Der neue Frontmann bei der MVV soll es richten

Mannheim. Der Architekt der Mannheimer Energiewende kann nächstes Jahr also beruhigt seinen Chefposten bei der MVV abgeben. Nach einer zähen Suche hat der Aufsichtsrat einen Nachfolger für Georg Müller gefunden. Gabriël Clemens kommt aus der Energiebranche, aber das muss er auch. Das Geschäft bei der MVV könnte jemand ohne Branchenerfahrung nicht seriös ausüben. Dass Clemens als Ingenieur technisches Verständnis hat, ist ebenfalls kein Schaden, denn die Energiedebatte wird leider zu oft ohne Sachkenntnis geführt.

Das Mannheimer Unternehmen hat jedenfalls in den vergangenen Jahrzehnten auf Kontinuität bei der Besetzung des Chefsessels gesorgt. Mit seinen 53 Jahren könnte Clemens die Energiewende, die Müller eingeleitet hat, fortsetzen und erfolgreich abschließen. Ein Risiko bei der Personalie bleibt allerdings: Der Niederländer mit deutschem Pass hat bisher noch kein Energieunternehmen als Frontmann geleitet und muss sich deshalb in diesem Job erst beweisen muss.

Die Rahmenbedingungen, die Clemens vor Ort vorfindet, sind dafür auf den ersten Blick traumhaft: Als erstes und einziges Unternehmen in Deutschland setzt das Mannheimer Unternehmen die Wärmewende konsequent um und verdient mit seinem Geschäftsmodell auch noch einen Haufen Geld. Deshalb ist der Vorstandsposten in der Metropolregion der vielleicht reizvollste Job in der Branche.

Doch jetzt kommt das große Aber: Der Konzern muss aufpassen, dass es seinen Kunden nicht zu viel zumutet. Die grüne Energiewende, mit der die MVV fette schwarze Zahlen schreibt, gibt es für die Verbraucher nicht umsonst. Anders ausgedrückt: Am Ende muss das alles bezahlbar sein. Da dürfte der Druck auf die MVV und ihren neuen Chef Clemens wachsen – Stichwort Gasabschaltung. Und damit auch auf Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht. Als Aufsichtsratschef sitzt er mit im Boot und trägt Verantwortung.