Umfrage

Kleinere Betriebe kritisieren Offenlegungspflicht

Der Gesetzgeber verlangt den Unternehmen mit seinen Transaprenzregeln viel ab. Warum größere Konzerne damit besser klar kommen, erklärt eine Umfrage der Universität Mannheim

Von 
Walter Serif
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Nicht nur Aktienhändler interessieren sich für Daten der großen Konzerne. © dpa

Mannheim. Nicht nur große Kapitalgesellschaften, auch kleine und mittlere Betriebe müssen in Deutschland umfangreiche Unternehmensdaten offenlegen. Das hat nichts mit bürokratischer Regelungswut zu tun. Im Gegenteil: Die Offenlegungspflichten sind wichtig. Denn so kann sich die Öffentlichkeit über die wirtschaftliche Lage und Leistungsfähigkeit eines Unternehmens informieren. Das dient dem Schutz von Geschäftspartnern und gewährleistet die Funktionsfähigkeit des Marktes.

Doch jeder Nutzen hat auch immer auch Nachteile. Denn die Offenlegung von betrieblichen Daten ist ja mit Kosten für die Unternehmen verbunden. Und die werden sich noch erhöhen - denn mit der neuen EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) kommen ab 2024 weitere Pflichten hinzu.„Eine erfolgreiche Regulierung muss aber das richtige Maß finden und sollte Unternehmen nicht überfordern“, sagt Ökonom Jannis Bischof von der Universität Mannheim. In der Umfrage des aktuellen German Business Panel (GBP) haben die Forscher Unternehmen in Deutschland befragt, wie sie die bereits geltenden Offenlegungspflichten bewerten.

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Das Ergebnis: Fast ein Drittel der Betriebe fordern weniger Transparenz. Wie die Unternehmen zu dieser Frage stehen, hängt aber vor allem von ihrer Größe und ihren Ressourcen ab. Kleine Betriebe mit weniger als zehn Mitarbeitenden sprechen sich überdurchschnittlich häufig für weniger Offenlegungspflichten aus. Größere Unternehmen wiederum plädieren doppelt so häufig wie kleine sogar für mehr Transparenz. Eine Frage der Wahrnehmung von Kosten und Nutzen - das legt der Report nahe.

Klarer Zielkonflikt

„Kleine Unternehmen verfügen über weniger Ressourcen und Fachpersonal. Für sie ist die Informationspflicht mit erheblichen Kosten verbunden, obwohl sie deutlich weniger Daten offenlegen müssen“, sagt Bischof.“ Dagegen steigt die Zustimmung mit der Größe der Finanzabteilungen. Betriebe, die dort mindestens fünf Mitarbeiter in diesem Bereich beschäftigen, bewerten die Transparenzregeln überdurchschnittlich positiv.

Interessant ist, dass größere Unternehmen nach ihrer eigenen Einschätzung häufig sogar von der Offenlegungspflicht profitieren. Denn dadurch erhalten sie auch Informationen über die Wettbewerber. Allerdings gilt dies natürlich auch umgekehrt. Daher sind Betriebe, die ihre Investitionen in Forschung und Entwicklung ausbauen, tendenziell weniger gewillt, diese Informationen offenzulegen als Unternehmen, die ihre Ausgaben kürzen wollen. Hier gibt es einen klaren Zielkonflikt: Die Öffentlichkeiten bewertet es eher positiv, wenn bekannt wird, dass Unternehmen ihre Investitionen ausweiten. Doch der Preis dafür ist dann, dass die Konkurrenz ebenfalls im Bilde ist und reagieren kann.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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