Konjunkturumfrage

IHK Rhein-Neckar: Jedes vierte Unternehmen plant Stellenabbau

Schwacher Konsum, hohe Arbeitskosten und mögliche Zölle von Trump. Viele Probleme belasten die Wirtschaft in der Rhein-Neckar-Region. Wie die Stimmung der Unternehmen ist.

Von 
Alena Kuhn
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Die Unternehmen der Rhein-Neckar-Region rechnen bei den Exporten mit einer positiven Entwicklung. Sie haben aber auch Unsicherheiten. © Bernhard Zinke

Mannheim. Im Vergleich zum vergangenen Herbst gibt es eine leichte Verbesserung der Lage in der Wirtschaft der Rhein-Neckar Region. Dennoch ist die Stimmung bei den Unternehmen getrübt: Sie haben zum Beispiel mit Stellenabbau und einem unsicheren Exportgeschäft zu kämpfen. Das ist das Fazit der jüngsten Konjunkturumfrage, die die Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar am Freitag in Mannheim vorgestellt hat. 394 regionale Unternehmen aus allen Wirtschaftszweigen haben sich daran beteiligt. „Die Konjunktur springt nicht an“, resümiert Axel Nitschke, Hauptgeschäftsführer der IHK Rhein-Neckar.

Aktuell melden 31 Prozent der regionalen Betriebe gut laufende und 19 Prozent schlecht laufende Geschäfte. Die andere Hälfe gibt an, dass ihre Geschäfte befriedigend laufen. Jedoch sieht die regionale Wirtschaft kaum Wachstumssignale: Nur jeder fünfte Betrieb geht von einer besseren Geschäftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten aus. 55 Prozent rechnen mit einer gleichbleibenden Entwicklung und etwa ein Viertel befürchtet sogar einen Rückgang.

Darum sorgt sich die Wirtschaft in der Region. © MM-Grafik

Als das größte Risiko ihrer wirtschaftlichen Entwicklung im nächsten Jahr sehen die Betriebe die schwache Inlandsnachfrage an. Am zweithäufigsten wurden die Arbeitskosten genannt: Die liegen laut IHK am heimischen Standort deutlich über dem EU-Durchschnitt und bremsen die regionale Wirtschaft zunehmend ein. Den dritten Platz des größten Geschäftsrisikos teilen sich der Fachkräftemangel und die hohen Energiekosten: Etwa jedes zweite Unternehmen nimmt die Probleme als erhebliche Belastung wahr.

Und auch die aktuelle Wirtschaftspolitik beschäftigt knapp vier von zehn Betrieben. „Dass die Wirtschaftspolitik nun zum wiederholten Mal in den Top 5 der Geschäftsrisiken genannt wird, zeigt den dringenden Handlungsbedarf für die zukünftige Bundesregierung“, sagt Nitschke. Die Unternehmen würden von der zukünftigen Bundesregierung Reformen erwarten, die die strukturellen Probleme lösen, beispielsweise durch Kostenentlastungen und Bürokratieabbau. „Denn hohe Kosten bei Steuern, Energie, Arbeit und Bürokratie lasten weiter wie Blei auf den Unternehmen“, betont Nitschke. Mit Bürokratieregeln seien besonders Mittelständler immer stärker konfrontiert.

Exporte in USA: Unternehmen haben ambivalente Gefühle

Die ausländischen Märkte sind für regionale Industrieunternehmen von großer Bedeutung. Laut IHK erwirtschaften sie mehr als 60 Prozent ihrer Umsätze im Ausland. Die Unternehmen rechnen bei den Exporten mit einer leicht positiven Entwicklung, vor allem in den USA. Denn laut Nitschke haben die Betriebe in der Vergangenheit positive Erfahrungen mit dem US-Markt gemacht und vertrauen ihm nach wie vor.

Dennoch wächst durch die Präsidentschaft Donald Trumps die Unsicherheit. „In den kommenden Wochen und Monaten wird sich zeigen, ob der globale Handel von neuen Zöllen und Gegenzöllen ausgebremst wird. Unserer exportstarken Region würde solch eine Entwicklung massiv schaden“, sagt Nitschke. Die USA sei für die international vernetzten Unternehmen der wichtigste Markt. Man müsse abwarten, ob es vermehrt zu Handelskonflikten zwischen den USA und China kommt und könne dann erst schauen, welche Auswirkungen dies auf die Industriebetriebe der Region hat.

Mit derselben Frage beschäftigt sich auch das Mannheimer Wirtschaftsforschungsinstitut ZEW: Laut einer repräsentativen Umfrage rechnen rund drei Viertel der Unternehmen in der Industrie und der Informationswirtschaft damit, dass sich die Trump-Präsidentschaft negativ auf die deutsche Wirtschaft auswirkt. Nur etwa sieben Prozent erwarten einen positiven Effekt.

Die deutsche Arbeitslosigkeit ist so hoch wie seit fast zehn Jahren nicht

Es planen weiterhin mehr Unternehmen, Stellen ab- statt aufzubauen, teilt die IHK Rhein-Neckar mit. Nur zwölf Prozent der regionalen Betriebe wollen zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen, etwa zwei Drittel gehen von einer gleichbleibenden Anzahl an Mitarbeitenden aus und etwa jedes vierte Unternehmen gibt rückläufige Beschäftigungsabsichten an.

Die steigende Arbeitslosigkeit stellt eine große Herausforderung für die Wirtschaft dar - auch im Rhein-Neckar-Raum. Zum Jahresstart hat die Arbeitslosigkeit bundesweit weiter zugenommen und liegt nur noch knapp unter der Drei-Millionen-Grenze. Diese hatte sie zuletzt vor zehn Jahren überschritten. Zudem melden die Unternehmen deutlich häufiger Kurzarbeit an. Laut der Bundesagentur für Arbeit sind in Mannheim aktuell acht Prozent arbeitslos, in Heidelberg und dem Rhein-Neckar-Kreis sind es etwas über vier Prozent.

So geht es der Wirtschaft in der Pfalz und in Südhessen

Auch die Pfälzer Wirtschaft ist mit strukturellen Problemen konfrontiert. Ein Drittel der Pfälzer Unternehmen bezeichnen ihre Geschäftslage als „schlecht“. Das ist das Ergebnis der aktuellen Konjunkturumfrage der IHK für die Pfalz. Für die südhessische Wirtschaft sieht es nicht besser aus. Die Geschäfte laufen eher schlechter als im Herbst, teilt die IHK Darmstadt mit.

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