Fahrbericht: Jeep Grand Cherokee SRT-8 - Yes, we can

Fahrbericht: Jeep Grand Cherokee SRT-8

Von 
Benjamin Bessinger
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Waldwege, Wüstenpisten, Schotterstrecken? Pustekuchen! Wer am Steuer des neuen Jeep Grand Cherokee SRT-8 sitzt, kann sich über einen noch größeren Aktionsradius freuen: Weil der Häuptling der Indianer zum Training bei der Abteilung für "Street and Racing Technology" war, traut er sich jetzt sogar auf die Rennstrecke. Daran konnten sich bislang nur die Amerikaner freuen. Doch ein gutes halbes Jahr nach seiner US-Premiere kommt das muskulöse Dickschiff im Frühjahr zu Schätzpreisen von 70.000 Euro aufwärts auch nach Deutschland.

Möglich macht den Kraftakt ein neuer V8-Motor, der mit dem aktuellen Trend zum Downsizing so viel zu schaffen hat wie "Billy the Kid" mit der Gerechtigkeit: 6,4 statt 6,1 Liter Hubraum hat der "Hemi", und auf Errungenschaften wie einen Turbolader oder eine Direkteinspritzung pfeift er mit dem Singen seiner hohen Drehzahlen. Nicht umsonst beginnt der Rote Bereich erst jenseits von 6 000 Touren. Und nicht umsonst ist er mit 470 PS der stärkste Jeep aller Zeiten. Trotzdem haben die Amerikaner den Geist der Zeit nicht vollends ignoriert: Die Zylinderabschaltung und neues Ablassventil im Auspuff sollen den Verbrauch gegenüber dem deutlich schwächeren Vorgänger zumindest im gemächlichen Highway-Betrieb um gute zehn Prozent drücken. Trotzdem dürften am Ende mindestens 15 Liter im Datenblatt und gerne auch 20 auf dem Bordcomputer stehen.

Aber wenn interessiert beim Sündenfall schon die Buße, die man später dafür tun muss. Sorgen können wir uns morgen, jetzt ist Spaß gefragt. Und davon bietet der SRT-8 jede Menge: Kaum fällt auch nur ein Schatten aufs Gaspedal, stürmt der Jeep davon wie ein wütendes Bison: Selbst stolze 2,3 Tonnen werden zum Fliegengewicht, wenn bis zu 630 Nm zu Werke gehen. Nur der Allradantrieb verhindert, dass die gewaltigen 20-Zöller ganze Placken aus dem Asphalt reißen, wenn sich der Grand Cherokee aufbäumt, wilde Fanfaren aus den trompetengleich geformten Endrohren tönen und die Fuhre mit aller Macht nach vorne drängt. Ehe es sich die antiquierte Fünfgang-Automatik versieht, hat man mit den Wippen am Lenkrad die Gänge schon wieder gewechselt, hält den Drehzahlmesser schön nah am Limit und jagt davon, als gäbe es kein Morgen mehr: 4,8 Sekunden von 0 auf 100, gute 13 Sekunden für die in Amerika so wichtige Viertelmeile und ein Spitzentempo von 255 km/h - damit erreicht der SRT-8 das Niveau mancher Sportwagen und sichert sich einen Platz in der ewigen Bestenliste der Werkschronik: Einen schnelleren Jeep hat es noch nicht gegeben.

Aber Kraft alleine ist ein bisschen wenig. Sie will schließlich auch kontrolliert werden. Deshalb hat Jeep nicht nur Bremsen mit der Stoppwirkung einer 45er Magnum eingebaut, die den Kaventsmann aus Tempo 100 nach 35 Metern zum Stehen bringen. Die Amerikaner haben auch bei der Geländegängigkeit ein paar Kompromisse gemacht, den Allradantrieb für eine hecklastigere Kraftverteilung modifiziert, das Auto ein gutes Stück tiefer gelegt und das Fahrwerk völlig neu abgestimmt. Wo man mit dem Drehschalter auf der Mittelkonsole früher zwischen Matsch und Modder wählen konnte, gibt es jetzt noch eine Raste fürs Rennen: "Track" heißt der Modus, in dem sich das Auto spürbar versteift, zwei Drittel der Kraft an die Hinterachse gehen, die Federung ihre Arbeit auf ein Minimum reduziert, sich der SRT-8 förmlich mit der Straße verzahnt und die Physik Lügen straft: Obwohl schwer wie ein Kleinlaster, lässt er sich damit fast so handlich über einen kurvigen Kurs prügeln wie ein Ford Mustang oder ein Chevrolet Camaro.

Dummerweise haben zumindest die Amerikaner nichts von diesem schönen Kraftakt. Denn wer daheim dem Lockruf der Leistung erliegt, der hat bald die Kavallerie der Ordnungshüter im Schlepptau. Weil man das natürlich auch bei Jeep weiß, gibt es zum gewaltigen Motor und dem strammen Fahrwerk auch ein imposantes Design mit wuchtigen Schwellern und Schürzen und vor allem einer neuen Motorhaube, die gut zum Bild vom wütenden Bison passt: Nicht umsonst hat sie zwei riesige Nüstern, durch die bei einem scharfen Ritt die Luft flimmert als wäre sie heiße Atem eines kämpfenden Bullen.

Jeep Grand Cherokee SRT-8 - Technische Daten:

Geländewagen, V8-Benziner, 6424 ccm Hubraum, 351 kW/470 PS, max. Drehmoment: 630 Nm,

0-100 km/h, 4,8 S. , V-max: 255 km/h.,

Verbrauch: k. A., CO2: k. A., Preis: ca. 70.000 Euro

Kurzcharakteristik Jeep Grand Cherokee SRT-8

Alternative zu BMW X5M, Mercedes ML 63 AMG und Porsche Cayenne Turbo

Passt zu: Cowboys in Eile und Bodybuildern mit knappem Terminplan.

Sieht gut aus vor der Ranch, auf dem Highway Number One und an der Zapfsäule.

Was kommt noch: nix!

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