Mannheim. Trotz Pandemie und Teilemangel kann der Traktorenbauer John Deere 2021 als bestes Geschäftsjahr der Unternehmensgeschichte verbuchen. „Das war ein Bombenjahr“, sagte Markwart von Pentz, Präsident der John-Deere-Landmaschinensparte, am Mittwoch. Auch am Standort Mannheim, dem größten Werk des US-Konzerns außerhalb Nordamerikas, lief es glänzend. Dort bauten die Beschäftigten im Ende Oktober abgelaufenen Geschäftsjahr knapp 36 000 Traktoren - gut 30 Prozent mehr als im Vorjahr. „Ohne den Teilemangel hätten wir sogar noch etwas mehr machen können“, so von Pentz.
Ein Grund für die gute Auftragslage war von Pentz zufolge die Entwicklung auf den Landwirtschaftsmärkten. Dort seien unter anderem die Getreideernten unterdurchschnittlich ausgefallen, gleichzeitig sei der Verbrauch weltweit weiter gestiegen. In der Folge ging beispielsweise der Weizenpreis durch die Decke - und bescherte den Landwirten gute Einnahmen. Die wiederum investierten das Geld offenbar kräftig in neue Traktoren für ihre Felder.
Weiterer Anstieg erwartet
Ein weiterer Grund für die hohe Nachfrage sei, dass die digitale Landwirtschaft immer mehr Fuß fasse. John Deere investiert schon seit längerem stark in die Entwicklung von Traktoren und anderen Landmaschinen, mit denen Bauern beispielsweise Dünger oder Schädlingsbekämpfungsmittel sehr gezielt einsetzen können - „Präzisionslandwirtschaft“ heißt das Stichwort. Dadurch kommen die Landwirte unter anderem mit weniger Dünger aus - „und das hat nicht nur ökologische, sondern für sie auch ökonomische Vorteile“, so von Pentz.
Um die vielen Bestellungen zu bewältigen, hat der Traktorenbauer zuletzt auch seine Belegschaft in Mannheim aufgestockt: Etwa 200 Mitarbeitende seien dazugekommen, die meisten davon in der Fabrik. Dort arbeiten im Moment nun 3050 Menschen. Insgesamt sind es am Mannheimer John-Deere-Standort etwa 3500. In Walldorf arbeiten weitere rund 300 Beschäftigte. Dort sind Marketing und Vertrieb für den europäischen Markt gebündelt.
In der Mannheimer Traktorenproduktion rechnet Landmaschinensparten-Präsident von Pentz unterdessen auch für das neue Geschäftsjahr mit weiter steigenden Stückzahlen. Ein konkretes Ziel nannte er zwar nicht. „Aber wir versuchen, uns den 40 000 zu nähern“, sagte er. Solche Stückzahlen - und sogar noch höhere - kennt die Mannheimer Fabrik zwar aus der Vergangenheit schon. Der Produktionsrekord lag hier im Jahr 2008 bei knapp 46 000 Traktoren. „Damals hatten wir am Standort aber noch einen anderen Produktmix und haben mehr kleinere Modelle gebaut“, erklärte von Pentz. Inzwischen sind die Maschinen „made in Mannheim“ größer - und für das Unternehmen lukrativer, weil sich mit ihnen höhere Margen erzielen lassen.
Gewinn mehr als verdoppelt
Der US-Konzern John Deere hat im Ende Oktober abgelaufenen Geschäftsjahr 2021 nach eigenen Angaben einen Gewinn von 5,96 Milliarden US-Dollar (rund 5,3 Milliarden Euro) erwirtschaftet. Das war mehr als doppelt so viel (+116 Prozent) wie im Vorjahr.
Für das Jahr 2022 rechnet der Land- und Baumaschinenhersteller mit einem Nettogewinn zwischen 6,5 und sieben Milliarden US-Dollar.
Der Umsatz wuchs um im vergangenen Geschäftsjahr um 24 Prozent auf rund 44 Milliarden Dollar (rund 39 Milliarden Euro).
Am Standort Mannheim hat der US-Konzern sein Geschäft für mittelgroße Traktoren gebündelt, die hier entwickelt und gebaut werden.
Das Portfolio der Fabrik umfasst 24 Modelle, die zwischen 90 und 250 PS haben.
Erst vor wenigen Wochen ist auf dem Werksgelände der Startschuss für eine Teilmodernisierung des Standorts gefallen. Kernstück ist eine neue Lackieranlage.
Insgesamt sollen für das Vorhaben in den nächsten Jahren knapp 80 Millionen Euro investiert werden.
Neue digitale Funktionen
Vor knapp zwei Wochen hat John Deere neue Traktorenmodelle vorgestellt, die ab dem Frühjahr in der Mannheimer Fabrik vom Band laufen sollen. Sie sind unter anderem mit neuen digitalen Funktionen ausgestattet. Eine sei beispielsweise, dass der Landwirt den Traktor schon vor dem Einsatz auf dem Feld im Büro programmieren könne. „Sobald der Traktor die Feldgrenze erreicht, weiß die Maschine, was sie zu tun hat. Der Fahrer muss das dann nur noch per Knopfdruck bestätigen, dann legt sie los“, beschrieb Unternehmenssprecher Ralf Lenge. „Die neuen Traktoren kommen gut an, wir haben direkt nach der Präsentation schon sehr viele Aufträge bekommen“, sagte Landmaschinen-Chef von Pentz.
Gute Geschäfte macht John Deere unterdessen auch auf der anderen Rheinseite, beim Straßenbaumaschinen-Hersteller Vögele in Ludwigshafen. Der gehört seit einigen Jahren über die Wirtgen Group ebenfalls zu dem US-Konzern. „2021 war eines der umsatzstärksten und auch vom Ergebnis her eines der besten Jahre“, sagte Volker Knickel, Mitglied der Wirtgen-Geschäftsführung.
Nachholeffekt nach Delle
Nach einer Delle im Jahr 2020 habe es nun einen Nachholeffekt gegeben, außerdem seien in vielen Ländern Infrastrukturprogramme angelaufen, so Knickel. Um die gestiegene Nachfrage nach Straßenfertigern zu bedienen, habe man auch hier die Belegschaft aufgestockt. Insgesamt arbeiteten bei Vögele in Ludwigshafen mehr als 1200 Menschen. Für das kommende Jahr erwartet auch Knickel prinzipiell weiter steigende Umsätze - „aber man muss schauen, wie sich die Dynamik auch mit Blick auf die Pandemie entwickelt.“
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