Heidelberg. Trotz einer Stabilisierung der Ergebnisse im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2019/20 hat Rainer Hundsdörfer, Vorstandschef der Heidelberger Druckmaschinen AG, die Belegschaft auf weitere Veränderungen eingestellt. „Angesichts des schwierigen konjunkturellen Umfelds und des anhaltenden Margendrucks werden wir weiter alles daransetzen, die Kosten zu senken,“ sagte der Manager am Mittwoch bei einer Telefonkonferenz.
Geplant sei beispielsweise ein Ausbau der kostengünstigeren Produktion in China, wo man verstärkt auch mit lokalen Zulieferern zusammenarbeite, so Hundsdörfer. Die Qualität sei mittlerweile mit Wiesloch vergleichbar. Gleichzeitig stelle man das eigene Produktportfolio auf den Prüfstand und erwäge mögliche Partnerschaften. „Wir müssen nicht alles selbermachen,“ so der Vorstand.
Jobs bis 2023 sicher
Ein Arbeitsplatzabbau stehe aber nicht bevor. Mit der Arbeitnehmerseite sind betriebsbedingte Kündigungen ohnehin bis 2023 vertraglich ausgeschlossen. Stattdessen setzt Heideldruck seit September auf Kurzarbeit in einzelnen Bereichen. „Wir machen das ganz flexibel, wo es passt,“ so Hundsdörfer. Allerdings glaubt er, dass mit der bevorstehenden Pensionierungswelle Stellen in Wiesloch wegfallen werden, vor allem in der klassischen Produktion. Unter dem Strich müsse aber am Ende im Stammwerk kein Minus bei der Beschäftigung stehen, in neuen Geschäftsbereichen würden sogar zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. Wiesloch werde langfristig der Standort für Hochleistungsprodukte und neue Entwicklungen. „Ich denke, dass die Mitarbeiterzahl dadurch sogar leicht steigt“.
IG Metall zuversichtlich
Insgesamt blicke Heideldruck auf ein „solides zweites Quartal zurück“, sagte Hundsdörfer. „Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass unsere grundsätzliche Strategie stimmt.“ Der Konzernchef hatte wegen der schwachen Zwischenbilanz im Sommer, als er die Jahresziele aufgeben musste, viel Kritik an seinen Umbauplänen einstecken müssen – auch aus den eigenen Reihen. Großaktionär und Aufsichtsratsmitglied Ferdinand Rüesch hatte sogar offen seine Ablösung gefordert. Am Mittwoch zeigte sich der Schweizer allerdings zurückhaltend und teilte mit, dass er „voll hinter den Aussagen von Herrn Hundsdörfer“ stehe. „Aufsichtsrat und Vorstand ziehen an einem Strang“. Hundsdörfer will das Geschäft mit Digitaldruckmaschinen ausbauen und arbeitet daran, die Konzernumsätze durch langfristige Verträge mit den Kunden unabhängiger von Konjunkturzyklen machen.
Weniger sorgenvoll als im Sommer blickt auch der Heidelberger IG-Metall-Chef Mirko Geiger auf den Druckmaschinenbauer. „Die Zahlen machen Hoffnung, dass die Jahresziele erreicht werden können“, sagte der Arbeitnehmervertreter. „Ich mache mir derzeit um die Jobs bei Heideldruck keine großen Sorgen.“ Auch das Streben nach mehr Profitabilität kann Geiger nachvollziehen, schließlich brauche der Konzern die Mittel, um in neue Technologien investieren zu können.
An der Börse kamen die Zahlen gut an, der Kurs der Aktie stieg um mehr als elf Prozent. Die Ergebnisse des zweiten Geschäftsquartals hätten positiv überrascht, schrieb Analyst Eggert Kuls vom Analysehaus Warburg Research in einer ersten Reaktion am Mittwoch. Der Barmittelzufluss habe sich klar stabilisiert. Auch Analyst Peter Rothenaicher von der Baader Bank konstatierte Heideldruck in einer am Mittwoch vorgelegten Studie ein überraschend starkes Quartal und einen guten Auftragseingang.
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