Entwicklung

Vans – die besseren Limousinen?

Wer wahren Luxus sucht, der schaut nach Platz statt PS und landet künftig womöglich öfter im Van. In Asien allgegenwärtig, schwappt der Trend nun auch zu uns

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tmn
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Bildschirm? Hat er. Früher musste man für solche Breitwandformate ins Programmkino, heute kann man auch in einen Luxus-Van wie den Lexus LM steigen. © Lexus/dpa-tmn

Shanghai/Tokio. Ein Freitagabend in Shanghai, Seoul oder Tokio und überall das gleiche Bild: Dunkle Vans schwirren durch die Stadt und verteilten die Nachtschwärmer in Restaurants, Clubs, Konzerthallen oder Kinos. Während sich die Elite bei uns noch in S-Klasse & Co. chauffieren lässt, bevorzugen die Asiaten längst entsprechend ausgestattete Großraumlimousinen. Es geht um Platz und Privatsphäre und darum, die im Verkehr verlorene Zeit möglichst gewinnbringend oder zumindest unterhaltsam zu nutzen. Und da seien die asiatischen Oberklasse-Vans den herkömmlichen Luxuslimousinen hoffnungslos überlegen, sagt der Automobilwirtschaftler Ferdinand Dudenhöffer.

„Sessel wie in der Business-Klasse von Langstreckenfliegern, Bildschirme größer als in manch einem Wohnzimmer, da können weder Mercedes und BMW noch Rolls-Royce oder Bentley mithalten“, sagt Dudenhöffer: „Von der Beinfreiheit und dem bequemen, weil aufrechten Zustieg ganz zu schweigen.“ Und selbst an Prestige herrscht kein Mangel, wenn sich die Vans nur mit genügend Glanz und Chrom vom Nutzfahrzeug abheben.

War das bislang vor allem ein asiatisches Phänomen, schwappt dieser Trend so langsam auch nach Europa: Der chinesische Hersteller BYD zum Beispiel hat den Denza D9 sicher nicht ohne Hintersinn vor ein paar Monaten nach München auf die IAA gebracht. Dort wurden die Messegäste zur Sitzprobe in den beiden „Captain Chairs“ gebeten, die nahezu den gesamten Fond der 5,25 Meter langen Großraumlimousine einnehmen. Darin schlummert man dahin, massiert und wohl temperiert geht es im Liegen durch den Stau. Oder man genießt den Blick auf einen Monitor, der in die Trennwand zum Fahrer integriert ist.

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Von
Franziska Gabbert, Simone A. Mayer
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In die gleiche Kerbe schlägt nun auch Volvo mit dem EM90 – nach eigenen Angaben zunächst allerdings erst einmal nur in China. Der erste Van in der Firmengeschichte misst mehr als fünf Meter und wurde laut Volvo von innen nach außen und vor allem um die Fondpassagiere herum entwickelt. Zwar erwägen beide Hersteller nach eigenen Angaben den Export nach Europa. Während diese Modelle also noch im Planungsstadium sind, hat Lexus bereits Nägel mit Köpfen gemacht: „Wir bringen die First Class aus dem Flugzeug auf die europäischen Straßen“, sagt Lexus-Sprecher Etienne Plas und lenkt den Blick auf den neuen LM.

Schon als Sechssitzer kostet der Lexus LM mindestens 122 700 Euro und als Viersitzer mit zwei Sesseln im Fond wird er für 147 100 Euro zum teuersten Modell im Programm der Japaner. Dafür bietet der von einem 184 kW/250 PS starken Hybrid-Motor angetriebene Raumkreuzer viel Platz und unter anderem einen Bildschirm mit einer Diagonale von 48 Zoll, ein gekühltes Barfach, Massagefunktion und einen elektronischen Klima-Concierge.

Zwar will der Lexus-Vertreter Limousinen wie den hauseigenen LS nicht kleinreden. „Doch bieten wir damit vor allem Geschäftsreisenden mehr Möglichkeiten denn je“, sagt Plas. Er sieht denn auch neben Firmenkunden vor allem Fahrdienste und Shuttle-Services als Zielgruppe. Die deutschen Hersteller haben dieser Offensive bislang nichts entgegen zu setzen: Audi und BMW haben gar keinen Van. Und die Mercedes V-Klasse ist zwar ein veredeltes Nutzfahrzeug, das auf Luxus macht. Aber die Herkunft vom Kleinlaster kann sie nicht ganz verhehlen. Und beim VW-Doppel aus dem Bulli-Transporter T7 und dem Elektrobus ID.Buzz sucht man nach derartigem Luxus bislang vergebens. tmn

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