Einzelhandel

Juwelier Wempe verlässt Mannheimer Planken - Wenthe folgt

Wieder ein Abschied von den Mannheimer Planken: Ein renommierter Juwelier verlässt Ende des Jahres die Fußgängerzone. Was die Gründe für den Rückzug aus Mannheim sind

Von 
Christian Schall
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Juwelier Wenthe bleibt noch bis zum Frühjahr 2025 in der Breiten Straße und wechselt nach der Schließung von Wempe auf die Planken. © Christian Schall

Mannheim. In regelmäßigen Abständen haben sich in den vergangenen Monaten etablierte Geschäfte von den Mannheimer Planken zurückgezogen. Dabei stellt sich jedes Mal die Frage: Wer wird wann der nächste sein? Jetzt ist dieser Moment wieder einmal gekommen, denn ein weiteres Unternehmen mit großem Namen bereitet seinen Abschied aus Mannheim vor. Immerhin die gute Nachricht ist: Der Nachfolger steht schon fest.

Juwelier Wempe wird seine Filiale in O6 an den Planken aufgeben. Das Hamburger Familienunternehmen hat sich entschlossen, die Niederlassung in Mannheim zum Jahresende zu schließen. „Nach 35 Jahren am Standort Mannheim ist mir die Entscheidung als Familienunternehmerin nicht leichtgefallen“, erklärt Kim-Eva Wempe, die geschäftsführende Gesellschafterin der Gerhard D. Wempe GmbH & Co. KG.

Juwelier Wempe schließt Ende Dezember 2024 die Mannheimer Filiale auf den Planken nach 35 Jahren. © Christian Schall

Sicher ist Wempe ein Filialist, der wie zahlreiche andere inzwischen das Bild in den Innenstädten dominiert. Doch es ist ein sehr renommiertes Unternehmen, wie sich allein an den Adressen der Filialen ablesen lässt: Neuer Wall Hamburg, Kurfürstendamm Berlin, Königsallee Düsseldorf, Goethestraße Frankfurt oder Maximilianstraße München. Außerdem betreibt der Juwelier Boutiquen im Frankfurter Flughafen, auf den Kreuzfahrtschiffen MS Europa und Europa 2 sowie in allerbesten Lagen in London, Paris, Wien, New York und Madrid.

Warum Juwelier Wempe auf den Mannheimer Planken schließt

In diese illustre Liste der nobelsten Einkaufsmeilen weltweit reihten sich bislang auch die Mannheimer Planken ein. Bald werden sie darin fehlen. Die Begründung des Unternehmens dafür ist eindeutig: „Zuletzt war die Kundinnen- und Kundenfrequenz gesunken. Dazu dürfte beigetragen haben, dass die Innenstadt nach Schließungen von Geschäften und eines Hotels sowie schlechter Erreichbarkeit unter anderem durch den Wegfall von Parkplätzen deutlich an Attraktivität eingebüßt hat“, heißt es von Wempe.

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Außerdem laufe der Mietvertrag zum 31. Dezember aus. Den elf Beschäftigten der Filiale hat Wempe nach eigenen Angaben einen alternativen Arbeitsplatz im Unternehmen angeboten oder sie auch bei der Stellensuche unterstützt. Der Geschäftsführer der Niederlassung, Wolfgang Schlögl, habe dann fünf Jahre über sein Renteneintrittsalter hinaus bis zum Auslaufen des Mietvertrags die Filiale geführt und trete mit 69 Jahren in den Ruhestand.

Mannheimer Traditionsunternehmen Wenthe wird der Nachfolger

Was für den Standort die gute Nachricht ist: Der Nachfolger steht bereit, es ist ebenfalls ein Juwelier und dazu einer mit langer Geschichte in Mannheim. Juwelier Wenthe wird die Ladenfläche übernehmen und dafür innerhalb der Innenstadt umziehen. Das Familienunternehmen hat seine Geschäftsräume in Q1 an der Ecke Freßgasse/Breite Straße.

Vor zwei Jahren feierte Wenthe 160. Geburtstag. Gegründet wurde das Geschäft 1862 von der Familie, deren Name das Unternehmen noch heute trägt. 1980 hat Uhrmachermeister Hans Dieter Wüst das Juweliergeschäft übernommen, 2006 traten die Söhne Alexander und Michael in das Unternehmen ein. Erst 2015 hat die Familie ihren Laden umgebaut und zuvor drei Geschäfte unter einem Dach vereint.

Mehrere Gründe sind für den Umzug von Wenthe entscheidend

Warum jetzt der Umzug auf die Planken? „Da sind mehrere Faktoren zusammengekommen“, erklärt Alexander Wüst. Man habe die Option für die nächste Mietverlängerung ziehen müssen, dann aber erfahren, dass Wempe den Rückzug plane. Dadurch, dass die Mietpreise auch in Top-Lagen um 30 bis 50 Prozent gefallen seien, hätten sich neue Möglichkeiten ergeben. „Wir wollten uns von der Lage her verbessern. Da gab es nichts mehr zu überlegen. Bevor sich andere dort breitmachen...“ Der Mietpreis in O 6 liege deutlich unter dem von Wempe. Nach über 70 Jahren am Standort in Q 1 gehe man trotzdem „mit einem lachenden und einem weinenden Auge“.

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Bis zum Umzug ist noch etwas Zeit. „Wir hoffen, dass wir Richtung April 2025 eröffnen können“, sagt Wüst. Nach dem Auszug von Wempe soll das Geschäft umgestaltet werden. Wenthe wird auch das erste Obergeschoss komplett zur Verkaufsfläche umbauen. Wempe hatte einen Teil davon als Büro, Lager und Aufenthaltsraum genutzt. Diese Einrichtungen bringt Familie Wüst auf einer freigewordenen Fläche im vierten Obergeschoss unter. „Wir sind in Verhandlungen mit hochwertigen Marken, deren Konzession in Mannheim durch Wempe frei wird.“ Diese haben gewisse Ansprüche an das Umfeld - denen man auf den Planken besser gerecht werden kann.

Anmerkung der Redaktion: In einer zwischenzeitlichen Version des Textes waren durch einen nachträglichen Redigierfehler der Redaktion auf diesem Portal die Namen der Juweliere "Wempe" und "Wenthe" falsch verwendet. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen

Redaktion Redakteur in der Wirtschaftsredaktion

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