Daimler - Betriebsrat sieht in Mannheim kaum Spielraum zum Sparen / IG-Metall-Chef warnt vor Eingriffen in den Tarifvertrag

„Unbedacht und kopflos“

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Matthias Kros
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Das Daimler-Werk ist Mannheims größter Arbeitgeber. Der Konzern baut hier Lkw-Motoren und Stadtbusse. © daimler

Mannheim. IG Metall und Betriebsrat am Daimler-Standort-Mannheim haben die Geschäftsführung vor Eingriffen in den Tarifvertrag gewarnt. „Das lehnen wir strikt ab,“ sagte Joachim Horner, Chef der Arbeitnehmervertretung, nach einer Betriebsversammlung am Montag in Mannheim. Klaus Stein, Geschäftsführer der IG Metall Mannheim, pflichtete ihm bei: „Daimler hat zwar die eigenen Ziele zuletzt nicht erreichen können, ist aber nach wie vor hochprofitabel“, sagte er. „Da wirken solche Forderungen schon etwas unbedacht und kopflos“. Daimler baut in Mannheim Lkw-Motoren und Stadtbusse.

Auswirkungen noch unklar

Der neue Vorstandschef Ola Källenius hatte dem Konzern in der vergangenen Woche wegen schwächelnder Absätze und notwendiger Investitionen in neue Technologien einen strikten Sparkurs verordnet. Insgesamt sollen die Kosten in den kommenden drei Jahren um rund 1,4 Milliarden Euro sinken – hauptsächlich durch Einsparungen beim Personal. Rund 550 Millionen Euro soll das Lkw-Geschäft in Europa beisteuern, davon sind 300 Millionen durch sinkende Personalausgaben vorgesehen.

In diesem Zusammenhang soll Källenius vorgeschlagen haben, den nächsten Tarifabschluss für die Metall- und Elektroindustrie mit möglichen Lohnerhöhungen nicht zu übernehmen. Das lehnen die Arbeitnehmervertreter allerdings strikt ab. „Ich sehe dafür schlicht keinen Anlass,“ sagte Stein, ein solches Ansinnen stelle zudem den Flächentarifvertrag infrage. Die neue Tarifrunde beginnt Anfang des kommenden Jahres. Konkrete Forderungen gibt es bislang aber noch nicht.

Zur Betriebsversammlung in Mannheim war am Montag eigens Jürgen Hartwig, Personalvorstand der Daimler Truck AG, gekommen, um die Strategie des Managements zu erläutern. Was auf den Standort mit seinen rund 8600 Mitarbeitern genau zukommt, ist weiterhin offen. „Es gibt keinen konkreten Stellenabbau- oder Kosten-Einsparungsplan“, sagte Horner. Auch die Verhandlungen mit der Geschäftsführung hätten noch nicht begonnen. „Bis es konkret wird, kann es möglicherweise noch Wochen und Monate dauern.“

Spielräume für weitere Einsparungen sieht der Betriebsratschef indes kaum: „Wir verkennen ja nicht die Schwierigkeiten“, sagte er. Aber in der Produktion hätten die Beschäftigten in der Vergangenheit bereits zahlreiche Prozessveränderungen mitgemacht. „Ich sehe mittlerweile kaum noch Möglichkeiten, weiter einzusparen.“ Entsprechend angespannt sei die Stimmung bei der rund vierstündigen Betriebsversammlung am Montag gewesen, so Horner. Man wünsche sich rasch Klarheit darüber, wie es weitergehe, insbesondere beim Umschwenken auf die Elektromobilität. Mannheim sei hier bereits vergleichsweise weit, findet Horner und erinnert an vollelektrische Modelle wie den Lkw „eActros“ oder den Stadtbus „eCitaro“.

Das Geschäft mit Lkw-Motoren in Manheim war zuletzt schwächer gelaufen, Bestellungen gingen im dritten Quartal zurück. Das Unternehmen habe daher angekündigt, zum Jahresende in diesem Bereich sämtliche Leiharbeitsverträge auslaufen zu lassen, sagte der Betriebsratschef. Derzeit sind noch knapp 90 Leiharbeiter an Bord, im vergangenen Jahr waren es mehrere Hundert. „Unterschätzen Sie das nicht,“ warnte Stein von der IG Metall. „Das waren gute Mitarbeiter, die sich Hoffnung auf eine feste Anstellung bei Daimler gemacht haben“. Im Bus-Bereich (Evobus) werde aber weiter auf Leiharbeit gesetzt, so Horner. Derzeit gebe es etwa 380 solcher Kräfte.

Von der Stammbelegschaft in Mannheim muss sich aber niemand Sorgen um seinen Job machen. Betriebsbedingte Kündigungen sind konzernweit noch bis 2030 ausgeschlossen.

Größter Arbeitgeber

  • Bei Daimler in Mannheim arbeiten rund 8600 Menschen – damit ist das Unternehmen der größte Arbeitgeber der Stadt.
  • Im Werk in Mannheim werden Lkw-Motoren und Busse für den öffentlichen Nahverkehr hergestellt.
  • Seit etwa einem Jahr produziert die Tochtergesellschaft Evobus am Standort zum Beispiel den vollelektrischen Stadtbus Citaro.
  • Die Lkw-Motoren, die in Mannheim hergestellt werden, werden am Daimler-Standort im pfälzischen Wörth verbaut. see

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