Mannheim. Populisten haben einen gemeinsamen Gegner - die Globalisierung. Allerdings ist die Stoßrichtung unterschiedlich: Während linke Populisten eher die Freizügigkeit des Kapitals kritisieren, machen rechte Populisten gegen die Freizügigkeit der Menschen mobil.
In Griechenland oder Spanien kommt es deshalb eher zu Protesten gegen den freien Kapital- und Güterverkehr, weil ihre Wirtschaft überwiegend von der Binnennachfrage lebt und das soziale Netz großmaschig geknüpft ist. In Deutschland dagegen - dort ist die Exportwirtschaft stark und das soziale Sicherheitssystem stabil -, richtet sich der Protest gegen die Zuwanderung.
Studie der Universität Mannheim und des Internationalen Währungsfonds
Die Grenzen zwischen Links- und Rechtspopulismus sind allerdings nicht starr, wie der Blick auf Deutschland zeigt. Dort wildert Sahra Wagenknechts neue Partei BSW in der Anhängerschaft der Linken und der AfD.
Platt ausgedrückt wettert Wagenknecht gleichzeitig gegen das internationale Kapital und die Migration. Und Teile der AfD träumen noch immer vom Dexit, obwohl die Briten mit dem EU-Austritt keine besonders guten Erfahrungen gemacht haben. Aber Populisten sind ja bekanntlich keine Ökonomen.
Vor diesem Hintergrund ist eine gemeinsame Studie der Universität Mannheim und des Internationalen Währungsfonds (IWF) interessant. Sie hat auf der Grundlage von Daten aus den vergangenen 50 Jahren untersucht, was die Globalisierung für die Menschen gebracht hat.
Der Mannheimer Politökonom Valentin Lang und IWF-Forscherin Marina M. Tavares konnten weltweit erhebliche Einkommensgewinne feststellen, allerdings sind diese ungleich verteilt. Die Studie kommt zum Ergebnis, dass vor allem die reichsten zehn Prozent profitiert haben.
Niedrigere Einkommensgruppen profitieren wenig bis gar nicht von der Globalisierung
Die Globalisierung hat demnach dazu geführt, dass die Einkommensunterschiede innerhalb vieler Länder zugenommen haben. Die Schere zwischen Arm und Reich ist übrigens gerade in Ländern, die sich stärker in die globale Wirtschaft integriert haben, besonders deutlich auseinandergegangen - zum Beispiel in China, Russland und einigen osteuropäischen Staaten. Dagegen hat sich die Ungleichheit zwischen den Ländern im Zuge der Globalisierung eher verringert.
„Der Einfluss der Globalisierung auf die Einkommensunterschiede weltweit war deutlicher als erwartet“, sagt Lang. Überrascht hat die Forscher besonders, dass diese Differenzen vor allem durch die Zugewinne der Reichsten entstanden sind und dass „die niedrigen Einkommensgruppen wenig bis gar nicht profitierten“, wie Politökonom Lang weiter ausführt.
Wachstumseffekte schwächen sich mit zunehmendem Globalisierungsgrad ab
Die Studie der zwei Wissenschaftler zeigt zudem, dass die Globalisierung in ihren frühen und mittleren Stadien zunächst zu erheblichen Einkommenssteigerungen in den einzelnen Ländern geführt hat. Allerdings schwächen sich diese Wachstumseffekte mit zunehmendem Globalisierungsgrad ab. „Die Vorteile der Globalisierung nehmen im Laufe des Integrationsprozesses ab, während die Verteilungskosten steigen“, sagt Lang. Darin sieht der Wissenschaftler einen Grund, weshalb die Skepsis gegenüber der Globalisierung mittlerweile auch in vielen wirtschaftlich stark integrierten Staaten zugenommen hat.
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