Metall- und Elektroindustrie

Südwestmetall: Jedes zweite Unternehmen rechnet mit Stellenabbau

Die Stimmung in der Metall- und Elektroindustrie bleibt gedämpft – das zeigt die jüngste Umfrage von Südwestmetall im Bezirk Rhein-Neckar.

Von 
Tatjana Junker
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Zu viele Vorschriften, zu langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren: Bürokratie ist eine der Herausforderungen, die die Metall- und Elektroindustrie beklagt. © Ralf Hirschberger/dpa-Zentralbild/dpa

Mannheim. Es ist ein bedrückendes Bild, das Peter Körner, bei Südwestmetall Vorsitzender der Bezirksgruppe Rhein-Neckar, am Mittwochmorgen von der Stimmung in der regionalen Metall- und Elektroindustrie zeichnet. Und da hat der „Liberation Day“, für den US-Präsident Donald Trump eine weitere Zollkeule angekündigt hat, in den USA noch gar nicht begonnen. Doch das braucht es auch nicht. Schon im Inland gibt es aktuell genügend Herausforderungen, mit denen die Betriebe in der Region zu kämpfen haben. Das macht Körner mehrfach deutlich.

An erster Stelle: die überbordende Bürokratie. Hier kräftig abzubauen, müsse für die kommende Bundesregierung endlich Priorität haben, betont der Bezirksvorsitzende. „Ein bloßer Regulierungsstopp reicht nicht aus, wir brauchen eine grundlegende Reform“. Körner stellt an diesem Morgen in Mannheim die jüngste Konjunkturumfrage von Südwestmetall vor. Der Verband hat in der Region 220 Mitgliedsfirmen, die für rund 50.000 Beschäftigte stehen.

Wenn Erde über Nacht zu Sondermüll wird

Das Verbandsgebiet der Bezirksgruppe Rhein-Neckar reicht bis in den Neckar-Odenwald-Kreis. Dort, genauer gesagt in Hardheim, hat auch die Maschinenfabrik Gustav Eirich ihren Sitz, ein Familienunternehmen mit weltweit 1300 Beschäftigten. Der geschäftsführende Gesellschafter Ralf Rohmann nennt das Sammeln von „Absurdistan-Regeln“ inzwischen scherzhaft sein zweites Hobby – und teilt gleich einige Beispiele dafür.

Unter anderem eine Vorschrift, wonach der Erdaushub auf einem Bauareal nach sechs Monaten automatisch zum – in der Entsorgung ziemlich teuren – Sondermüll wird, auch wenn er einen Tag vorher noch an umliegende Landwirte für ihre Felder verkauft werden durfte. Oder der geplante Bau einer behindertengerechten Toilette, der letztlich daran scheiterte, dass das Fenster nicht den vorgeschriebenen Maßen entsprach.

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Unter dem Strich habe die Bürokratielast ein Ausmaß erreicht, in dem „ich mich als Unternehmer kaum noch darum kümmern kann, neue Produkte zu entwickeln und hier in der Region Arbeitsplätze zu schaffen“, bilanziert Rohmann. Zu viele Vorschriften, langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren, hohe Abgaben und Energiepreise: „Die Wettbewerbsfähigkeit unseres Standorts wird maßgeblich davon abhängen, ob diese Herausforderungen jetzt mutig angegangen werden“, bekräftigt Bezirksgruppen-Vorsitzender Körner.

Viele Unternehmen bereiten Kurzarbeit vor

Allzu viel Zuversicht lässt sich aus der jüngsten Konjunkturumfrage jedenfalls noch nicht ablesen: Demnach erwartet rund jedes zweite Unternehmen im Bezirk für 2025 einen schwächeren oder deutlich schwächeren Umsatz. Zusammen mit den Firmen, die ein gleichbleibendes Niveau erwarteten, befänden sich fast zwei Drittel der Betriebe weiterhin in einer wirtschaftlich angespannten Lage. „Das ist ein klares Zeichen dafür, dass ein nachhaltiger Aufschwung wohl frühestens 2026 zu erwarten ist“, so Körner.

Der verhaltene Umsatz-Ausblick schlägt sich auch in den Beschäftigungsplänen nieder: Rund die Hälfte der Betriebe plant mit einem leichten bis deutlichen Rückgang bei der Belegschaft, weitere 36 Prozent wollen ihren Personalstamm stabil halten. Dazu zählt Rohmann zufolge auch die Maschinenfabrik Eirich mit ihren rund 630 Beschäftigten in Hardheim. Bei dem Unternehmen gibt es aktuell Kurzarbeit.

Auch andere Betriebe könnten demnächst auf dieses Instrument zurückgreifen, sagt Arnd Suck, Geschäftsführer der Bezirksgruppe Rhein-Neckar. Viele Firmen bereiteten sich aktuell für den Fall der Fälle auf Kurzarbeit vor – auch mit Blick auf drohende neue Importzölle in den USA. Die sind auch für Unternehmer Rohmann ein Unsicherheitsfaktor: Zwar hat der Maschinenbauer in der Nähe von Chicago einen eigenen Produktionsstandort. Dennoch werden auch Teile aus Hardheim in die USA exportiert. Bisher waren diese von den neuen Trump-Zöllen nicht betroffen, doch ob es dabei bleibt? Das kann an diesem Mittwochvormittag niemand sicher sagen.

Redaktion Wirtschaftsreporterin

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