Mannheim. Das Berliner Luxuskaufhaus KaDeWe. Oder die Modehäuser von Engelhorn oder Breuninger. Wenn sie es mit ihren Produkten einmal dort auf die Verkaufsfläche schaffen würde, wäre Viola Weller happy. Die 27-jährige Mannheimerin hat 2022 Vlace gegründet: ein Start-up, das vegane Sneaker anbietet. Schuhe aus Trauben-, Mais- oder Apfelleder und Recyclingmaterial.
Bisher verkauft Weller die Sneaker ausschließlich über ihren Online-Shop, den sie vor allem von ihrer Mannheimer Wohnung aus betreibt. „Aber gerade bei einem Produkt wie meinem ist es wichtig, dass Kundinnen und Kunden es in die Hand nehmen und sich davon überzeugen können, wie es sich anfühlt“, sagt die Gründerin. „Viele wollen zum Beispiel wissen, ob die Schuhe nach Mais oder Apfel riechen.“
Übertragung per Livestream
Viola Weller ist also auf der Suche nach Kontakten in den stationären Handel - und das ist einer der Gründe, warum sie in wenigen Tagen im Mannheimer Palazzo vor rund 600 Menschen auf eine Bühne steigen wird. Dort steht am Mittwochabend die nächste Live-Show der Founders League an: eine Art „Höhle-der-Löwen“-Format, bei dem Start-ups vor Juroren und Publikum pitchen.
Bei der Founders League sitzt unter anderem Johannes Kliesch, Mit-Gründer des Mannheimer Socken-Start-ups Snocks, in der Jury. Er hat die noch junge Start-up-Plattform mit aus der Taufe gehoben. Die Founders-League-Shows, die alle paar Monate in einer anderen Stadt stattfinden, werden live gestreamt, unter anderem auf YouTube und Linkedin. Mehr als 150 000 Menschen schauen sich eine Folge laut Founders League inzwischen an.
Üben, üben, üben
In Mannheim pitchen Vlace und vier weitere Start-ups vor einer fünfköpfigen Jury: Neben Kliesch gehören dazu Marcus Diekmann, der die Founders League mitgegründet hat, Alisa Jahnke, Mitgründerin des Mannheimer Schmucklabels Purelei, die Unternehmerin Sally Özcan („Sallys Welt“) und Vaditim-Gründer Stepan Timoshin.
Für Jungunternehmerin Viola Weller wird der Auftritt vor der Founders-League-Jury der erste Pitch überhaupt sein. „Ich freue mich wahnsinnig auf das Feedback. Bis jetzt habe ich ja die meiste Zeit allein in meinem Kämmerchen gearbeitet“, sagt die 27-Jährige. In den nächsten Tagen wird sie den Auftritt immer wieder üben. Exakt drei Minuten haben die Start-ups jeweils Zeit, um der Jury und dem Publikum darzulegen, welche Herausforderung sie mit ihrem Geschäftsmodell angehen, welche Lösung sie entwickelt haben und an welcher Stelle sie nun weitere Unterstützung suchen.

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Die Jury stellt anschließend Fragen, gibt Feedback und Tipps; das Publikum vor Ort und im Livestream stimmt darüber ab, welches Start-up es am stärksten überzeugt hat. Wer die meisten Stimmen bekommt, gewinnt 10 000 Euro. Damit in der Live-Show nichts schiefgeht, spreche man schon im Vorfeld mit den Start-ups über deren Pitch, sagt Founders-League-Geschäftsführer Julian Rauch. Am Tag des Auftritts gebe es außerdem zwei Probedurchläufe direkt vor Ort im Palazzo.
Die Start-ups, die in den Shows pitchen, kommen in der Regel aus ganz unterschiedlichen Branchen. Da Mannheim ein starker E-Commerce-Standort sei, habe man dieses Mal aber bewusst fünf Consumer-Start-ups ausgewählt, so Rauch. Neben Weller mit ihren veganen Sneakern präsentieren sich Gründerinnen und Gründer mit Frühstückscerealien, einer Banking-App, einer Musik-Plattform und mit Pflegeprodukten für Mütter in der Schwangerschaft und Stillzeit.
Hoffen auf Investoren und Kontakt
Insgesamt hätten sich inzwischen mehr als 500 Start-ups für eine der Liveshows beworben, so Founders-League-Mitgründer Rauch. Grundvoraussetzung für die Teilnahme sei, dass es nicht nur eine Idee gibt, sondern das Start-up bereits gegründet worden sei. Gleichzeitig dürfe das junge Unternehmen nicht älter als fünf Jahre sein. „Und es muss ein Problem auf innovative Art und Weise lösen“, sagt Rauch.
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Ein Auftritt bei der Founders League verleihe Gründerinnen und Gründern nicht nur Sichtbarkeit, sondern ermögliche auch den Kontakt zu potenziellen Geldgebern: Mehr als 50 Investoren und Business Angels zählt das Founders League-Netzwerk inzwischen, dazu kämen weitere Kontakte, zum Beispiel in den Handel, sagt Rauch. In einer der letzten Shows habe sich zum Beispiel ein Start-up mit einer Wein-App vorgestellt, bei dem sich anschließend Lidl gemeldet habe.
Prominente Vorbilder
Auch mit Blick auf Wellers Start-up Vlace ist Rauch zuversichtlich: „Da sind am Mittwoch einige auf der Bühne, die vermutlich helfen können“, sagt er und verweist als Beispiel auf Jury-Mitglied Stepan Timoshin, der sich mit dem Wiederverkauf von Sneaker-Sondermodellen ein Unternehmen und inzwischen auch eine eigene Marke aufgebaut hat. Gründerin Weller freut sich auch, dass sie mit Alisa Jahnke und Johannes Kliesch vor zwei erfolgreichen Unternehmern und Unternehmerinnen aus der Region pitchen darf. „Das sind tolle Vorbilder dafür, wohin die Reise gehen kann.“
Die Gelegenheit, sich mit einigen der prominenten Gründern in exklusiverem Rahmen auszutauschen, lassen sich manche Founders-League-Besucher einiges kosten: Für 299 Euro wurden 20 Premium-Tickets verkauft. Wer eines erstanden hat, kann am Nachmittag vor der Show in Mannheim zwei Stunden lang mit den Founders-League-Mitgründern Kliesch und Diekmann bei einem Vor-Event in kleiner Runde verbringen. Die 20-Tickets, so die Founders League, seien innerhalb von 24 Stunden ausverkauft gewesen. Die regulären Tickets für die Live-Show kosten 49,90 Euro.
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