Studie

Steuerlast bremst laut ZEW-Studie Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstands

Eine neue Studie des Mannheimer ZEW schlägt Alarm. Welche Branchen besonders betroffen sind.

Von 
Walter Serif
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Bei einem Anlagenbauer arbeiten Mitarbeiter an einer Nabe für die Turbine einer Windkraftanlage. © Bernd Wüstneck/dpa

Rhein-Neckar. Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) bilden das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Eine Studie des Mannheimer ZEW sieht diese Betriebe allerdings vor steuerlichen Herausforderungen, die ihre Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen. Auftraggeber der wissenschaftlichen Untersuchung ist die arbeitgebernahe Impuls-Stiftung des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA).

Demnach weist Deutschland im internationalen Vergleich eine der höchsten Unternehmenssteuerbelastungen auf. Diese Erkenntnis ist keine Sensation. Allerdings weisen die Forscherinnen und Forscher auch nach, dass gleichzeitig die steuerlichen Entlastungen für KMU gemessen am globalen Standard gering sind.

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Und welche Schlüsse zieht das ZEW daraus? „Das birgt die Gefahr einer erheblichen Benachteiligung von Unternehmen, die weder klein genug sind, um die Erleichterungen für KMU in Anspruch zu nehmen, noch groß genug, um internationale Steuerplanung zu betreiben“, sagt ZEW-Wissenschaftlerin Julia Spix. Besonders betroffen sind demnach Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus. Warum? „Sie können aufgrund ihrer vergleichsweise hohen zu versteuernden Einkommen nicht von den allgemeinen Entlastungen der kleinen und mittleren Unternehmen profitieren“, sagt Spix.

Steuern in Deutschland im internationalen Vergleich zu hoch

Vor allem Länder mit einer hohen Gesamtsteuerbelastung tendieren - so das ZEW - dazu, Kleinst- und Kleinunternehmen zu entlasten. Dazu gehört auch Deutschland. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern sind die steuerlichen Anreize bei uns allerdings gering, weshalb Deutschland als Investitionsstandort im internationalen Wettbewerb weiter an Anziehungskraft verliert. Der Durchschnitt der in der Studie verglichenen Steuerbelastungen der KMU-Betriebe liegt zwischen 28 und 30 Prozent. In Deutschland sind es aber 38 bis 39 Prozent.

Eine Maschine schneidet bei einem Maschinenbauer aus Stahlplatten Werkstücke. © Stefan Puchner/dpa

Hinzukommt, dass der industrielle Mittelstand vor allem im Maschinen- und Anlagenbau kaum von den steuerlichen Entlastungen profitiert. Während beispielsweise Belgien die effektive Steuerbelastung für KMU im Vergleich zu großen Kapitalgesellschaften um bis zu 12,8 Prozentpunkte senkt, beträgt die Differenz in Deutschland nur 0,7 Prozentpunkte. Trotz bestehender Entlastungen bleibt Deutschland damit ein Hochsteuerland – mit negativen Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit. Dies gilt besonders für den Maschinen- und Anlagenbau.

Der internationale Vergleich zeigt, dass vor allem der industrielle Mittelstand in Deutschland von einer allgemeinen Steuerreform profitieren würde - gerade angesichts der aktuellen Herausforderungen wie sinkende Umsätze, rückläufige Kapazitätsauslastungen und schwachem Wachstum. „Die allgemeine Steuerbelastung in Deutschland ist zu hoch und international nicht wettbewerbsfähig. Insbesondere KMU sind im Vergleich zu größeren Unternehmen besonders belastet. Hier besteht politischer Handlungsbedarf“ sagt Bertram Kawlath, VDMA-Präsident und Kuratoriumsmitglied der Impuls-Stiftung.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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