Walldorf. Amerikanische Geheimdienste wie die NSA benutzen für ihre massenhafte Überwachung von Menschen und deren Daten die Software der Walldorfer SAP. Das berichtet das ARD-Magazin "Fakt". Angeblich verwenden die Behörden Technologien, die auf der SAP-Datenbank-Software Hana basieren. Damit ist das derzeit wohl schnellste Durchsuchen und Auswerten von Daten möglich. Dem Magazinbericht zufolge soll die SAP sogar durch entsprechende Firmenzukäufe Hana gezielt für die Massenüberwachung nutzbar gemacht haben.
Politische Brisanz
Eine Zusammenarbeit des deutschen IT-Konzerns mit der NSA hätte eine politische Brisanz: Schließlich hat der amerikanische Geheimdienst unter anderem das Handy von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) abgehört. Zudem soll die NSA systematisch Verschlüsselungen im Internet aufgebrochen haben.
Auf Nachfrage hielt sich der Softwarekonzern gestern zu einer Geschäftsbeziehung mit der NSA bedeckt, bestritt sie aber auch nicht. "SAP respektiert den Wunsch ihrer Kunden und veröffentlicht keine Kundeninformationen ohne deren vorherige Zustimmung", sagte ein Sprecher in Walldorf. Er bestätigte allerdings, dass die SAP bereits 2012 in den USA die Tochterfirma National Security Services (NS2) gegründet habe, die den amerikanischen Sicherheitsgesetzen unterliege und nach Selbstauskunft auf der Internetseite "ein vollständiges Paket erstklassiger Unternehmensanwendungen, Analysen und Datenbanken mit Spezial-Sicherheitsstufen" bietet, um "den speziellen Anforderungen der amerikanischen, nationalen Sicherheitsbehörden zu entsprechen".
NS2 ist neben Unternehmen wie Microsoft, IBM oder dem US-Rüstungskonzern Northrop Grumman ein sogenanntes Platin-Mitglied der amerikanischen Organisation "Intelligence and National Security Alliance" (INSA). Diese ist nach eigenem Bekunden eine Plattform, auf der "Experten zusammenarbeiten, um kreative, innovative und zeitnahe Lösungen für die Fragen der nationalen Sicherheit für die USA zu finden". Einem Bericht der "Zeit" zufolge ist auch der deutsche Nachrichtendienst BND an der Datenbank-Software Hana interessiert.
Nach "Fakt"-Recherchen wird die mögliche Verbindung von SAP und dem amerikanischen Geheimdienst in der Opposition des Bundestages kritisch gesehen. So sprach sich der Obmann der Grünen im NSA-Untersuchungsausschuss, Konstantin von Notz, gegenüber dem TV-Magazin für Richtlinien für den Software-Export aus. Heutzutage könnten Computerprogramme "gefährlicher sein als Schlagstöcke oder Waffen". Zudem sei es hochbedenklich, wenn die SAP-Software auch beim BND zum Einsatz kommen sollte.
Der Walldorfer Konzern hatte bereits vor mehr als einem Jahr auf die zunehmenden Spähattacken von Geheimdiensten reagiert und Ende 2013 einen beschleunigten Ausbau der eigenen Rechenzentren angekündigt. Das Thema NSA werde von den Kunden immer wieder aufgegriffen, hatte es damals geheißen. "Wir beschleunigen daher unsere Investitionen in den globalen Ausbau unserer Rechenzentren." SAP ist Europas größter Softwarekonzern mit weltweit rund 74 000 Mitarbeitern.
SAP Hana
SAP Hana ist eine 2010 eingeführte Software, die mit Hilfe der In-Memory-Technologie den Arbeitsspeicher des Computers zur Datenspeicherung nutzt. Das geht deutlich schneller als der Zugriff auf klassische Festplatten.
Hana wurde in erster Linie entwickelt, um sehr große Datenmengen effizienter durchsuchen zu können.
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