Mannheim. Stanzschmierstoffe, Formgebungsöle, Verbindungsfette, wärmeleitende Pasten. In Elektroautos finden sich viele Produkte von Fuchs Petrolub. Der bevorstehende Umbruch weg vom Verbrennermotor sollte dem Unternehmen keine Sorgen machen.
Der Vorstandsvorsitzende Stefan Fuchs kritisiert das von der EU-Kommission forcierte Aus für neue Autos mit Verbrennungsmotor ab dem Jahr 2035 trotzdem. Er warnt davor, bei künftigen Antrieben nur auf Batterie-Technologien zu setzen. Brennstoffzellen-Fahrzeuge und selbst Diesel müssten einbezogen werden, sagt Fuchs auf der Jahrespressekonferenz in Mannheim. In dem geplanten Verbrenner-Aus sieht er die Tendenz, dass Deutschland deindustrialisiert werden könnte, also dass Produktion verstärkt ins Ausland abwandert.
Unsicherheiten gibt es auch schon heute genug: der Ukraine-Krieg, die Inflation, gestörte Lieferketten, Corona, gestiegene Rohstoffkosten. 2022 sei das Jahr der Preiserhöhungen gewesen, sagt die neue Finanzchefin Isabelle Adelt. „Unser Vertrieb hat einen extrem guten Job gemacht.“ In den vergangenen zwei Jahren seien die Rohstoffkosten im Durchschnitt um 70 Prozent gestiegen. Die Preiserhöhungen seien fast komplett an die Kundschaft weitergegeben worden. So hat Fuchs Petrolub im vergangenen Geschäftsjahr beim Umsatz zum ersten Mal die Marke von drei Milliarden Euro überschritten - im Wesentlichen getrieben durch die Preise, wie Adelt sagt. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 365 Millionen Euro liegt auf dem Niveau des Vorjahres.
Wie sich die Rohstoffpreise in den kommenden Monaten entwickeln, mag niemand aus dem Management vorhersagen. Rohstoffkosten schwanken, klar. Aber dass sie einfach oben bleiben wie derzeit - das hat es nach Angaben von Fuchs und Adelt bisher noch nie gegeben.
Für Fuchs Petrolub ist China ein großer Markt. Fuchs und Adelt verteidigen das Engagement in dem Land, das immer wieder wegen seiner Menschenrechtsverletzungen in der Kritik steht. Adelt selbst hat mehrere Jahre dort gelebt. „Wenn es Grenzüberschreitungen bei Menschenrechten gibt, ist das schlecht. Darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Viele andere Dinge sind eine Frage der Sichtweise. Zu sagen, in welchem politischen System andere Menschen leben müssen - steht uns das zu?“, sagte die Managerin vor Kurzem in einem Interview mit dieser Redaktion.
Fast Stillstand in China
Die Null-Covid-Politik der chinesischen Regierung hat die Wirtschaft Ende 2022 gelähmt und dadurch das Geschäft von Fuchs Petrolub beeinträchtigt. „Die Umkehr dieser Politik wird Chinas Wirtschaft im Jahresverlauf 2023 wiederbeleben, führte aber zum Jahresende 2022 fast zu einem kompletten Stillstand“, sagt Fuchs. Der Rückgang in China sei „von sehr guten Entwicklungen in einer Vielzahl anderer Länder“ kompensiert worden.
Zu den wichtigsten Ländern für den Mannheimer Konzern zählen Deutschland, die USA und eben China. Dahinter folgen etwa Mexiko, Australien und Indien. Schmierstoffe werden in nahezu allen Industrien eingesetzt - in Anlagen, Maschinen und vor allem in Autos. Die Autoindustrie hat einen großen Anteil am Geschäft.
Fuchs Petrolub rechnet im laufenden Jahr mit weiteren Kostensteigerungen und bleibt deswegen beim Gewinnziel zurückhaltend. „Wir fahren auf Sicht“, sagt Fuchs. Das Ebit soll bei 390 Millionen Euro liegen. Das Management will zwar die Neueinstellungen „klar“ begrenzen - dabei ist ausdrücklich nicht von einem Einstellungsstopp die Rede - und somit die Belastung im Zaum halten. Doch insbesondere Personal- und Frachtkosten dürften weiter deutlich spürbar sein. Der Umsatz soll in diesem Jahr auf 3,6 Milliarden Euro wachsen.
Wäre Fuchs Petrolub eigentlich ein Kandidat für den deutschen Leitindex Dax? Perspektivisch sehr gerne, sagt Finanzchefin Adelt. Allerdings sei das kein Ziel für die nächsten fünf Jahre. Momentan bewege sich Fuchs Petrolub im „soliden Mittelfeld“ des MDax.
Zum Schluss eine gute Nachricht für Aktionärinnen und Aktionäre: Die Dividende je Vorzugsaktie soll von 1,03 auf 1,07 Euro steigen, die Dividende je Stammaktie von 1,02 auf 1,06 Euro. Das ist eine Erhöhung um vier Prozent. Am 3. Mai muss die Hauptversammlung im Mannheimer Rosengarten darüber abstimmen. Es wäre die 21. Dividenden-Erhöhung in Folge.