Rhein-Neckar. Bis vor ziemlich genau einem Jahr war die Corona-Pandemie der größte Unsicherheitsfaktor für die Wirtschaft. Die Hoffnung auf bessere Zeiten durch Abebben der Pandemie wurde durch den Beginn des Ukraine-Kriegs zunichtegemacht. Seitdem bestimmen die Folgen des russischen Angriffskriegs die Gesellschaft und natürlich die Wirtschaft. Trotzdem beurteilen die Unternehmen der Metropolregion Rhein-Neckar (MRN) zum Jahresbeginn ihre Geschäftslage so wie zu Beginn des Vorjahres.
"Bemerkenswert widerstandsfähig"
Nach der Konjunkturumfrage der IHK Metropolregion Rhein-Neckar - einer Kooperation der IHKs Rhein-Neckar, Pfalz, Darmstadt Rhein Main Neckar und Rheinhessen - schätzen 18 Prozent der Betriebe ihre Lage als gut ein. „Die Wirtschaft in der Metropolregion erweist sich insgesamt als bemerkenswert widerstandsfähig“, sagte Axel Nitschke bei der Vorstellung der Zahlen am Freitag. „Die stabile Geschäftslage ist jedoch nur eine Seite der Medaille“, ergänzte der Hauptgeschäftsführer der IHK Rhein-Neckar. „Die Energiepreise, der Mangel an Fachkräften und die Inflation belasten die Geschäftserwartungen für das Jahr 2023“, so Nitschke. Er geht deshalb von einer Seitwärtsbewegung der Konjunktur aus.
An der Umfrage der IHK MRN haben sich 795 Unternehmen aus allen Wirtschaftszweigen beteiligt. Der IHK-Konjunkturklimaindex für die MRN liegt bei 104. Das sind zwar sechs Prozentpunkte weniger als noch vor einem Jahr, aber immer noch mehr als 100. Werte darüber signalisieren tendenziell Wachstum.
Risiko Energie- und Rohstoffpreise
Trotzdem sind die Geschäftserwartungen für dieses Jahr verhalten, besonders nachgelassen haben sie im Handel und in der Industrie. Auch wenn die Energiepreise zuletzt wieder etwas von ihren Höchstständen gesunken sind, werden sie im internationalen Vergleich immer noch als sehr hoch angesehen. So verwundert es nicht, dass knapp drei Viertel der Unternehmen die hohen Energie- und Rohstoffpreise als größtes Risiko für ihre wirtschaftliche Entwicklung sehen. 60 Prozent (Mehrfachnennungen waren möglich) sagen das über den Fachkräftemangel, je 49 Prozent über Arbeitskosten und Industrienachfrage.
Schon jetzt gibt es allein im Bereich der IHK Rhein-Neckar einen Engpass von 4000 Fachkräften, darunter 1000 beruflich Qualifizierte. Nach Berechnungen der IHK steigt diese Lücke bis 2035 bei den beruflich Qualifizierten auf 76 000 und insgesamt auf 84 000 an. Beim Thema Arbeitskräfte müsse man „alle Register ziehen und alle Arbeitskräftereserven nutzen, die es noch gibt“, sagte Nitschke: „Mehr Frauen in Erwerbstätigkeit bringen, Altersbeschäftigung, Qualifizierung, Weiterbildung und Zuwanderung von Arbeitskräften, die wir brauchen.“
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