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Chefwechsel bei Heidelberger Druckmaschinen – Ludwin Monz folgt auf Rainer Hundsdörfer

Von 
Alexander Jungert
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Ludwin Monz soll Nachfolger von Rainer Hundsdörfer werden. © Heidelberger Druckmaschinen

Wiesloch-Walldorf. Heidelberger Druckmaschinen bekommt im nächsten Frühjahr einen neuen Vorstandsvorsitzenden. Ludwin Monz (58) folgt ab April auf Rainer Hundsdörfer (65). Monz ist derzeit noch Vorstandsvorsitzender von Carl Zeiss Meditec. Das börsennotierte Unternehmen stellt Instrumente für die Augenuntersuchung, Operationsmikroskope und medizinische Laser her. „Mit der Ernennung von Ludwin Monz bekommt die Heidelberger Druckmaschinen AG ein geeignetes Gesicht, um die strategische Neuaufstellung weiter voranzutreiben“, sagt Aufsichtsratsvorsitzender Martin Sonnenschein laut Mitteilung. „Er ist ein ausgewiesener Experte für Hochtechnologie und Innovation mit Kapitalmarkterfahrung.“

Hundsdörfer führt Heidelberger Druckmaschinen seit November 2016. Unter ihm hat sich der Konzern weiter verschlankt sowie von Verlustbringern und Randgeschäften getrennt. Dabei wurden auch massiv Arbeitsplätze abgebaut, um Kosten zu sparen. Chancen für nachhaltiges Wachstum sieht der Konzern vor allem im Verpackungsdruck und bei digitalen Geschäftsmodellen. Nach zwei verlustreichen Jahren wird 2021/2022 wieder ein „leicht positiver Gewinn“ nach Steuern erwartet.

Neu im Portfolio sind Wallboxen, also Ladestationen für Elektroautos. Das relativ junge Geschäftsfeld läuft blendend: Früher als geplant wird am Stammsitz Wiesloch-Walldorf eine vierte Produktionslinie in Betrieb genommen.

Promovierter Physiker

„Vom neuen Vorstandsvorsitzenden erwarte ich, dass er das Kerngeschäft stärkt – und zudem weiter nach links und rechts schaut, um Pflänzchen wie die Wallboxen zu finden“, sagt Mirko Geiger, Chef der Heidelberger IG Metall, dieser Redaktion. Monz beschreibt er als einen, der viel Wert auf Dialog legt und gleichzeitig gut zuhören kann. Als promovierter Physiker mit ausgeprägtem technischen Verständnis passe Monz gut zu Heidelberger Druckmaschinen, erklärt Geiger.

Hundsdörfer bleibt noch bis Ende des laufenden Geschäftsjahres 2021/2022 (bis 31. März) an Bord. „Es waren sehr herausfordernde Jahre hier bei Heidelberg. Wir haben der Pandemie erfolgreich getrotzt und durch unsere erfolgreiche Transformation Heidelberg strategisch neu ausgerichtet“, wird er in einer Mitteilung zitiert. Gewerkschafter Geiger sagt, der Umgang sei stets kooperativ gewesen. Mit Hundsdörfer habe man sich immer austauschen können, auch bei unterschiedlichen Meinungen. Beim Stellenabbau seien sozialverträgliche Lösungen gefunden worden.

Hundsdörfers Vertrag wäre noch bis September 2022 gelaufen. Der Konzern hat die Nachfolge damit frühzeitig geklärt. Ob Monz der einzige Kandidat war, ist unklar.

Der Manager gehört dem Vorstand von Carl Zeiss Meditec seit 2007 an, seit 2010 ist er Vorstandsvorsitzender. Nach Studium und Promotion in Physik an der Universität Mainz folgten das National Institute of Standards and Technology in Gaithersburg (USA) und die Gesellschaft für Schwerionenforschung in Darmstadt, wo Monz als Wissenschaftler tätig war. Seit Mitte der 1990er Jahre arbeitet Monz für den Jenaer Zeiss-Konzern. Er war wesentlich daran beteiligt, das Medizintechnik-Geschäft auszugliedern und an die Börse zu bringen.

Vorfreude auf neue Aufgabe

Auf seine neue Aufgabe freut sich der 58-Jährige schon jetzt: „Die Heidelberger Druckmaschinen AG ist für mich ein Aushängeschild des deutschen Maschinenbaus. Ich sehe ein enormes Zukunftspotenzial in der breiten Kompetenz der Mitarbeitenden, der weit verzweigten globalen Organisation und der traditionsreichen Marke.“

Monz arbeitet im Vorstand künftig mit einer Kraft zusammen, die den Konzern schon lange kennt: Finanzchef Marcus A. Wassenberg. Sein Vertrag soll turnusgemäß bis zum Jahr 2027 verlängert werden.

Verkauf von Flächen

  • Nach der jüngsten Sanierungsrunde sollen in Wiesloch-Walldorf etwas mehr als 4000 Beschäftigte übrig bleiben, weltweit dürfte die Zahl wohl unter 10 000 fallen.
  • Die Flächen am Stammsitz sind, auch durch harte Einschnitte in der Vergangenheit, mittlerweile zu groß für die verbliebene Belegschaft.
  • Deshalb veräußert Heidelberger Druck nach und nach Flächen.
  • Ende 2020 gingen bereits rund 130 000 Quadratmeter an den Projektentwickler VGP über, der dort einen Industrie- und Gewerbepark plant. jung

 

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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