Quartalsbericht - Neues Geschäftsjahr startet mit Gewinn / Millionen-Erlöse durch Verkauf von Tochtergesellschaften / Chinesischer Markt wächst wieder

Heidelberger Druck sieht erste Erfolge des Umbaus

Von 
Alexander Jungert
Lesedauer: 
Heideldruck ist der größte Druckmaschinenhersteller der Welt. © dpa

Heidelberg. Die Neuausrichtung beginnt sich aus Sicht der Heidelberger Druckmaschinen AG positiv auf die Bilanz auszuwirken. „Wir haben uns finanziell bereits erheblich stabilisiert und werden durch die zu erwartenden hohen Erlöse aus dem Verkauf der Gallus-Gruppe und von Cerm noch mehr Wasser unter den Kiel bekommen“, sagt Finanzvorstand Marcus A. Wassenberg. Mit der vorzeitigen Rückzahlung einer Hochzinsanleihe befreie man sich von hohen Zinslasten und gewinne zusätzliche Spielräume.

Heidelberger Druck hat im Frühjahr angekündigt, sich neu aufzustellen, Strukturen zu straffen, Verlustbringer und Randgeschäfte loszuwerden. Durch den Verkauf der Gallus-Gruppe, der noch 2020 abgeschlossen werden soll, erhofft sich das Unternehmen einen zusätzlichen Ertrag im mittleren zweistelligen Millionen-Bereich. Die Veräußerung der belgischen Tochtergesellschaft Cerm soll weitere acht Millionen Euro bringen.

„Befreien uns von Klotz am Bein“

Wie schon seit vergangener Woche bekannt, zahlt Heidelberger Druck eine bis 2022 laufende Hochzinsanleihe vorzeitig zurück und spart damit nach Angaben von Wassenberg fünf Millionen Euro an Zinsen pro Jahr. „Wir befreien uns von einem Klotz am Bein“, sagt er.

Teil des Programmes ist auch, rund 1600 Arbeitsplätze zu streichen. Mittelfristig soll das rund 100 Millionen Euro einsparen. Allein am Stammsitz Wiesloch-Walldorf fallen 1000 Jobs weg. Vorstandsvorsitzender Rainer Hundsdörfer hebt hervor, den Abbau „so sozialverträglich wie möglich“ gestalten zu wollen – vor allem über Altersteilzeit-Angebote an die Mitarbeiter. Unternehmen, IG Metall und Betriebsrat wollen sich dabei die Altersstruktur am Stammsitz zunutze machen – das Durchschnittsalter liegt knapp über 50 Jahre. Der Konzern erfahre ein „Verjüngungsprogramm“, erklärt Hundsdörfer.

Zwar schlug sich die Corona-Krise im ersten Quartal des Geschäftsjahres, das am 1. April begann, heftig auf den Umsatz nieder, auch der Auftragseingang fiel deutlich geringer aus. Trotzdem hat Heidelberger Druck das Quartal mit einem Gewinn nach Steuern abgeschlossen. Im Vorjahreszeitraum stand noch ein Verlust in den Büchern.

Nach Angaben des Vorstands nimmt das Geschäft in China, dem größten Einzelmarkt für Heidelberger Druck, wieder Fahrt auf. Auch weitere Märkte zeigten bereits „Erholungstendenzen“, die Grund für „verhaltenen Optimismus“ seien. Die Kurzarbeit in Wiesloch-Walldorf könnte so Stück für Stück heruntergefahren werden, erklärt Wassenberg. Im Frühjahr habe die Quote bei 80 Prozent gelegen, mittlerweile sei man unter 70. Gleichzeitig gibt das Management zu bedenken: Eine erhebliche Unsicherheit wegen der Corona-Pandemie bleibt.

Der Umsatz im Gesamtjahr soll deutlich unter dem Vorjahresniveau von rund 2,3 Milliarden Euro liegen. Beim Ergebnis geht Heidelberger Druck zwar davon aus, sich im Vergleich zum Vorjahr zu verbessern. Doch unter dem Strich werden erneut rote Zahlen erwartet.

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen