Warum die außerordentliche Hauptversammlung?
Die außerordentliche Hauptversammlung dient dazu, die Daimler-Aktionäre zu informieren und von dem Vorhaben zu überzeugen. Unter dem Strich soll es im Anschluss zwei unabhängig voneinander agierende Konzerne geben: einerseits Daimler Truck für das Lastwagen- und Busgeschäft, andererseits Mercedes-Benz für das Auto- und Vangeschäft. Die bisherige Daimler Mobility AG, unter der die Stuttgarter ihre Finanz- und Mobilitätsdienstleistungen versammelt haben, soll in den beiden dann eigenständigen Unternehmen aufgehen.
Weshalb spaltet sich Daimler Truck überhaupt ab?
„Diesen Schritt haben wir intensiv geprüft und vorbereitet. Wir sind überzeugt: Er ist sinnvoll“, sagt Ola Källenius, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG, laut vorab veröffentlichtem Redetext zur Hauptversammlung. Die Lastwagensparte will sich künftig noch besser auf die Bedürfnisse der Kunden einstellen und unabhängiger agieren. Für Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer ist die Lastwagensparte der „große Gewinner“ - weil sich Zukunftsthemen wie autonomes Fahren und alternative Antriebe aus seiner Sicht nun schneller und innovativer umsetzen lassen. „Trucks standen im Konzern immer in der zweiten Reihe.“
Handelt es sich um eine „Scheidung“?
Martin Daum, der Chef der Lastwagensparte, hat in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ gesagt: nein. Aus seiner Sicht gibt es einen besseren Vergleich: „Meine Schwester und ich, wir verstehen uns bestens, wir haben dieselben Eltern und eine gemeinsame Vergangenheit. Und trotzdem leben wir nicht im selben Haus, weil wir eben unterschiedlich sind. So ist es auch mit Daimler Truck und Mercedes-Benz.“
Bleibt Stuttgart die Zentrale von Daimler Truck?
Ja. Sitz soll weiterhin Stuttgart sein. Das weltgrößte Lkw-Montagewerk des Konzerns befindet sich im pfälzischen Wörth. Dort werden die Motoren und Batteriepakete aus der Mannheimer Fabrik in die Fahrzeugen verbaut.

Was bedeutet die Abspaltung für den Daimler-Standort Mannheim?
Neben dem Lkw-Motorenwerk hat in Mannheim auch Evobus einen Standort. Beide gehören zur Nutzfahrzeugsparte, die bald an die Börse gebracht werden soll. Mit insgesamt 8300 Beschäftigten ist Daimler nach dem Schweizer Pharmakonzern Roche der zweitgrößte Arbeitgeber der Stadt. Daum hat Befürchtungen zurückgewiesen, dass Evobus im Zuge der Abspaltung verkauft werden könnte. Arbeitnehmervertreter sind erleichtert darüber, dass die Zukunftssicherung - die betriebsbedingte Kündigungen bis Ende dieses Jahrzehnts ausschließt - weiterhin gilt und dass es einen zusätzlichen Innovationsfonds über 1,5 Milliarden Euro geben soll. Ökologische Wende, Digitalisierung - die Industrie steht vor einem gewaltigen Umbruch. Der kostet Geld. Zudem sind erst vor ein paar Wochen Zielbilder für die Lkw-Standorte vereinbart worden. So fokussiert sich Mannheim künftig auf Batterietechnologien und Hochvoltsysteme.
Wie sieht die künftige Aktionärsstruktur aus?
Die Daimler AG, die künftig Mercedes-Benz heißen soll, wird als bisherige Dachorganisation einen Minderheitsanteil von 35 Prozent an Daimler Truck halten. Man beabsichtigt, hiervon fünf Prozent an den für Pensionsfonds zuständigen Verein Daimler Pension Trust zu übertragen. Die restlichen Anteile von Daimler Truck sollen handelbar sein, Daimler-Aktionäre sollen für je zwei Aktien der Daimler AG eine zusätzliche Aktie der neuen Daimler Truck Holding AG erhalten.
Was tut sich gerade bei Daimler Truck?
Das Unternehmen bereitet sich unter anderem mit neuem Personal auf die Abspaltung vor. Karl Deppen folgt Endes dieses Jahres auf Hartmut Schick als Vorstandsmitglied und soll künftig das Asien-Geschäft verantworten. Zudem gibt es Neubesetzungen in Finanzressorts.
Wie will sich Daimler Truck künftig aufstellen, um Klimaschutzziele zu erfüllen?
Daimler Truck dämmt zum Senken von klimaschädlichen CO2-Emissionen den Anteil von herkömmlichen Verbrennermotoren stark ein. „2030 wollen wir in Europa mehr elektrische Lkw verkaufen als nicht-elektrische“, hat Vorstandsmitglied Karin Rådström kürzlich erklärt. Der Hersteller setzt beim Übergang auf batterie-elektrische und wasserstoffbetriebene Nutzfahrzeuge. Von der Politik ist zu erwarten, dass sie den den Druck auf die Branche mit Grenzwerten eher noch verstärkt. Ab Oktober soll der elektrisch angetriebene Lastwagen eActros in Wörth in Serie gefertigt werden. Die Batteriepakete kommen aus Mannheim.
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