Sicherheit - Laut Stiftung Warentest ist rund die Hälfte aller Kinder falsch angegurtet und wäre bei einem Unfall nicht gut geschützt

Kindersitze für das Auto - darauf sollten Eltern achten

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tmn
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Gerade die Jüngsten sollten beim Autofahren im Kindersitz gesichert sein. Nachlässigkeiten können im schlimmsten Fall ein Leben kosten. © Karolin Krämer/dpa-tmn

München. Für Eltern kommt die Gesundheit ihrer Kinder an erster Stelle. Das gilt auch beim Autofahren. Für Eltern junger Kinder stellt sich die Frage, welchen Sitz sie benötigen. Bei Kauf und Gebrauch passieren schnell Fehler. So ist laut Stiftung Warentest rund die Hälfte aller Kinder falsch angegurtet und wäre bei einem Unfall nicht gut geschützt.

Woran lässt sich die Qualität eines Kindersitzes ablesen? Reiner Metzger von Stiftung Warentest sagt: Optisch und preislich lassen sich gute und schlechte Kindersitze nicht unterscheiden. Eltern sollten also ein wenig Zeit investieren und sich vorab informieren.

Orientierung können etwa die regelmäßigen Tests von ADAC und Stiftung Warentest bieten. Sie untersuchen das Verhalten beim seitlichen und frontalen Aufprall, die Bedienung, die Anpassung an die Körpergröße, Ergonomie und die Schadstoffbelastung.

Drei Normen derzeit zugelassen

Grundsätzlich müssen alle zugelassenen Sitze eine sogenannte UN-ECE-Norm erfüllen, ein internationaler Standard für Kinderautositze. Drei Normen sind derzeit laut ADAC zugelassen: i-Size / UN ECE Reg. 129, UN ECE Reg. 44/04 und UN ECE Reg. 44/03. Nicht zugelassen sind ältere Sitze mit der Norm ECE-R 44/01 und 44/02. Alle zugelassenen Modelle erfüllen also Mindestanforderungen – Luft nach oben und unten gibt es aber trotzdem.

Da Kinder bis zum zwölften Lebensjahr oder einer Körpergröße von 1,50 Metern gesichert werden müssen, schaffen Eltern in der Regel zwei bis drei Kindersitze für ihren Nachwuchs an, so die Erfahrung der Warentester. Es beginnt mit der Babyschale für die ersten 15 Monate, gefolgt vom Kindersitz für Kleinkinder bis vier Jahren und endet mit dem Modell für größere Kinder. Genauso gibt es auch Klapp- und mitwachsende Sitze, die sich beliebig verändern lassen.

Andreas Ratzek vom ADAC hat für Eltern einen Ratschlag: Sich gut beraten lassen und beim Kauf auf jeden Fall das eigene Auto und vor allem das Kind mitbringen. Als Projektleiter im Bereich Fahrzeugsicherheit testet er regelmäßig Kindersitze auf Herz und Nieren und weiß um die Tücken mancher Modelle.

Da sie sehr unterschiedlich ausfallen können, passt nicht jeder Sitz in jedes Auto. Ebenfalls helfe es, sich die Bedienung bei der Beratung zeigen zu lassen, so Ratzek. Nachlässigkeit beim Befestigen der Kindersitze kann im schlimmsten Fall ein Kinderleben kosten. Daher hat der ADAC eine Checkliste erstellt, um Eltern beim Kauf zur Seite zu stehen. Diese Punkte sollten sie unter anderem beachten:

Der Kindersitz muss sich stramm und standsicher im Fahrzeug einbauen lassen. Bei älteren Autos könnten längere Gurtschlossbefestigungen das verhindern. Gurte sollten möglichst geradlinig und faltenfrei verlaufen. Reicht die Gurtlänge aus, um Babyschalen zu befestigen? Falls nicht, sollte man zu einer separaten Basis mit Isofix-Befestigung greifen. Der Gurt sollte sich auch bei Sitzerhöhungen mit Rückenstütze wieder selbstständig aufrollen, wenn sich das Kind nach vorne beugt. Achtung: Nicht alle Sitze passen in jedes Auto. Jenen mit semi-universaler Zulassung, darunter fallen alle Kindersitze mit Stützfuß, liegt meist eine Liste geeigneter Autotypen bei.

Besonders für Kleinkinder teuer

Obwohl die Hersteller die Handhabung laut Ratzek stetig vereinfachten, zeigten Befragungen: Kinder sitzen bei fast jeder zweiten Fahrt falsch angeschnallt im Auto, weil Eltern im Alltag zu nachlässig würden. Dabei müssten Gurte unbedingt straff sitzen. Es dürfe keine Hand zwischen Gurt und Kind passen, so der Maßstab der Stiftung Warentest. Genauso wenig sollte das Gurtband am Hals des Kindes vorbeiführen.

Reiner Metzger erlebt es immer wieder, dass Kinder zu klein für die Sitze sind oder zu schnell vorwärts angeschnallt werden. „Viele Unfälle passieren frontal“, sagt er. Deshalb müssen Eltern ihren Nachwuchs bis zu einem Alter von 15 Monaten oder – sofern möglich – auch bis zwei Jahren rückwärts sichern.

Je nach Alter des Kindes ist zum Teil tief in die Tasche zu greifen. Als Richtwert für Babyschalen ohne Basis gibt Reiner Metzger zwischen 100 und 250 Euro an, mit Basis zum Festklicken sind es 100 bis 200 Euro. Jene für Kleinkinder kosten zwischen 200 und 400 Euro, aber auch mehr. Für Kinder ab einem Meter werden die Sitze wieder günstiger, gute sind für 100 bis 200 Euro zu haben. tmn

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