Wirtschaftsbeziehungen

Mannheim und Qingdao - wer lernt hier von wem?

Eine Delegation aus der chinesischen Partnerstadt Qingdao präsentiert in Mannheim Eindrucksvolles - etwa das Gegenstück zur Eichbaum-Brauerei

Von 
Dieter Keller
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Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht empfing seinen Amtskollegen aus Qingdao, Zhao Haozhi. © dieter Keller

Mannheim. Huldvoll blicken Kurfürst Karl Theodor und Kurfürstin Elisabeth Auguste von den Gemälden im Florian-Waldeck-Saal auf die illustre Runde herab, die sich da versammelt hat: Vertreter der Stadt Mannheim und von Unternehmen aus der Region empfangen eine Delegation der chinesischen Partnerstadt Qingdao, um über die wirtschaftliche Zusammenarbeit und insbesondere Green-Tech-Themen zu sprechen. Ist doch die größte Stadt der Metropolregion die Pilotstadt für den Green Deal, und ein chinesisch-deutsches Gründerzentrum wie hier wäre „vielleicht eine Idee“ für die Chinesen, meint Oberbürgermeister Christian Specht.

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Mannheims Unternehmen haben eine Exportquote von 68 Prozent, und Chinas ist Deutschlands wichtigster Handelspartner, streicht Specht heraus. Die Chinesen machen Station zwischen der BASF in Ludwigshafen und einem Termin in Stuttgart. Doch je länger die - schlecht simultan übersetzten - Vorträge dauern, desto mehr beschleicht den Zuhörer die Frage, wer hier wen braucht: die Chinesen die Deutschen oder umgekehrt?

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Qingdao ist seit 2016 Partnerstadt von Mannheim. Im letzten Jahr hat die Region der Hafenstadt im Osten der Volksrepublik China die Zahl von zehn Millionen Einwohnern übertroffen, berichtet Oberbürgermeister Zhao Haozhi stolz - das Vierfache der Metropolregion. Ein Werbefilm zeigt eine hochmoderne Metropole mit eindrucksvollen Hochhäusern. Zhao streicht nicht nur das schöne Stadtbild heraus, sondern auch die große Entwicklungsdynamik.

Deutsche Siedler gründeten 1903 die Brauerei Tsingtao

Die Dimensionen zeigt auch eines der hierzulande wohl bekanntesten Unternehmen, die Bierbrauerei Tsingtao, gegründet 1903 von deutschen Siedlern. Heute hat sie allein in China über 60 Brauerei-Standorte, und sie vertreibt ihr Bier weltweit. Neben ihren 87 Millionen Hektolitern, die Generaldirektor Jiang Zongxiang nennt, ist die von Specht zitierte Eichbaum Brauerei ein Zwerg. „Wir bemühen uns sehr um eine nachhaltige Entwicklung“ betont der chinesische Manager. Auf den Dächern gebe es Photovoltaikanlagen, 72 Prozent der Energie stammten aus „grünen Bereichen“.

Der Energiekonzern MVV versucht, den Chinesen das „Mannheimer Modell“ schmackhaft zu machen, nach dem die Quadratestadt bis 2035 klimapositiv sein soll. Die erste Flusswärmepumpe versorgt 3500 Haushalte. Doch von Wohnungen ist bei den Chinesen gar nicht die Rede.

Dafür preist Gao Shanwu den Deutsch-Chinesischen Ökopark Qingdao, der allein in seiner ersten Entwicklungsphase fast 35 Quadratkilometer groß ist und zum Teil zu einer Freihandelszone gehört, als Leuchtturmprojekt: „Wir wollen eine umweltschonende Entwicklung.“

Das Zukunftsthema grüne Industrie biete weitere Kooperationsmöglichkeiten, sagte der chinesischen Generalkonsul in Frankfurt, Huang Yiyang. Nach dem jüngsten Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz hätten die Beziehungen der Länder „angefangen, wieder wärmer zu werden“. In den letzten Jahren seien sie „nicht mehr so zufriedenstellend“ gewesen. Man habe sich mehr als Konkurrenten gesehen und nicht als Kooperationspartner.

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