IHK-Konjunkturumfrage

Das sind die größten Sorgen der regionalen Wirtschaft

Teure Energie, steigende Zinsen, hohe Rohstoffkosten: Die Firmen der Region manövrieren weiter in schwierigem Fahrwasser, wie die aktuelle Konjunkturumfrage der IHK Rhein-Neckar zeigt. Doch ein Dauerthema belastet am meisten

Von 
Tatjana Junker
Lesedauer: 
Der Personalmangel bremst die Wirtschaft immer stärker aus. © dpa

Mannheim. Für die regionale Wirtschaft wird der Personalmangel in vielen Branchen zu einem immer größeren Problem: Im Bezirk der Industrie- und Handelskammer Rhein-Neckar sehen darin inzwischen 63 Prozent der Unternehmen das größte Risiko für ihre wirtschaftliche Entwicklung. „Der Wert hat sich im Vergleich zum Januar noch einmal erhöht“, sagte Kammer-Hauptgeschäftsführer Axel Nitschke, als er am Mittwoch die aktuelle Frühsommer-Konjunkturumfrage vorstellte. 456 Betriebe hatten daran teilgenommen.

Newsletter "MM Business" - kostenlos anmelden!

Zwar sei zuletzt auch die Arbeitslosenquote im IHK-Bezirk wieder gestiegen - aktuell liegt sie bei 4,9 Prozent. Offenbar gebe es aber zum Teil ein „mismatch“ zwischen den Qualifikationen, die Arbeitgeber suchten und dem, was Arbeitssuchende mitbrächten. Gefragt seien auf der einen Seite Fachkräfte mit hohen Qualifikationen, auf der anderen Seite Personal für Tätigkeiten, „bei denen man sich salopp gesagt die Hände schmutzig machen muss“, so Nitschke. Ermutigend sei, dass sich in der Region in diesem Jahr eine Verbesserung bei den Bewerberzahlen für Ausbildungsplätze abzeichne. Sie waren in der Corona-Krise teils deutlich zurückgegangen.

Neben dem Personalmangel nimmt in der Region auch die Sorge der Betriebe vor einer sinkenden Inlandsnachfrage zu. Entspannt hat sich die Belastung durch gestörte Lieferketten - und auch die hohen Energiepreise nehmen die Unternehmen nicht mehr als ganz so bedrohlich wahr wie zu Jahresbeginn.

Absage an Brückenstrompreis

Nach wie vor müsse für Energie aber deutlich mehr bezahlt werden als vor dem Ukraine-Krieg betonte Nitschke. Die von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) angeregte vorübergehende Einführung eines vergünstigten Industriestrompreises („Brückenstrompreis“) für bestimmte Unternehmen hält man bei der Kammer laut Nitschke derweil für „keine gute Idee“: „Jede staatliche Subvention muss bezahlt werden, und am Ende tut das die Breite der Wirtschaft und der Steuerzahler“, sagte er.

Zudem sei die Idee, nur Unternehmen in bestimmten Branchen zu entlasten, nicht zielführend. Auch sei nicht nachvollziehbar, warum man nicht lieber die staatlichen Belastungen auf die Energiepreise - also Steuern und Abgaben - insgesamt senke statt die Preise „runterzusubventionieren“. Die Idee eines „Brückenstrompreises“ ist in Politik und Wirtschaft umstritten. Der Verband der chemischen Industrie VCI hatte erst Anfang der Woche für eine schnelle Einführung plädiert.

Unter dem Strich hat sich die Stimmung der Firmen im Bezirk der IHK Rhein-Neckar seit Jahresbeginn leicht aufgehellt. In den Branchen fällt sie aber unterschiedlich aus. So blickt der Einzelhandel weniger zuversichtlich nach vorn: „Der private Konsum steht aufgrund der Inflation unter Druck, gleichzeitig sehen sich die Händler selbst mit vielen Kostensteigerungen konfrontiert.“

Insgesamt komme der Konjunkturmotor schleppend in Gang, auch wenn die schwere Rezession ausgeblieben sei, bilanzierte Nitschke. Ein ähnliches Stimmungsbild hatte sich zuletzt bei einer Umfrage der IHK Pfalz ergeben: Die Wirtschaft sei zwar nicht - wie von manchen befürchtet - in eine Rezession abgerutscht, aber von Aufbruchstimmung könne auch nicht die Rede sein, hieß es dort.

Redaktion Wirtschaftsreporterin

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen