Landmaschinen

John Deere investiert knapp 80 Millionen Euro in Mannheimer Fabrik

Von 
Tatjana Junker
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Bereit für den Spatenstich, u.a. mit Markwart von Pentz, Präsident der John-Deere-Landmaschinensparte (2.v.l.) und Bürgermeister Christian Specht (3.v.l.). © Deere

Mannheim. Die Traktorenfabrik von John Deere in Mannheim soll moderner und umweltfreundlicher werden – dafür nimmt der US-Konzern in den nächsten Jahren knapp 80 Millionen Euro in die Hand. Herzstück des Vorhabens ist eine neue Lackieranlage, für die am Freitag der Spatenstich gesetzt wurde.

Bisher lassen auf dem Areal des Traktorenbauers auf dem Mannheimer Lindenhof nur ein paar Bauzäune die Größe des Neubaus erahnen, der bis 2024 hier entstehen wird. Rund 7000 Quadratmeter Grundfläche soll er haben, 18 Meter hoch sein – und mit modernster Umwelttechnik ausgestattet werden. Die neue Anlage sei ein wichtiger Schritt zur klimaneutralen Fabrik – „minimale Emissionen, keine Abwässer“, verspricht Linus Baumhauer, Werksleiter am Mannheimer John-Deere-Standort mit seinen mehr als 3000 Mitarbeitenden.

Traditionsreicher Standort

  • Der Grundstein für die Traktorenfabrik in Mannheim wurde 1888 von Heinrich Lanz gelegt. 1921 wurde hier der erste Bulldog gebaut.
  • Seit 1956 gehört der Standort zum US-Konzern John Deere.
  • In Mannheim ist das Geschäft für mittelgroße Traktoren gebündelt, die hier entwickelt und gebaut werden.
  • Das Portfolio des Standorts umfasst 24 Modelle, die zwischen 90 und 250 PS haben. Mannheim ist zudem Europa-Zentrale des US-Konzerns. tat

Fabrik wird digitaler

Für Christian Specht, Erster Bürgermeister der Stadt Mannheim, ist das Vorhaben vor diesem Hintergrund nicht „irgendeine“ Investition, sondern eine mit Symbolkraft. Die neue Anlage sei nicht nur ein wichtiges Bekenntnis des Unternehmens zum Standort Mannheim, sondern auch ein wesentlicher Schritt, um umweltfreundlicher zu produzieren. „Der europäische ’Green Deal’ muss auf lokaler Ebene mit Leben gefüllt werden“, so Specht. Die neue Lackieranlage sei dafür ein hervorragendes Beispiel. „Es zeichnet John Deere aus, dass der Konzern mit dieser großen Investition nicht in ein Billiglohnland ausweicht oder irgendwohin, wo die Auflagen weniger streng sind.“

Produktion liegt über dem Plan

Durch den geplanten Neubau werden die beiden bisherigen Lackieranlagen auf dem Werksgelände ersetzt. Sie sind zum einen teils deutlich in die Jahre gekommen – eine stammt bereits aus den 1960er Jahren und ist die älteste im ganzen Unternehmen. Zum anderen sind sie nicht so gut geeignet, um größere Fabrikate zu lackieren.

Außerdem sind die beiden bisherigen Anlagen in der Traktorenmontage untergebracht und belegen dort räumliche Kapazitäten, die das Unternehmen gerne anders nutzen möchte. „Wir haben in der Montage heute eine sehr hohe Verdichtung der Arbeitsgänge. Das macht es an der ein oder anderen Stelle etwas ineffizient“, erklärt Werksleiter Baumhauer.

Wenn die neue Lackieranlage erst einmal in Betrieb gegangen ist, will John Deere die frei werdenden Flächen deshalb nutzen, um einen Teil der Endmontage zu modernisieren – Stichwort vernetzte Produktion. „Die Digitalisierung spielt eine ganz große Rolle“, so Baumhauer. Geplant sei unter anderem eine fahrerlose Logistik. „Durch die frei werdenden Flächen werden wir außerdem mehr Flexibilität für künftige Projekte haben.“

Dass der Mannheimer Standort die Millionen-Investition bekommt, ist laut Markwart von Pentz, Präsident der Landmaschinensparte von John Deere, nicht zuletzt auch der Belegschaft zu verdanken. „Wir haben hier einen hervorragenden Mitarbeiterstamm, der in Sachen Qualifikation und Motivation seinesgleichen sucht“, so von Pentz. „Innerhalb von John Deere muss man sich als Standort das Recht auf Investitionen verdienen – und Mannheim hat es sich verdient.“ Die neue Lackieranlage sei der Auftakt für weitere Investitionen. Mannheim sei eine „Perle“ im Konzern – „eine Perle, die immer größer wird.“ Auch die Zusammenarbeit mit Betriebsrat, der Gewerkschaft IG Metall und der Stadt Mannheim habe bei der Planung des Millionenprojekts bestens funktioniert.

Die Mannheimer Fabrik ist unterdessen trotz Pandemie und Teilemangel im Moment gut ausgelastet. Im zurückliegenden Jahr habe man knapp 36 000 Traktoren gebaut – deutlich mehr als geplant. „Wir haben die Produktion gegenüber dem Vorjahr um über 30 Prozent steigern können“, so von Pentz.

Am Montag stellt John Deere zudem neue Traktorenmodelle vor, die in Mannheim entwickelt wurden und künftig auch dort gebaut werden. Werksleiter Baumhauer zufolge ist der Start der Serienproduktion für die neuen Traktoren im Laufe des kommenden Jahres geplant.

Redaktion Wirtschaftsreporterin

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