Existenzgründung

BASF-Geschäftsinkubator zieht nach fünf Jahren Bilanz

Raum für Ideen: Die BASF hat vor fünf Jahren einen Geschäftsinkubator ins Leben gerufen, mehr als 200 Geschäftsideen wurden seitdem von BASF-Mitarbeitenden vorgestellt. Künftig können sich externe Start-ups bewerben

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Stefanie Ball
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Chemovator-Geschäftsführer Markus Bold feiert mit seinem Team, Neu-Unternehmern und Gästen fünf Jahre Geschäftsinkubator. © Steffen Zender/Chemovator

Ludwigshafen. Wenn Verpackungen beschädigt sind, Etiketten fehlen, müssen sie ersetzt werden. Sonst können die Produkte nicht ausgeliefert werden. Zumindest gilt das für hochregulierte Industrien wie die Chemieindustrie, wo es strenge gesetzliche Vorgaben gibt. Auch für Verpackungen und Etiketten.

Mischa Feig und Lisa Raschke haben eine App entwickelt, mit deren Hilfe beschädigte Verpackungen und dazugehörige Etiketten innerhalb von 24 Stunden ersetzt werden können. Das spart die Lieferanten Ressourcen und Zeit.

Versuchslabor auf Mannheimer Seite

Boxlab Services GmbH heißt die Firma, die hinter der App steht, und die wiederum ist die erste Ausgründung aus dem Chemovator, dem Geschäftsinkubator der BASF. Der feierte jetzt sein fünfjähriges Bestehen und blickt aus diesem Anlass auf seine kurze, aber durchaus erfolgreiche Geschichte zurück, wie Chemovator-Geschäftsführer Markus Bold auf der Geburtstagsfeier im Hafenpark betont.

Das Gelände an der Industriestraße in Mannheim hat sich zu einem Zentrum für Kreativwirtschaft entwickelt, seit 2018 ist auch der Chemovator dort zu Hause.

Ist es relevon für die Kunden?

Wie der Inkubator funktioniert? Mitmachen können alle, die Ideen haben. Ideen, die außerhalb des Kerngeschäfts von BASF liegen, Ideen, die eine Nische betreffen. Überzeugt der erste Pitch, beginnt eine dreimonatige Validierungsphase, während der die BASF-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter freigestellt werden. „Besteht das Problem, das man lösen will, tatsächlich? Und vor allem: Ist dieses Problem relevant für den Kunden?“, erläutert Markus Bold die zentralen Fragen, die sich die Teams in der Anfangsphase stellen müssen. Aktuell tüfteln acht Teams im Chemovator an ihren Businessplänen. Ihnen zur Seite stehen sogenannte „Entrepreneur in Residence“, externe Unternehmer, die ihre Praxiserfahrung weitergeben und beraten.

BASF-Mitarbeiter werden zu Unternehmensgründern

Spannend wird es in der Inkubationsphase, die ersten Investments werden freigeschaltet, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden nun an den Chemovator delegiert - inklusive Rückkehrrecht. Doch schon bald kommt der Zeitpunkt, da heißt es: hopp oder top, aus den BASF-Mitarbeitern werden Ex-BASF-Mitarbeiter, aus der Idee ein echtes Start-up.

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30 Ideen im Förderprogramm

Bilanz nach fünf Jahren Chemovator: Mehr als 200 Ideen wurden vorgestellt, 30 davon in das Förderprogramm aufgenommen. Drei Teams wurden inzwischen als Portfolioergänzung zurück in die BASF übertragen, fünf Unternehmen ausgegründet.

Dass es beruhigt, einen großen Konzern im Rücken zu haben, zumal wenn man selbst gerade Vater geworden ist, ein Haus gebaut hat und dass Begleit-Briefe des BASF-Vorstandsmitglieds Melanie Maas-Brunner an potenzielle Geschäftskunden überzeugend wirken, davon erzählt Max Siebert. Er hat zusammen mit Henrike Wonneberger das vorerst letzte Spin-off des Chemovators ins Leben gerufen.

Replique nennt sich die Firma, und bietet Kunden - zu denen bereits Miele und Alstom zählen - ein digitales Warenlager für Ersatzteiler. Je nach Bedarf können die Teile ab einer Stückzahl von eins in 3D-Druck-Zentren hergestellt werden.

Geschützter Raum, der Irrtümer erlaubt

„Viele Ideen wären ohne den Chemovator nicht möglich gewesen“, betont Andreas Fuessl, BASF-Stab Technology und Innovation, auf der Jubiläumsfeier. Die spezielle Start-up-Atmosphäre des Chemovators inspiriere. In einem geschützten Raum könnten mit der Trial-and-Error-Methode, Versuch und Irrtum, schnelle Entscheidungen getroffen werden. „Aus Fehlern wird gelernt, wenn ein Ansatz nicht funktioniert wie geplant, wird das Verfahren angepasst“, unterstreicht Füßl - und erinnert daran, dass auch die BASF vor mehr als 150 Jahren einmal klein gestartet ist.

Öffnung für externe Start-ups

Derweil entwickelt sich der Chemovator weiter und öffnet seine Türen künftig auch für externe Start-ups. Voraussetzung ist, dass diese in der Chemieindustrie unterwegs sind. Gefördert werden können beispielsweise Geschäftsmodelle in den Bereichen Nachhaltigkeit sowie Prozess-, Forschungs- und Serviceoptimierung. Auch Innovationen bei Materialien beim Brandschutz und bei nachhaltigen Verpackungen können ein Thema sein.

Ganz konkret bedeutet das für junge Unternehmen, dass diese Zugang zur BASF und dem dortigen Fachwissen erhalten und vom Chemovator-Team bei der Entwicklung ihrer Geschäftsidee unterstützt werden. „Wir freuen uns sehr, nun auch mit Gründerinnen und Gründern außerhalb der BASF die Zukunft der chemischen Industrie zu gestalten“, so Markus Bold.

Freie Autorin

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