Chemiekonzern

BASF-Vorständin Saori Dubourg scheidet überraschend aus

Beim Ludwigshafener Chemiekonzern BASF ist es zu einem unerwarteten Wechsel im Vorstand gekommen. Angeblich hat es vorher Streit im Konzern um den China-Kurs gegeben

Von 
Bettina Eschbacher
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Saori Dubourg verlässt das Unternehmen. © BASF SE

Ludwigshafen. Der BASF-Vorstand wird wieder männlicher: Saori Dubourg scheidet überraschend schon Ende Februar aus dem Unternehmen aus. Das gab der Ludwigshafener Chemiekonzern zwei Tage vor Vorlage der Geschäftszahlen für das abgelaufene Jahr bekannt.

Dubourg war 2017 in den Vorstand bestellt worden und zuletzt für die Unternehmensbereiche Monomers, Performance Materials und Petrochemicals sowie Intermediates verantwortlich. Zudem war sie für die Region Europa zuständig. Ihr Vertrag lief eigentlich noch bis 2025.

Ihr Nachfolger wird Stephan Kothrade. Der Chemiker ist 1967 geboren und seit 1995 im Unternehmen. Er leitet seit 2022 den Unternehmensbereich Intermediates. Aufsichtsratsvorsitzender Kurt Bock hob Kothrades Erfahrung aus verschiedenen Führungspositionen in Europa und Asien hervor. Damit ist Technologievorständin und Arbeitsdirektorin Melanie Maas-Brunner künftig die einzige Frau im sechsköpfigen Vorstand der BASF.

Stephan Kothrade. © BASF SE

Spekulationen um internen Streit

Dubourg verlasse BASF „im besten Einvernehmen“, hieß es in einer Mitteilung. Das ist die in solchen Fällen übliche Formel. Die überraschende Nachricht nährt allerdings Spekulationen, dass ihr Weggang mit vorstandsinternen Meinungsverschiedenheiten um die Chinastrategie der BASF zusammenhängt. Nach Medienberichten galt Dubourg als Kritikerin des China-Kurses und wurde demnach zeitweise auch als mögliche Konzernchefin gehandelt.

Vorstandschef Martin Brudermüller wiederum ist ein glühender Verteidiger von Investitionen in dem asiatischen Land. In der Debatte um Chinas Menschenrechtsverletzungen und eine mögliche zu starke Abhängigkeit Europas von der Wirtschaftsmacht forderte er ein Ende des „China-Bashings“. BASF hält an dem Bau eines neuen Verbundstandortes in China fest, der zehn Milliarden Euro kostet. Indes wurde Brudermüllers Vertrag im Herbst 2022 nur um ein weiteres Jahr verlängert. 2024 ist für ihn Schluss als BASF-Chef. Bei der Nachfolge-Suche ist Dubourg nun aus dem Spiel.

Teure Ammoniak-Produktion

Seit Beginn des Ukraine-Kriegs hat Brudermüller mehrfach und öffentlichkeitswirksam vor den Folgen der hohen Energiekosten für den Konzern gewarnt. So hatte BASF unter anderem die Ammoniak-Produktion in Ludwigshafen und Antwerpen gedrosselt. Nach einem Medienbericht will der Chemiekonzern nun einen Teil dieser Produktion in Ludwigshafen stilllegen. BASF betreibt im Stammwerk bisher zwei Ammoniak-Anlagen. Die ältere der Anlagen wolle der Konzern nach Informationen aus Unternehmenskreisen nun nicht wieder in Betrieb nehmen, berichtet das „Handelsblatt“.

Demnach will der Konzern die Entscheidung am Freitag auf seiner Bilanzpressekonferenz bekanntgeben. BASF wollte die Aussagen sowie „Marktgerüchte“ nicht kommentieren. Ammoniak wird zum Beispiel für die Herstellung von Dünger für die Landwirtschaft gebraucht. Die Herstellung ist sehr energieintensiv.

Wegen hoher Kosten vor allem in Europa hat BASF ein Sparprogramm angekündigt. Im vergangenen Jahr hieß es, mehr als die Hälfte der Einsparungen wolle der Vorstand am Standort Ludwigshafen erreichen, wo BASF rund 39 000 seiner weltweit etwa 111 000 Mitarbeiter beschäftigt. Dabei schloss man Stellenstreichungen nicht aus. (mit dpa)

Redaktion Bettina Eschbacher ist Teamleiterin Wirtschaft.

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