Hauptversammlung - SAP-Chef McDermott verbreitet Optimismus / Aufsichtsratsvorsitzender Hasso Plattner verteidigt Vergütung

Viel Lob – und Streit ums Geld

Von 
Barbara Klauß
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Stellen sich nach dem Unmut über Vorstandsgehälter im vergangenen Jahr erneut den Aktionären in der SAP Arena: der SAP-Aufsichtsratsvorsitzende Hasso Plattner (links) und der Vorstandssprecher Bill McDermott. © Rinderspacher

Mannheim. „Sind Sie begeistert? Habe ich Sie angesteckt?“, ruft Bill McDermott mit weit ausgestreckten Armen in den Saal der Mannheimer SAP Arena. Ein großer Teil der rund 3200 Aktionäre applaudiert. Unverhohlen wirbt der SAP-Vorstandschef bei der Hauptversammlung für den Softwarekonzern aus Walldorf – und strotzt nur so vor Optimismus. „Wir haben die Umsätze, Gewinne, die Kundenzahl und den Börsenwert unseres Unternehmens seit 2010 verdoppelt oder verdreifacht“, sagt McDermott. „Das ist ziemlich gut!“ Das Cloud-Geschäft (Mietsoftware) wächst, die Trendwende im operativen Geschäft scheint geschafft. Der Aktienkurs erholt sich und schloss gestern mit 96,95 Euro. „Die SAP ist ein starkes Unternehmen – und wird immer stärker“, ruft McDermott.

Und viele der Anteilseigner lassen sich von dieser Euphorie anstecken – mit Einschränkungen. Nach wie vor ist die Vergütung des Vorstands ein großes Thema. „22 Millionen Euro für 2017 für den Vorstandsvorsitzenden – das passt aus meiner Sicht noch immer nicht zu den deutschen Verhältnissen“, sagt etwa Jella Benner-Heinacher von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und erntet Applaus.

Bereits im vergangenen Jahr hatten McDermotts Einkünfte für Unmut gesorgt. Fast 14 Millionen Euro erhielt er als Vergütung für das Jahr 2016 – mit einer theoretischen Option auf einen maximalen Jahresverdienst von 41 Millionen Euro im Falle einer Verdreifachung des SAP-Aktienwertes. Auf der Hauptversammlung im Mai 2017 straften die Aktionäre den Aufsichtsrat ab und entlasteten ihn lediglich mit denkbar knappen 50,49 Prozent.

„Beeindruckt von Plattner“

An Aufsichtsratschef und SAP-Mitgründer Hasso Plattner ging das offensichtlich nicht spurlos vorüber. „Wir haben die Kritik sehr ernst genommen“, erklärt er nun den Aktionären in der SAP Arena. So ging er im vergangenen Jahr auf Anlegervertreter zu und führte Gespräche mit ihnen. Herausgekommen ist ein neues Vergütungssystem, das transparenter sein soll: Haarklein listet SAP im Geschäftsbericht 2017 auf, aus welchen Komponenten sich die Vergütung zusammensetzt. Demnach erhält der Vorstandschef für das Jahr 2017 eine – zum Teil erfolgsabhängige – Vergütung von rund 13,2 Millionen Euro. Ausgezahlt wurden ihm einschließlich mehrjähriger Bonusprogramme knapp 22 Millionen Euro. Theoretisch könnte seine „maximal erreichbare Vergütung“ auf 37 Millionen steigen – wieder unter der Voraussetzung, dass sich der SAP-Aktienkurs verdreifacht. Wann er dieses Ziel erreichen will, erklärt McDermott nicht.

Es gibt weitere Neuerungen beim Vergütungssystem: So ist etwa für einen Teil der erfolgsabhängigen Vergütung nur noch ausschlaggebend, ob finanzielle Ziele erreicht wurden. Der Aufsichtsrat hat hier keinen Ermessensspielraum mehr. Zudem greifen Rückforderungsregeln, wenn sich später herausstellt, dass Zielvorgaben nicht erreicht wurden.

Eindringlich bittet Plattner die Aktionäre um Zustimmung zu diesen Vorschlägen. Und verteidigt die Vergütung noch einmal: „Wir sind überzeugt, dass die Höhe angemessen ist. Wir müssen mit Blick auf globale Konkurrenten wettbewerbsfähig sein.“ Bei aller Kritik – die Aktionäre honorieren seine Bemühungen. „Ich bin tief beeindruckt von Hasso Plattner“, sagt Benner-Heinacher und fügt an den Aufsichtratschef gewandt hinzu: „Wenn Sie etwas machen, machen Sie es offensichtlich gleich richtig.“ Schließlich stimmen gut 90 Prozent der Aktionäre für das neue Vergütungssystem.

Also alles gut bei SAP? Hat McDermott die Aktionäre mitgerissen? „Mich persönlich nicht so sehr“, sagt Manfred F. (66) aus der Nähe von Heidelberg im Foyer. Amerikaner seien eben etwas euphorischer. Und: „Im Gegensatz zu uns Kleinanlegern ist er ja perfekt abgesichert und muss sich um seine Zukunft keine Sorgen machen.“ Noch immer hält er die Gehälter für sehr hoch. Was die Zukunft des Konzerns angeht, ist aber auch F. optimistisch – wenngleich nicht ganz so überschwänglich: „SAP wird seinen Weg schon weitergehen.“

Neue Mitglieder im Aufsichtsrat

  • Bei der SAP-Hauptversammlung wurden Aicha Evans, Diane Greene und Friederike Rotsch zu Mitgliedern des Aufsichtsrats bestimmt.
  • Mit Diane Greene, einer Managerin aus dem Google-Imperium, gewinnt SAP eine Cloud-Spezialistin. Aicha Evans ist im Vorstand der Intel Corporation, Friederike Rotsch Chefjustiziarin beim Pharmakonzern Merck.
  • Ab 1. Januar 2019 wird der langjährige SAP-Vorstand Gerhard Oswald Mitglied des Kontrollgremiums.
  • Dann sitzen zwei Frauen und sieben Männer im Vorstand und sechs Frauen im 18-köpfigen Aufsichtsrat.
  • SAP habe sein Ziel geschafft, 25 Prozent der Führungspositionen mit Frauen zu besetzen, sagt Vorstandschef Bill McDermott. „Jetzt haben wir das neue Ziel, 30 Prozent bis 2022 zu erreichen.“

Redaktion

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