Start-up-Szene

Female Start-ups in Heidelberg: Gründerinnen präsentieren Geschäftsideen

Bei der Female Night stellen Unternehmerinnen KI-gestützte Lösungen für Hassrede, Therapie-Apps und Bauwerksicherheit vor.

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Stefanie Ball
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Mannheim. Christine Rittner investiert einen Teil ihres Geldes in hochriskante Projekte: Start-ups. Genauer gesagt, Start-ups, bei denen mindestens eine Frau Mit-Gründerin ist. „Es gibt nichts Schöneres als zu sehen, wie die Unternehmen wachsen und erfolgreich sind“, sagt Rittner, die eine Karriere in der Wirtschaft hinter sich hat und nun als Business Angel agiert und diverse Start-ups betreut. „Ich möchte mein Kapital geben, ich möchte die Türen zu meinem Netzwerk öffnen, und ich möchte speziell den Frauen unter den Gründerinnen zu Sichtbarkeit verhelfen“, so Rittner.

Ein Ort, wo potenzielle Investoren und Gründer zusammenkommen, sind Pitch-Veranstaltungen, eine fand nun in Heidelberg statt, Ausrichter: Palatina Business Angels Rhein-Neckar und Encourage Ventures, beides Netzwerke, die Start-ups unterstützen und fördern wollen.

Algorithmus erkennt Hassrede auf Social-Media-Kanälen

Das, was die Frauen auf der Female Night vorführten, war allerdings bereits mehr als eine Geschäftsidee. So hat Co-Founderin Sara Egetemeyr mit ihrem Team einen Algorithmus entwickelt, der Äußerungen, die gegen deutsche Gesetze verstoßen, zum Beispiel Hassrede, auf Social-Media-Kanälen in Echtzeit identifiziert und je nach Wunsch des Nutzers teilautomatisch und automatisch verbirgt oder gleich löscht. Penemue heißt das Start-up, es ist der Name eines gefallenen Engels aus der Mythologie, der den Menschen das Schreiben weitergegeben hat, aber nicht das Verantwortungsbewusstsein dafür. Zu den bisherigen Kunden des jungen Unternehmens zählen Politiker, ein Fußballclub, die Miss Germany Studios sowie die Landesmedienanstalt Bayern.

Um lange Wartezeiten auf einen Therapieplatz zu überbrücken, haben zwei Ärztinnen, die an der Universität Heidelberg studiert haben und sich gerade in der Ausbildung zur Kinder- und Jugendpsychiaterin befinden, Eatappie entwickelt. Die App richtet sich an Jugendliche mit Magersucht und Bulimie; Betroffene können in mehr als 50 Lerneinheiten und Übungen erfahren, was eine Essstörung überhaupt ist und wie sie sich überwinden lässt. „Die App bietet dann Hilfe und Unterstützung, wenn sie gebraucht wird“, sagt Co-Gründerin Larissa Niemeyer. Das Programm wurde bereits getestet und befindet sich aktuell in der Zertifizierung zum Medizinprodukt.

Start-up-Szene ist nach wie vor männlich geprägt

Die diplomierte Bauingenieurin Claudia Rougoor wiederum blickt auf die maroden Brücken im Land und bietet mit ihrem Start-up, der PreserviTec GmbH, ein Frühwarnsystem, bei dem unter anderem Drohnen Daten über den Zustand von Bauwerken liefern, wobei dann eine KI-gestützte Software diese auswertet. „So lassen sich Schäden frühzeitig erkennen, und die Verantwortlichen haben die Möglichkeit, entsprechende Maßnahmen einzuleiten“, erklärt Rougoor.

Frauen wie Egetemeyr, Rougoor und Niemeyer gehören allerdings zu einer Minderheit. Die Start-up-Szene ist nach wie vor männlich geprägt. Ein Hauptgrund: Der Großteil der Investitionen, speziell das Wagniskapital, fließt in von Männern gegründete Unternehmen. Ein anderer Grund: der Perfektionismus. „Frauen denken zu viel nach, wollen alles perfekt haben“, hat Christine Rittner beobachtet. Ihr Motto: einfach mal loslegen.

Freie Autorin

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