Maschinenbau

Droht Heidelberger Druckmaschinen wieder ein Stellenabbau?

Heideldruck hat Umsatz und Gewinn gesteigert. Für mehr Aufmerksamkeit sorgt der Vorstand mit der Ankündigung eines "Wertsteigerungsprogramms". Was das umfasst, ist unklar. Vor allem bietet es Anlass zu Spekulationen

Von 
Christian Schall
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Wiesloch/Frankfurt. Als Tania von der Goltz, die neue Finanzvorständin von Heidelberger Druckmaschinen, fast am Ende ihres Vortrags zur Jahresbilanz angekommen ist, sagt sie einen Satz, der für Unruhe im Unternehmen sorgen dürfte: „Wir haben ein umfassendes, globales Wertsteigerungsprogramm ins Leben gerufen.“ Damit, so erklärt sie vor Journalisten in Frankfurt, solle das Wachstum der Zukunft finanziert sowie generell die Finanzkraft und Resilienz von Heideldruck gestärkt werden. Das gelte vor dem Hintergrund der allgemein schwachen Konjunktur und weiter steigenden Kosten.

Tanja von der Goltz, Finanzvorständin von Heildelberger Druckmaschinen © Heidelberger Druckmaschinen

Das Ziel ist klar: Heideldruck will aus eigener Kraft wachsen, braucht dafür aber Ressourcen, um in lukrative Märkte wie Verpackungs- oder Digitaldruck zu investieren. Dazu soll der Free Cashflow (freier Barmittelzufluss) signifikant steigen. Zuletzt war dieser vor allem durch Einmaleffekte gestützt. Das werde künftig nicht mehr gelingen, so die Finanzvorständin. Heideldruck habe einen Punkt erreicht, ab dem das Kapital für Investitionen nur noch aus der operativen Geschäftstätigkeit erwirtschaftet werden müsse.

Vorstand bleibt wage

Was das Wertsteigerungsprogramm umfasst und ob auch Jobs gefährdet sind, ist unklar. Über weitere Details soll die Belegschaft zu einem späteren Zeitpunkt informiert werden, kündigt von der Goltz an. „Es geht darum zu schauen, welche Optimierungsoptionen wir haben, damit stehen wir noch ganz am Anfang“, ergänzt Vorstandschef Ludwin Monz. Man werde sich sämtliche Kostenstrukturen und Prozesse anschauen. „Wir werden jeden Stein umdrehen“, so Monz, um eine Verbesserung der Kostenstrukturen und letztlich die Ziele des Geschäftsjahres zu erreichen. Konkreter wird er nicht.

Das bietet viel Raum für Spekulationen. Mit Sparprogrammen haben sie in Wiesloch viel Erfahrung. Heidelberger Druckmaschinen hat einen jahrelangen Schrumpfkurs hinter sich. In der Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise Ende der 2000er Jahre war das Unternehmen wie die gesamte deutsche Druckmaschinenbranche tief in die roten Zahlen gerutscht und hatte Tausende Stellen abgebaut.

Vorstandschef Ludwin Monz äußert sich vorerst nur unkonkret. © Heidelberger Druckmaschinen

Von derart negativen Zahlen ist Heideldruck im abgelaufenen Geschäftsjahr weit entfernt. Zwar hat der Druckmaschinenhersteller wie die gesamte Wirtschaft mit hohen Energiepreisen und allgemeinen Preissteigerungen zu kämpfen. Mit Preiserhöhungen bei den Kunden, günstigen Währungseffekten und höheren Absatzmengen konnten Umsatz und Ergebnis jedoch deutlich gesteigert und das Jahresziel erreicht werden (siehe Tabelle) - trotz eines „überaus herausfordernden Umfelds“ (Monz). „Es war ein enormer Kraftakt“, bilanziert der Vorstandsvorsitzende.

Wallbox-Geschäft bricht ein

Mit der „Dual-Track-Strategie“, gemeint ist der Ausbau des Druckgeschäfts sowie die Entwicklung neuer Geschäftsfelder, sieht Monz das Unternehmen auf dem richtigen Kurs. Das Segment Packaging, der Faltschachtelmarkt, macht schon jetzt etwa die Hälfte des Umsatzes von Heideldruck aus. Ein weiterer Wachstumstreiber ist der Digitaldruck, insbesondere der Bereich Etikettenmarkt.

Bei den neuen Geschäftsfeldern liegt der Fokus auf der Elektromobilität und Ladestationen für Zuhause (Wallboxen). Dieses Geschäft ist im vergangenen Jahr eingebrochen. Der Umsatz lag nur noch bei 22 Millionen Euro (minus 57 Prozent). Von der Goltz sieht darin einen „einmaligen Effekt“, weil ein Förderprogramm der deutschen Politik eingestellt worden sei und damit Kaufanreize fehlten. Seit Jahresbeginn werden die Wallboxen europaweit vertrieben.

Für das Geschäftsjahr 2023/24, das am 1. April begonnen hat, rechnet Heideldruck damit, dass Umsatz und Ebitda das Niveau des Vorjahres erreichen. Hoffnung machen dem Vorstand unter anderem der hohe Auftragsbestand und die leichte Erholung in China. An der Börse sorgten die vorgelegten Zahlen für Unruhe. Die im SDax notierte Aktie lag zum Handelsschluss fast acht Prozent im Minus.

Redaktion Redakteur in der Wirtschaftsredaktion

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