Mannheim. Alle reden von der Energiewende – doch die Deutsche Rohstoff AG verdient einen Haufen Geld mit der Förderung von Öl und Gas in den USA. Das Mannheimer Unternehmen präsentierte am Donnerstag bei der Bilanzpressekonferenz Rekordzahlen ohne Ende. Der Umsatz stieg demnach um krasse 126 Prozent auf 165 Millionen Euro. Sogar um 151 Prozent wuchs der Gewinn und beträgt 66 Millionen Euro – das sind immerhin 12,20 Euro pro Aktie. Kein Wunder, dass Vorstand und Aufsichtsrat nicht knausern und für das Geschäftsjahr 2022 der Hauptversammlung eine Dividende von 1,30 Euro pro Aktie vorschlagen. Im Jahr davor mussten sich die Aktionäre noch mit 60 Cent begnügen.
Doch damit nicht genug. Der Konzern hat auch seine Prognose für dieses und das nächste Jahr erhöht. Je nach Szenario – vieles hängt ja vom Ölpreis ab – könnte der Umsatz bis 2024 auf mehr als 200 Millionen Euro steigen. Bis dahin dürften weitere fette Gewinne winken.
Die atemberaubenden Zahlen, die der Konzern präsentierte, haben natürlich ihren Preis: Die 11 000 Fässer Öl, die das Unternehmen täglich produziert, sind Gift für die CO2-Bilanz und damit das Weltklima. Kleiner Trost: Der Anteil der Rohstoff AG an der Weltproduktion beträgt „nur“ 3,5 Prozent. Gewissensbisse hat Thomas Gutschlag keine. Der frühere CEO, der das Unternehmen mitgründete und als Aufsichtsratsvorsitzender seinem Nachfolger Jan-Philipp Weitz auf die Finger schaut, lässt die Fakten für sich sprechen: „Die Welt verbraucht jeden Tag 100 Millionen Fässer Öl. Und die Nachfrage wird bis 2030 sogar noch steigen und erst danach ihren Höhepunkt erreichen.“ Die Konsequenz daraus: „Mir ist schleierhaft, wie wir die globalen Klimaziele einhalten sollen“, sagt Gutschlag. Und CEO Weitz sekundiert: „85 Prozent der weltweit verbrauchten Energie stammen aus Öl, Gas und Kohle. Mit Wasser und Kernenergie sind es weit über 90 Prozent.“
Ein Quantum Lithium
Die Zahlen, die der Konzern präsentierte, erwecken fast schon den Eindruck, als lebten wir in Deutschland mit Blick auf die Energiewende in einem Wolkenkuckucksheim. Die Adressen der Mannheimer Klimaschutzagentur und der Deutschen Rohstoff AG sind zwar nur 600 Meter voneinander entfernt, doch vom Ansatz her trennen beide Welten. Die Stadt will bis 2030 klimaneutral sein, während die Deutsche Rohstoff AG damit rechnet, dass sie noch mindestens zehn Jahre mit dem Verkauf von fossilen Brennstoffen gutes Geld verdienen kann. „Prognosen über einen längeren Zeitraum sind schwierig“, sagt Weitz.
Allerdings hält das Management auch Ausschau nach neuen Geschäftsfeldern und öffnet das Portfolio ein wenig für die Energiewende. Denn zumindest beim Straßenverkehr gibt es einen ersten Richtungswechsel. Noch sind zwar rund 1,5 Milliarden Verbrenner weltweit unterwegs, aber der Anteil der Autos mit Elektroantrieb wächst. Bis 2030 sollen es rund 47 Millionen sein. Für die Batterien braucht man sehr viel Lithium. „Das ist für uns ein interessantes Geschäftsfeld“, sagt CEO Weitz. Rund zehn Millionen Euro will das Unternehmen in den kommenden vier Jahren investieren. Zum Vergleich: 2023 und 2024 investiert der Konzern 200 Millionen Euro ins Öl- und Gasgeschäft.
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