Walldorf. „Next Level Transformation“, die nächste Stufe der Transformation. Mit diesem Programm entfallen beim Walldorfer Softwarekonzern SAP weltweit vermutlich etwa 10.000 Stellen. Seit einem Jahr läuft in Deutschland ein Abfindungs- und Vorruhestandsprogramm – nun ist klar: Hierzulande dürften rund 3500 Beschäftigte einen Aufhebungsvertrag unterschreiben und das Unternehmen freiwillig verlassen. Diese Zahl kursiert in Walldorfer Konzernkreisen, auch das „Handelsblatt“ berichtet davon.
Offiziell macht SAP noch keine Angaben dazu. Ein Sprecher verweist darauf, dass die Frist für das Programm erst in der Nacht zu Mittwoch ausläuft.
Wie zu hören ist, soll ein Großteil – 80 Prozent der 3500 Mitarbeiter – ein Vorruhestandsangebot angenommen haben. Der Rest nimmt eine Abfindung. Die Konditionen gelten als großzügig. Wer laut „Handelsblatt“ beispielsweise 20 Jahre Betriebszugehörigkeit aufweisen kann, erhält 33,5 Monatsgehälter plus Sonderzahlungen, etwa für unterhaltspflichtige Kinder. SAP hat es sich vorbehalten, Bewerberinnen und Bewerber auch abzulehnen, um „kritisches Know-how nicht zu verlieren“.
Sollte sich die Zahl von 3500 bestätigen, würde das zwei Dinge bedeuten: Erstens, es gehen mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als erwartet. Ursprünglich war von 2600 Beschäftigten die Rede. Und zweitens: Die Belegschaft in Deutschland schrumpft um 14 Prozent. SAP kam bislang auf rund 25.000 Beschäftigte, die meisten davon arbeiten in Walldorf und St. Leon-Rot.
SAP will Geschäfte mit Künstlicher Intelligenz ausbauen
SAP hatte das Programm im Januar angekündigt. Mit einem groß angelegten Umbau will der Softwarekonzern seine Geschäfte mit Künstlicher Intelligenz (KI) anschieben. Aufgrund von Investitionen in Wachstumsbereiche rechnet SAP damit, dass am Ende dieses Jahres die Zahl der Mitarbeitenden etwa dem aktuellen Niveau entspricht. Ob dem wirklich so ist, wird sich am 28. Januar zeigen – auf der Jahrespressekonferenz wird in der Regel die offizielle Beschäftigtenzahl kommuniziert.
Die Geschäfte von SAP laufen blendend, der Aktienkurs erreicht Rekordhöhen – doch hat die „Next Level Transformation“ ihre Spuren hinterlassen. Beschäftigte fürchten eine Verdichtung der Arbeit, da das Management offensichtlich viele abgebaute Stellen außerhalb Deutschlands nachbesetzen will.
Der Sprecher von SAP bestätigt, dass sich das Thema auf der Agenda befindet: „Die Arbeitsverdichtung wird derzeit pro Vorstandsbereich individuell analysiert und gesteuert, um spezifische Herausforderungen und Anforderungen zielgerichtet anzugehen. Ziel ist es, durch eine abgestimmte Vorgehensweise die Belastung der Mitarbeitenden nachhaltig zu reduzieren und die Effizienz der Prozesse zu sichern.“
Interessant: Der Vorstandsvorsitzende Christian Klein hatte Anfang November der Nachrichtenagentur Reuters erklärt, dass SAP in Indien „überproportional“ einstellen und dort bald mehr Personal als in Deutschland haben werde.
„Wir erkennen die dynamische Entwicklung des indischen Arbeitsmarktes und der Talente. Dort wachsen wir seit 20 Jahren überproportional und unterstützen dieses Wachstum mit gezielten Investitionen sowie dem Ausbau unserer Kapazitäten vor Ort“, teilt der Konzernsprecher dazu mit. Er hebt hervor: „Gleichzeitig bleiben unsere Firmenzentrale in Walldorf und alle weiteren deutschen Standorte von zentraler Bedeutung für SAP.“ Als weltweit agierendes Unternehmen profitiere man von der engen Zusammenarbeit und dem Wissen der Teams rund um den Globus.
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