Mannheim. Frau Kauer, Sie haben im Januar 2020 Ihr eigenes Fashion-Label gegründet und sind jetzt schon erfolgreich mit ihrer Marke „Karo Kauer Label“ – was könnten die Gründe für den Erfolg sein?
Karo Kauer: Grundsätzlich ist Erfolg immer ein großes Wort und bedeutet für jeden etwas anderes. Der Grund, warum unsere Marke eventuell bekannter ist als andere Marken, ist, dass es natürlich zum einen eine Influencer-Marke ist – das heißt, mich als öffentliche Person gab es schon davor. Zum anderen bedeutet der Erfolg aber auch für mich, dass die Marke unabhängig von mir funktioniert. Das haben wir durch den stationären Handel, wie die Platzierung in Kaufhäusern, gesehen. Ich finde, dass wir da auf einem sehr guten Weg sind, die Marke Schritt für Schritt unabhängiger zu machen. Wir lassen uns auch immer wieder etwas einfallen. Aber dadurch, dass wir eben eine Influencer-Marke sind, haben wir mehr Freiheiten. Ich sage immer, dass ich wie Pippi Langstrumpf bin und mir die Welt mache, wie sie mir gefällt. Wir versuchen, mit neuen Aktionen in aller Munde zu sein. Ich glaube das gelingt uns ganz gut.
Und wen wollen Sie mit Ihrer Marke ansprechen?
Kauer: Wir versuchen, uns immer breit aufzustellen. Wir haben mit Damenmode angefangen, uns dann zu Unisex-Kleidung weiterentwickelt, haben mittlerweile aber auch Männerbekleidung und natürlich Mode für Kinder. Grundsätzlich möchte ich mit meiner Mode Menschen erreichen, die sich dadurch ein bisschen selbstbewusster fühlen.
Sie sind ab 23. Juni mit Ihrer Kleidermarke „Karo Kauer Label“ auf Tour durch ganz Deutschland. Warum haben Sie sich dazu entschieden, in so vielen Städten ein Pop-up-Event zu veranstalten?
Kauer: Wir haben einen Store in Eislingen. Es kommen ganze viele Menschen aus ganz Deutschland und auch darüber hinaus zu uns. Wir sind aber nicht der Nabel der Welt in Eislingen/Fils. Deshalb wollten wir einfach zu den Leuten gehen und unsere Experience hinaustragen. Nicht nur die Kundinnen und Kunden müssen uns besuchen, wir besuchen auch sie in den Städten. Letztes Jahr hatten wir schon einen Pop-up-Store in Köln, vor zwei Jahren in Stuttgart, und es hat uns so viel Spaß bereitet. Wir haben gesehen, wie groß der Andrang in den verschiedenen Städten ist. Das ist für uns die perfekte Grundlage für eine Tour durch Deutschland. So können wir die Leute besuchen und die Marke erlebbar machen. Wir reisen mit dem Team zusammen, mit meiner „Karo Kauer Family“. Es wird auf jeden Fall sehr herausfordernd, aber auch ein super Erlebnis für uns alle.
Karo Kauer
- Die 32-jährige Karo Kauer gehört mit 560 000 Followern zu den erfolgreichsten Influencerinnen im deutschsprachigen Raum.
- Im Jahr 2020 hat sie ihre heute erfolgreiche Modemarke „Karo Kauer Label“ gegründet.
- 2022 hat sie in ihrer Heimatstadt Eislingen/Fils (Landkreis Göppingen) ihren Flagship-Store inklusive Café eröffnet.
- Außerdem betreibt sie eine Consulting-Agentur für Content Creatoren und Produktmanagement.
- Die Produkte von „Karo Kauer Label“ werden primär in der Türkei, in Italien und in Portugal hergestellt.
Und warum gerade in Mannheim?
Kauer: Wir fragen immer, wenn Leute uns im Laden besuchen, wo sie herkommen, und da fällt oft die Stadt Mannheim. Dann haben wir natürlich gesagt, dass Mannheim auf jeden Fall ein Stopp bei der Tour sein muss. Das hat auch logistisch super gepasst. Wir müssen immer darauf achten, dass wir an den Stationen gut aufgestellt sind und wir genug Ware dabei haben. Mannheim hat sich einfach super angeboten. Außerdem war ich selbst ganz oft schon in Mannheim, ich habe dort unter anderem meinen 25. Geburtstag gefeiert und habe deshalb auch schon eine persönliche Verbindung zur Stadt.
Die Tendenz, dass junge Marken den stationären Handel für sich entdecken, ist immer deutlicher zu erkennen. Warum?
Kauer: Ich glaube, es geht einfach darum, die Marke erlebbar zu machen. Die Fashion-Branche ist ein großes Haifischbecken. Und genau deshalb ist der stationäre Handel gut, damit man die Ware mal anfassen und erleben kann. Ich glaube auch, dass junge Marken, so wie wir es auch sind, in den Handel gehen, um Erlebnisse zu schaffen. Gerade nach dem Lockdown, in dem alles nur noch online bestellt werden konnte, habe ich persönlich auch gar keine Lust mehr, etwas online zu bestellen, sondern möchte die Marke und die Qualität auch spüren.
Sie haben einen Laden und ein Café in Eislingen, eine Consulting Agentur und sind täglich als Bloggerin auf Instagram aktiv – wie managen Sie diese vielfältigen Geschäftsfelder?
Kauer: Ich wünschte, mein Tag hätte 48 Stunden – das ist aber leider nicht der Fall. Die vielen Aufgaben kann man nur managen, wenn man die richtigen Menschen um sich hat. Angefangen natürlich mit der Familie, insbesondere meiner Mama, die immer am Start ist und mich unterstützt. Für das Label habe ich ein Team von über 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die wirklich mitdenken, die das Label spüren und leben und handeln wie ich. Das ist nicht selbstverständlich, aber nur so kann ich das Ganze managen. Und natürlich füllt mich auch mein Creator-Job schon 24/7 aus, auch wenn man das manchmal nicht denkt. Man kann nicht so richtig greifen, was eigentlich alles dahintersteckt. Es ist jeden Tag eine Herausforderung, alles unter einen Hut zu bekommen, aber dieser stelle ich mich jeden Tag sehr gerne. Manchmal muss man sich auch zugestehen, dass man nicht alles an einem Tag schafft, und das dann auf den nächsten Tag schieben. Man muss einfach immer auf seinen Körper hören, aber so lange es mir so viel Spaß macht und es meine Passion ist – wenn man genau das tut, was man liebt –, dann ist das auf jeden Fall machbar.
Was würden Sie Gründerinnen und Gründern mit auf den Weg geben, die ihre eigene Marke etablieren wollen?
Kauer: Grundsätzlich würde ich allen Gründerinnen und Gründern mit auf den Weg geben, dass man fleißig sein muss. Das ist eigentlich mein Credo, und so arbeite ich schon, seit ich 16 Jahre alt bin. Unabhängig davon, was ich gemacht habe, war ich immer sehr fleißig, denn ohne Fleiß bekommt man das nicht hin. Ich hatte vielleicht so einen oder zwei clevere Momente und auch viel Glück. Das wünsche ich allen Gründerinnen und Gründern auch. Grundsätzlich muss man einfach hart arbeiten, wenn man Ziele und Träume hat, dann kann man diese auch erreichen. Und oftmals öffnen sich auf dem Weg zum eigentlichen Ziel andere Türen, von denen man niemals geträumt hätte. Manchmal ist auch der Weg eben das Ziel.
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