Rhein-Neckar. Eine kleine Polsterei in der Heidelberger Altstadt ist die Basis für eine Unternehmensgeschichte, die seit 162 Jahren besteht. Seit der Gründung 1863 ist das Einrichtungshaus Breitwieser in Familienhand, wird inzwischen in der sechsten Generation geführt. Nach Unternehmensangaben ist es noch eines der wenigen dieser Art in Deutschland.
Wie jetzt bekannt wurde, wird diese Ära zum 1. Mai dieses Jahres enden. Dann wird Wohnland Breitwieser von der pfälzischen Ehrmann Wohn- und Einrichtungs GmbH mit Sitz in Landau übernommen. Laut einer Mitteilung von Möbel Ehrmann sollen die bestehenden Arbeitsverhältnisse erhalten bleiben, die gesamte Belegschaft werde übernommen. Aus der Sicht von Kunden wichtig: Laufende Aufträge sollen korrekt bearbeitet und sämtliche Garantieansprüche gewährt werden.
Mit welchen Herausforderungen die Möbelbranche kämpft
Doch die Herausforderungen in der Branche sind derzeit groß. Erlebten Hersteller und Händler während der Corona-Pandemie noch einen Boom, weil sich viele Haushalte neu einrichteten, geben die Konsumenten das Geld nun für andere Dinge aus oder halten es zusammen. Hohe Lebensmittel- und Energiepreise bieten vielen Haushalten weniger Spielraum für andere Anschaffungen, da werden Möbelkäufe gerne zurückgestellt. Nur vier Prozent der Unternehmen aus dem Bereich Möbel, Einrichtung und Heimtextilien schätzen die Geschäftslage gut ein, wie eine Anfang des Jahres durchgeführte Konjunkturumfrage des Handelsverbands Deutschland ergab. Und eine der wichtigsten Möbelmessen weltweit, die IMM Cologne, wurde sogar abgesagt.
Diese Entwicklungen und die Wirtschaftslage erkennt auch Breitwieser an. Die Übernahme durch Ehrmann sei der beste Weg, um den Standort in Heidelberg zukunftssicher zu machen und auszubauen. „Es war uns wichtig, dass unser Haus nicht nur erhalten bleibt, sondern auch in einem Umfeld weitergeführt wird, das unseren Werten gerecht wird. Ehrmann teilt diese Werte, und wir sind überzeugt, dass die Integration von Breitwieser in Ehrmann der beste Schritt für die Mitarbeiter und Kunden ist“, wird die Familie in der Mitteilung zitiert. Zum Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht.
Großer Händler in der Rhein-Neckar-Region
Wie Breitwieser ist auch Möbel Ehrmann ein Familienbetrieb, der vor 30 Jahren von Horst Ehrmann gegründet worden ist. Seine Ehefrau und die beiden Kinder gehören ebenfalls der Geschäftsleitung an. Das mittelständische Unternehmen mit mehr als 700 Mitarbeitern - nach eigenen Angaben der größte regionale Möbelhändler - betreibt sechs Einrichtungshäuser und drei Küchenstudios, unter anderem in Frankenthal, Reilingen, Landau und Herxheim. „Mit der Übernahme setzen wir auf Kontinuität und Qualität“, erklärt Horst Ehrmann. „Die langjährige Expertise von Breitwieser in der Region und ihre herausragende Kundenorientierung passen perfekt zu unserer Unternehmensphilosophie.“
Einer der größten Möbelhändler ist die österreichische XXXLutz-Gruppe, zu der auch die Discounter Mömax und Poco gehören. Sie hatte Anfang des Jahres angekündigt, die Porta Gruppe mit rund 140 Standorten und 6000 Beschäftigten übernehmen zu wollen. Eine Entscheidung des Bundeskartellamts hierzu steht noch aus.
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