Gründershow

"Die Höhle der Löwen": Mannheimer Start-up sichert sich Deal

Stylishes Produkt, überzeugender Auftritt: Viola Weller, Gründerin des veganen Sneaker-Start-ups Vlace aus Mannheim, bekam in der TV-Show "Die Höhle der Löwen" viel Lob von den Investoren. Warum sie am Ende trotzdem zittern musste

Von 
Tatjana Junker
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Viola Weller bei ihrem Pitch vor den „Löwen“. © RTL/Stefan Gregorowius

Viola Weller lässt sich nicht aus der Ruhe bringen - und falls doch, merkt man es der Gründerin aus Mannheim nicht an. Gerade hat sie in der aktuell ausgestrahlten Jubiläumsstaffel von „Die Höhle der Löwen“ (DHDL) ihr veganes Sneaker-Start-up Vlace vorgestellt - und von vier der fünf Investoren gehört, dass sie nicht in ihr junges Unternehmen investieren werden. Jetzt bleibt ihr nur noch eine Hoffnung: Löwin Janna Ensthaler.

„Ich wollte nur noch mal kurz sagen: Ich stehe ganz alleine hinter Vlace und habe dieses Jahr schon über 200 000 Euro umsetzen können. Daher bin ich mir sicher, dass das nächste Jahr, dieses Jahr, richtig groß wird“, betont Weller, nachdem die vier Löwen-Männer auf dem Podium bereits abgewinkt haben.

Die Investorin

LöwinJanna Ensthaler hat in der Vergangenheit selbst schon mehrere Unternehmen gegründet.

2011 rief sie beispielsweise das Kosmetikunternehmen Glossybox ins Leben, das später verkauft wurde.

Weitere Gründungen waren die Kaiserwetter-Gastronomie in Hamburg und eine Buchungsplattform für Eventlocations.

Ensthaler ist außerdem Gründungspartnerin des Green Generation Fund. Der Fonds investiert vor allem in Food- und Green Tech Start-ups. 

Die Entscheidung von Löwin Ensthaler steht da noch aus - und bei ihr muss die Gründerin nicht mehr viel Überzeugungsarbeit leisten: „Erster Blick: leider geil“, sagt die Investorin gleich am Anfang, als sie das Sneaker-Paar, das Weller für alle Löwen und die Löwin in ihrer jeweiligen Größe zur Anprobe mitgebracht hat, aus dem Karton holt. Und auch das Tragegefühl scheint der Unternehmerin zu gefallen.

Vlace aus Mannheim stellt Sneaker her - auf Basis von Obstabfällen aus Italien

Sie trage „extrem gerne vegane Klamotten und Schuhe“, sagt Ensthaler, habe aber trotz langer Suche noch nichts gefunden, was ihr gefalle: Oft sei das Material der Schuhe nicht flexibel, man könne nicht gut abrollen, es fühle sich an wie hartes Plastik. „Das ist bei deinem Schuh anders“, sagt die Investorin zu Weller.

Zuvor hat die Vlace-Gründerin den Löwen erklärt, was aus ihrer Sicht das Besondere an ihren Sneakern ist: Hergestellt werden die Schuhe aus einem Material auf Basis von Obstabfällen aus Italien: Zitronen, Orangen, Trauben, Äpfel. Daraus würden die Schuhe handgefertigt, in einem kleinen Familienbetrieb in Portugal. Insgesamt sei der ökologische Fußabdruck ihres Sneakers nur noch ein Fünfzehntel so hoch wie bei anderen Modellen.

Die Investoren der Jubiläumsstaffel von „Die Höhle der Löwen“. Janna Ensthaler (vorne r.) hat in Vlace investiert. © dpa/RTL/Boris Breuer

Das scheint allen Investoren auf dem Podium zu gefallen, ebenso wie die Optik der Sneaker und Wellers Auftritt insgesamt. „Ich würde deine Schuhe anziehen, du bist der Hammer, das in Kombi hieße jetzt eigentlich: Attacke. Ich kenne aber auch ein bisschen den Schuhmarkt, und es gibt so Dinge, da hat man sich schonmal die Finger verbrannt“, erklärt Löwe und Orthomol-Chef Nils Glagau, warum er sich gegen ein Investment bei Vlace entscheidet. „Das Schuhgeschäft ist ein ganz, ganz hartes Geschäft, weil es ist sehr schwer, unter dem Strich Geld zu verdienen“, sagt auch Investor Ralf Dümmel und verweist unter anderem auf hohe Retourenquoten in der Branche und die Herausforderung, jedes Modell in vielen verschiedenen Größen anbieten zu müssen.

„Da lass’ ich die Finger davon“, sagt Dümmel, und Löwen-Kollege Tillman Schulz schließt sich mit ähnlicher Begründung an: „Für mich war nach drei Minuten schon klar, das wird kein Invest für mich sein.“ Auch DHDL-Urgestein Carsten Maschmeyer gibt der Gründerin aus Mannheim schließlich einen Korb: „Viola, ich finde dich so überzeugend und beeindruckend, dass ich das sehr gerne mit dir machen würde“, sagt er. Aber wenn die „Regal-Könige“ Ralf Dümmel und Tillman Schulz Respekt hätten, müsse das für ihn ein Warnsignal sein.

Kurz nach Aufzeichnung der "Höhle der Löwen"-Sendung gab es Nachverhandlungen

Investorin Ensthaler lässt sich dagegen von solchen Bedenken nicht abschrecken: „Fashion is tough business“, räumt sie zwar ein. Trotzdem sei sie total überzeugt, dass es bei Viola Weller klappen könne: Wegen des Alleinstellungsmerkmals, das Vlace mitbringe - und weil das Design der Schuhe „cool“ sei. An erster Stelle investiere man aber in die Gründer, sagt Ensthaler: „Und du bist wirklich so mein Weihnachten und Geburtstag zusammen.“

Am Ende des Pitchs - nach kurzer Verhandlung und einem Telefonat, in dem sich Viola Weller mit ihrem Vater berät - einigen sich die Vlace-Gründerin und die Löwin schließlich auf einen Deal: 200 000 Euro für 23 Prozent der Anteile.

Wie Weller nach Ausstrahlung der DHDL-Folge unterdessen am Telefon berichtet, sei kurz nach Aufzeichnung der Sendung „wegen der starken Entwicklung von Vlace“ nochmal nachverhandelt und ein neuer Deal auf Basis einer höheren Unternehmensbewertung abgeschlossen worden. Über Details sei Stillschweigen vereinbart worden.

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Auch sonst hätten sich ihre Erwartungen erfüllt: Weller hatte sich von den Löwen „nicht einfach nur ein Investment“ gewünscht, sondern „einen Partner an der Seite, der mich an die Hand nimmt. Ich brauche jemanden, der mir eine Marketingstrategie aufzeigt, damit Vlace richtig wachsen kann.“ Das habe sie mit Ensthaler gefunden. „Ich kann vor allem auch von ihren Kontakten profitieren“, sagt Weller. Etwa alle zwei Wochen sei sie mit ihrer Investorin im Austausch. „Wenn es ein Problem gibt oder ich vor einer schwierigen Entscheidung stehe, kann ich mir jetzt Rat holen.“

Die nächsten Schritte bei Vlace hat die Gründerin aus Mannheim ebenfalls schon geplant: So will sie einen Teil des eingesammelten Kapitals in Forschung und Entwicklung investieren - und das Team vergrößern. „Bis jetzt arbeite ich mit zwei Praktikanten, bis Ende des Jahres wollen wir zu fünft sein.“ Zum Jahresende soll außerdem ein drittes Modell von Vlace auf den Markt kommen.

Redaktion Wirtschaftsreporterin

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