Chemie

Harter Schlag für Stammwerk Ludwigshafen: BASF schließt große Anlagen und streicht 2500 Stellen

Das Strukturprogramm der BASF trifft Ludwigshafen hart. Sogar die TDI-Anlage, die teuerste Investition am Standort, wird geschlossen.  Vorstandschef Martin Brudermüller betont aber, das pfälzische Stammwerk werde der größte Standort des Konzerns bleiben

Von 
Bettina Eschbacher
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Die TDI-Anlage am Standort Ludwigshafen kostete rund eine Milliarde Euro und wird jetzt geschlossen. © BASF

Ludwigshafen. Der Chemiekonzern BASF hat vor allem als Folge der hohen Energiepreise den Standort Ludwigshafen, das Stammwerk, einer "gründlichen Analyse" unterzogen. Das Ergebnis hat BASF am Freitagmorgen mitgeteilt: Anlagen, die nicht mehr profitabel genug sind, werden geschlossen. Grob gesagt sind rund zehn Prozent der Anlagenstruktur in Ludwigshafen betroffen sowie 700 Stellen in der Produktion.Zusammen mit einem Sparprogramm, das die Verwaltung schlanker machen soll, fallen in Ludwigshafen 2500 Stellen weg. Durch diese Maßnahmen werde der Standort wieder wettbewerbsfähiger, betonte Vorstandschef Martin Brudermüller am Freitagmorgen bei der Bilanzpressekonferenz.

Diese Anlagen werden stillgelegt

  •  Schließung der Caprolactam-Anlage, einer der beiden Ammoniak-Anlagen am Standort sowie von damit verbundenen Düngemittelanlagen.Die Kapazität der Caprolactam-Anlage von BASF in Antwerpen/Belgien reiche aus, um die Nachfrage für den Eigenbedarf und den europäischen Markt in Zukunft zu decken. Die Ammoniak-Herstellung ist sehr energieintensiv - hier schlugen die explodierenden Gaspreise besonders durch. Die Produktion war bereits gedrosselt worden.
  • Reduzierung der Produktionskapazitäten für Adipinsäure und Schließung der Anlagen für Cyclohexanol und Cyclohexanon sowie Schwersoda. Adipinsäure für das Europa-Geschäft wird künftig aus dem  französischen Chalampé kommen.
  • Schließung der TDI-Anlage sowie der Anlagen für die Vorprodukte DNT und TDA. Diese Entscheidung erscheint als besonders drastischer Schritt: Die TDI-Anlage war mit rund einer Milliarde Euro die teuerste Einzelinvestition im Werk Ludwigshafen. Sie wurde, nach mehreren Pannen, erst 2017 in Betrieb genommen. 

So begründet BASF den Schritt: "Die Nachfrage nach TDI entwickelt sich insbesondere in Europa, dem Nahen Osten und Afrika nur sehr schwach und deutlich unter den Erwartungen. Der TDI-Anlagenkomplex in Ludwigshafen war unterausgelastet und erfüllt die wirtschaftlichen Erwartungen in diesem Marktumfeld nicht."

Durch die stark gestiegenen Energie- und Versorgungskosten habe sich die Situation weiter ungünstig entwickelt. Die europäischen BASF-Kunden werden zukünftig aus Geismar/USA, Yeosu/Südkorea und Schanghai/China mit TDI beliefert.

Weitere Hiobsbotschaft für Standort Ludwigshafen

Laut Vorstandschef Martin Brudermüller könnten die meisten der von der Anlagen-Schließung betroffenen Mitarbeitenden in anderen Betrieben Beschäftigung finden. Die Maßnahmen werden schrittweise bis Ende 2026 umgesetzt. Wie es in der Mitteilung heißt, soll das die Fixkosten um über 200 Millionen Euro pro Jahr senken.

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Das ist aber nicht die einzige Hiobsbotschaft für den Standort Ludwigshafen. Ein Kosteneinsparprogramm, das die Verwaltung verschlanken soll, wirkt sich weltweit auf 2600 Stellen aus. Nach Abschluss des Programms, das 2023 und 2024 umgesetzt wird, erwartet die BASF jährliche Einsparungen von mehr als 500 Millionen Euro in Einheiten außerhalb der Produktion. Also in Unternehmens- und Service-Bereichen, in Forschung und Entwicklung (F&E) sowie in der Konzernzentrale.

"Etwa die Hälfte dieser Einsparungen werden am Standort Ludwigshafen erwartet", heißt es in der Mitteilung. Dabei fallen im Stammwerk 1800 Stellen weg. Es enstehen im Zuge dieses Programms zwar auch 900 neue Arbeitsplätze, allerdings in Berlin und Madrid. Dort werden Serviceleistungen in sogenannten Hubs konzentriert.

BASF-Chef  Brudermüller betonte: "Ludwigshafen wird der größte und am stärksten integrierte Standort in der BASF-Gruppe bleiben. Er wird sich in Zukunft jedoch stärker auf die Versorgung des europäischen Marktes konzentrieren. Wir sind überzeugt, dass unsere Maßnahmen die Leistungsfähigkeit und Widerstandsfähigkeit des Stammwerks langfristig stärken werden." Technikvorständin und Standortleiterin Melanie Maas-Brunner verwies darauf, dass man weiterhin jedes Jahr rund zwei Milliarden Euro in das Werk investiere.

Sie bekräftigte auch, dass der Vorstand an der Standortvereinbarung für das Werk festhalte. Diese gilt bis 2025 und schützt die rund 34700 Beschäftigten (BASF SE)  in Ludwigshafen vor betriebsbedingten Kündungen. Man werde auch "beizeiten" eine neu Vereinbarung mit dem Betriebsrat verhandeln.

Redaktion Bettina Eschbacher ist Teamleiterin Wirtschaft.

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