillar selbst gibt es zunächst keine Stellungnahme dazu.
Das nächste Treffen der IG Metall zur Transformation ist Anfang November geplant. Im März 2024 soll in einem Workshop geklärt werden, wie Forderungen in den Betrieben durchgesetzt werden können. Am Ende kann eine einfache Betriebsvereinbarung stehen - oder sogar ein Zukunftstarifvertrag.
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