Walldorf. Die deutschen SAP-Standorte sind überproportional vom geplanten Umbau des Softwarekonzerns betroffen. Nach Informationen dieser Zeitung sollen rund 1000 der etwa 17 000 Stellen eingespart werden. Eine entsprechende Betriebsvereinbarung dürfte noch in dieser Woche unterzeichnet werden. Von den 1000 Stellen sollen 800 bei der SAP SE wegfallen, was besonders den Stammsitz in Walldorf mit seinen rund 13 000 Beschäftigten treffen dürfte, der Rest bei der deutschen Landesgesellschaft, wo hauptsächlich Berater und Vertriebler beschäftigt sind. Wie erwartet sind betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Der Abbau soll in erster Linie über ein Freiwilligenprogramm ablaufen. Ein SAP-Sprecher wollte diese Informationen gestern nicht kommentieren und verwies auf ein Verlautbarung heute.
Anfang März hatte der Softwarekonzern angekündigt, dass im Rahmen des Konzernumbaus im laufenden Jahr drei Prozent der weltweit rund 74 000 Stellen wegfallen werden, das entspräche etwa 2200 Arbeitsplätzen. Wenig später war bekannt geworden, dass an den europäischen SAP-Standorten 1600 dieser 2200 Stellen wegfallen. Für Deutschland dagegen gab es noch keine Zahl.
Unterm Strich will der Softwarekonzern aber Ende des Jahres wieder mehr Stellen haben als zu Beginn, man erwarte 2015 rund 2000 neue Arbeitsplätze, hatte es Anfang März geheißen. Ob es bei SAP auch in Deutschland am Ende per saldo wieder mehr Stellen geben werde, daran waren gestern im Unternehmen einige Zweifel zu vernehmen.
Hoffnungsträger Cloud
Der Konzern ist dabei, sein Angebot von fest installierter Software auf Abo-Modelle (Cloud) umzustellen, bei denen die Programme über das Internet gemietet werden. Dies gilt als großer Hoffnungsträger der Branche, auch wenn manche Kunden aus Datenschutzgründen noch davor zurückschrecken.
Man werde Bereiche, "in denen wir kein Wachstum erwarten, zurückfahren", hatte der Vorstand Anfang März der Belegschaft in einer E-Mail mitgeteilt. Dadurch würden Jobs in bestimmten Unternehmensteilen nicht mehr gebraucht, in anderen entstünden neue - an erster Stelle im Cloud-Geschäft, aber auch rund um die von SAP entwickelte Datenbank-Technologie Hana. Grundsätzlich soll es als Alternative zum Ausscheiden deshalb auch die Möglichkeit geben, dass Mitarbeiter auf eine andere Position innerhalb des Unternehmens wechseln, hatte Personalchef Stefan Ries vor einigen Wochen gesagt.
Schon im Mai 2014 hatte SAP rund 2000 Stellen gestrichen und dies mit dem Konzernumbau begründet. Damals waren die deutschen Standorte mit dem Verlust von 300 Stellen allerdings vergleichsweise glimpflich davongekommen. Weil die Geschäftsführung dennoch keine betriebsbedingten Kündigungen ausschließen wollte, wurde über die Umsetzung lange gestritten. Erst vor wenigen Tagen gelang schließlich ein Konsens vor einer monatelang tagenden Einigungsstelle. Darin ist unter anderem festgehalten, dass betroffenen Mitarbeitern am bisherigen Standort andere Arbeitsplätze angeboten werden müssen. Nach zuletzt kursierenden Zahlen waren noch etwa 50 Mitarbeiter in Deutschland nicht untergekommen.
In Europa Nummer 1
Die SAP ist Europas größter Softwarekonzern, entwickelt werden hauptsächlich Programme zur Unternehmenssteuerung in Echtzeit. 2014 erzielte das Unternehmen fast 18 Milliarden Euro Umsatz.
Beschäftigt werden über 74 000 Mitarbeiter, weltweit gibt es 14 Entwicklungszentren. Größter Standort ist Walldorf (13 000 Beschäftigte).
Die SAP erwartet in den kommenden Jahren starkes Wachstum: Bis 2020 soll der Umsatz auf 28 Milliarden Euro steigen.
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