Mannheim. Die Live-Schaltung per Video steht. Bevor die Aktionärsvertreter auf der virtuellen Hauptversammlung von Südzucker ihre Fragen stellen, müssen sie zuerst etwas loswerden. Mit dem Online-Format verpasse der Konzern eine Chance, sagt Roland Klose von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Anlegerinnen und Anleger hätten auf einer Präsenzveranstaltung ganz andere Möglichkeiten: Sie könnten sich untereinander austauschen und das Südzucker-Management live erleben. Ob es nächstes Jahr tatsächlich wieder nur ein „Vorstandskino“ werden solle, fragt Klose.
Andreas Schmidt von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) schlägt in die gleiche Kerbe. „Sie haben eine tolle Story zu erzählen - die allerdings auch erklärungsbedürftig ist“, findet Schmidt. „Eine Hauptversammlung in Präsenz wäre dafür der passende Rahmen.“ Ein Privataktionär bemängelt zudem technische Probleme, die es immer wieder gebe.
Tatsächlich hatte Südzucker noch im Januar mit großer Bühne im Mannheimer Rosengarten geplant, weil man „den persönlichen Austausch“ schätze. Mitte April entschied man sich dann um. Virtuelle Aktionärstreffen seien ein „modernes Format“, das mittlerweile von vielen anderen Unternehmen genutzt werde und am Markt üblich sei, hieß es. Auch Südzucker-Vorstandsvorsitzender Niels Pörksen verteidigt das Online-Format.
Aufwendige Technik bei der Hauptversammlung von Südzucker
Auch wenn eine virtuelle Hauptversammlung hohe Summen durch Technik und Übertragung verschlingt, ist sie in der Regel günstiger als die Variante in Präsenz. Schließlich fallen etwa Saalmiete, Catering und eine aufwendige Logistik weg. Auf großer Bühne richtete Südzucker die Hauptversammlung zuletzt 2019 aus, damals kamen rund 2600 Menschen in den Rosengarten.
Newsletter "MM Business" - kostenlos anmelden!
Online ist das Interesse weitaus geringer. Am Donnerstag verfolgen 360 Zuschauer die Übertragung der Hauptversammlung, auf der Pörksen gute Nachrichten zu verkünden hat. Das Kerngeschäft mit Zucker hat 2022/23 nach vier Verlustjahren den Turnaround in die schwarzen Zahlen geschafft - und entwickelt sich aller Voraussicht nach auch im laufenden Geschäftsjahr stark.
Für das zweite Quartal (zu Ende August) erwartet das Management durch das gute Kerngeschäft ein deutlich höheres operatives Konzernergebnis als im Vorjahreszeitraum. Auch die Jahresprognose hat Südzucker bereits angehoben. Sowohl Aktionärsschützer als auch Aktionäre selbst loben die Geschäftsentwicklung.
Südzucker baut Geschäft mit Fleischersatzprodukten aus
Die Strategie 2026 Plus ist in vollem Gange. Vereinfacht gesagt will Südzucker nicht bloß ein großtechnischer Verarbeiter von Agrarrohstoffen sein, sondern vielmehr „ein führender Partner pflanzenbasierter Lösungen für eine lebenswerte, gesunde und nachhaltige Welt“. Zwei Beispiele: Südzucker baut das Geschäft mit Fleischersatzprodukten aus.
Und in Offstein bei Worms investiert das Unternehmen in eine Anlage für Proteinkonzentrat aus der Ackerbohne. Die Nicht-Zucker-Segmente sollen ausgebaut und die Widerstandskraft des Zucker-Segments gestärkt werden - weil es sehr schwankungsanfällig ist, wie die Vergangenheit gezeigt hat. Die breite Aufstellung habe sich als erfolgreich erwiesen, sagt Pörksen. „Deshalb wollen wir diesen Kurs konsequent fortsetzen.“
Am Ende der Hauptversammlung erhalten alle Tagesordnungspunkte eine Zustimmung von mehr als 90 Prozent. Die Dividende je Aktie erhöht sich von 40 auf 70 Cent. Laut Unternehmen beträgt die Ausschüttungssumme 143 Millionen Euro nach 82 Millionen Euro im Vorjahr.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/wirtschaft_artikel,-regionale-wirtschaft-so-lief-die-hauptversammlung-von-suedzucker-_arid,2105038.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/firmen_firma,-_firmaid,15.html